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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Briscon; Brise; Brisebarre; Briseis; Brisement; Brisingamen; Brisling; Briss; Brissac

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Briscon - Brissac

rasch avancierend, die verschiedensten Feldzüge mit. So kam er nach Flandern, 1795 nach Westindien, 1812 als General nach Ostindien, Spanien, Südfrankreich, Canada (Plattsburg) und bei der Occupation nochmals nach Frankreich. Schon nach seiner Rückkehr von der westind. Expedition hatte er sich zu Brisbane House ein Observatorium auf eigene Kosten erbaut, und nachdem er 1821 Gouverneur von Neusüdwales geworden war, erbaute er die Sternwarte zu Paramatta unweit Sydney. Hier wurden teils von ihm selbst, teils von Rümker und Dunlop die 10 000 südl. Sterne Lacailles, 1822 die erste Wiederkehr des Enckeschen Kometen, das Wintersolstiz und der Merkurdurchgang beobachtet. Der auf Grund dieser Beobachtungen von Richardson in Greenwich herausgegebene sog. Brisbane-Katalog enthält 7385 Sterne der südl. Halbkugel. Kurz nach seiner Rückkehr von Australien (1825) baute er als drittes Observatorium das zu Markerstoun, wo er gleichzeitig eine Station für erdmagnetische Beobachtungen errichtete und bis 1847 daselbst regelmäßige Beobachtungen anstellte. Er starb 31. Jan. 1860 auf seinem Erbsitz zu Largs.

Briscon (jeu de Briscon, spr. schö de brißkóng), ein aus mehrern andern entstandenes Kartenspiel, das von zwei Personen mit 32 Blättern gespielt wird. Jeder erhält zuerst 5 Karten, die 11. ist Trumpf und jede abgespielte Karte wird aus dem Resthaufen ergänzt. Es zählen dabei die Quinten, Quarten und Terzen im Trumpf doppelt soviel als in den andern Farben; auch berechnet man im B. sog. Kunststücke, indem 4 Asse 50, 4 Könige 100, 4 Damen 80 u. s. w. gelten. Wer alle Stiche im ganzen Spiel macht, zählt 600, wer einfach die meisten Stiche hat, zählt 10 Points.

Brise (frz.; engl. breeze, ital. brezza, kühler Windeshauch) heißt in der Seemannssprache guter Segelwind, der dem Schiffe erlaubt, den größten Teil seiner Segel zu führen. Der Ausdruck wird deshalb gewöhnlich nur für Wind in Verbindung mit gutem Wetter gebraucht. Man unterscheidet, je nach der Stärke, flaue, mäßige und steife B. Mit ersterer macht das Schiff 1-4, mit der zweiten 4-7, mit letzterer 7-12 Knoten in der Stunde (ebensoviel geogr. Meilen in 4 Stunden). Statt B. wird seltener der Ausdruck Kuhlte gebraucht. Müssen die obern Segel geborgen werden, so wird die B. zum Winde und bei noch größerer Heftigkeit zum Sturme.

Brisebarre (spr. bris'bahr), Ed. Louis Alex., französischer dramat. Dichter, geb. 12. Febr. 1818 zu Paris, gest. daselbst 18. Dez. 1871, wandte sich nach verschiedenen Mißerfolgen auf andern Gebieten, auch als Schauspieler, der dramat. Dichtkunst zu und errang gleich mit seinem ersten Stück "La fiole de Cagliostro" (mit Anicet, 1835) einen durchschlagenden Erfolg. Seitdem trat B. mit andern Dramatikern in Verbindung und verfaßte teils mit diesen, teils allein über 100 Stücke (Vaudevilles und Dramen). Die bekanntesten sind: "Pascal et Chambord" (1839), "Madame Camus à sa demoiselle" (1841), "La vie en partie double" (1845), "Un tigre du Bengale" (1849), "Drinn-Drinn" (1851), "Le laquais d'un nègre" (1852), "Suzanne" (Drama, 1854), "Rose Bernard" (Drama, 1857), "Les ménages de Paris" (1859), "Le garçon de ferme" (1861), "M. de la Raclée" (1862), "Léonard" (Drama, 1863), "La vache enragée" (1865), "Les rentiers" (1868); mit Eugène Rus zusammen: "Les drames de la vie" (2 Bde., Par. 1860).

Briseis, s. Achilleus.

Brisement forcé (frz., spr. bris'máng forßeh), in der Chirurgie die gewaltsame Zerreißung von sehnigen oder knöchernen Verwachsungen der Gelenke.

Brisingamen, in der german. Mythologie der schöne Halsschmuck der Göttin Freyja. Mehrere german. Stämme kennen das B. Nach den ausführlichsten nordischen Quellen raubte Loki (s. d.) das Kleinod und barg es im fernen Westen. Hier, auf dem Meeresgrunde, rang er mit Heimdall (s. d.), und dieser gewann es wieder. Schön haben diesen Mythus Uhland und Müllenhoff auf die Morgen- und Abendröte gedeutet, das Kleinod, das der "schließende Gott" jeden Abend der Freyja raubt, aber der Himmelsgott jeden Morgen der Gattin wiederbringt.

Brisling oder Breitling, Fisch, s. Sprotte.

Briss., bei zoolog. Bezeichnungen Abkürzung für Brisson, Mathurin Jacques (s. d.).

Brissac, alte franz. Adelsfamilie, die ursprünglich Cossé heißt, aber den Namen B. von einer ihrer Herrschaften in Anjou annahm. Besonders ausgezeichnet haben sich: Charles de Cossé, Graf von B., Marschall von Frankreich, geb. 1505, wurde 1540 franz. Generaloberst, kommandierte 1543 die leichte Kavallerie in Piemont, kämpfte 1544-46 gegen die Engländer und die Kaiserlichen im Nordosten und wurde 1547 Großmeister der Artillerie. 1550 erhob ihn Heinrich II. zum Marschall von Frankreich und verlieh ihm das Generalkommando in Piemont, wo er mit wenigen Truppen glücklich den Kaiserlichen widerstand. Franz II. ernannte ihn 1559 zum Gouverneur der Picardie. im Bürgerkriege stand B. zu den Katholiken, den Guisen. Karl IX. gab ihm 1562 das Gouvernement von Paris und 1563 das der Normandie. Er starb 31. Dez. 1563. - Vgl. Marchand, Charles Ier de Cossé comte de B et maréchal de France (Par. 1889).

Sein Bruder, Arthur de Cossé, Graf von Secondigny, bekannt unter dem Namen des Baron de Gonnor, geb. 1512, kämpfte in den Kriegen Heinrichs II., war jahrelang der Finanzverwalter Katharinas von Medici, wurde 1567 von Karl IX. ebenfalls zum Marschall erhoben. Katharina beschuldigte ihn jedoch späterhin des Einverständnisses mit den Hugenotten und mit dem Herzoge von Alencon und ließ ihn nebst dem Marschall von Montmorency 1574 in die Bastille setzen, aus der er erst im folgenden Jahre entlassen wurde. Er starb 15. Jan. 1582.

Charles II. de Cossé, Herzog von B., Sohn des Charles de Cossé, hielt in den Religionskriegen zu dem Herzog Heinrich von Guise und that sich während der Unruhen in Paris (Barrikadentag 1588; s. Liga) hervor. Er erhielt von den Ligisten das Gouvernement von Paris, übergab die Stadt aber im März 1594 Heinrich IV., der ihn dafür zum Marschall von Frankreich erhob. Von Ludwig XIII. zur Würde eines Pairs und Herzogs erhoben, starb er 1621.

Nachdem der letzte Herzog von B., Louis Hercule Timoléon de Cossé, geb. 14. Febr. 1734, Gouverneur von Paris, im Sept. 1792 in Versailles ermordet worden, ging der Herzogstitel 1814 mit der Pairie auf eine Seitenlinie, die Herzöge von Cossé, über, die sich seitdem Herzöge von Cossé-Brissac nennen. Neben dem herzogl. Zweige blüht das Haus noch in mehrern Seitenzweigen, welche den Grafen- und Marquistitel führen.