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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bücher - Buchez

war. 1880 gab er die 2. Auflage von Lassalles «System der erworbenen Rechte» (2 Tle., Lpz.) heraus; Lassalle hatte ihm das litterar. Eigentum seiner Schriften vermacht. 1886 wurde B. auf seinen Antrag zur Disposition gestellt. Er starb 12. Ott. 1802 in Glion (Schweiz). - Vgl. Poschinger, Ein Achtundvierziger. B.s Leben und Werke (3 Bde., Berl. 1890-94).

Bücher, Karl, Nationalökonom, geb. 16. Febr. 1847 zu Kirberg (Reg.-Bez. Wiesbaden), studierte 1866-69 zu Bonn und Göttingen Geschichte, Philologie und Staatswissenschaften und war darauf längere Zeit als Gymnasiallehrer thätig. Von 1878 bis 1880 besorgte er die Redaktion des wirtschaftlichen und socialpolit. Teils der «Frankfurter Zeitung». B. habilitierte sich 1881 an der Universität München für Nationalökonomie und Statistik, wurde 1882 Professor an der Universität Dorpat, 1883 ord. Professor an der Universität Basel, 1890 an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, 1892 wurde er als Professor der Statistik und Nationalökonomie an die Universität Leipzig berufen. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Die Aufstände der unfreien Arbeiter 143-129 v. Chr. » (Frankf. a. M. 1874), «Gutachten über das gewerbliche Bildungswesen» (in den «Schriften des Vereins für Socialpolitik», Bd. 15, Lpz. 1878), «Das Ureigentum, von E. de Laveleye» (deutsche Ausg., ebd. 1879; die Kap. VI, IX, XIV und XV sind Originalarbeiten des Herausgebers), «Die Frauenfrage im Mittelalter» (Tüb. 1882), «Die Bevölkerung von Frankfurt a. M. im 14. und 15. Jahrh.» (Bd. 1, ebd. 1886), «Frankfurter Buchbinder-Ordnungen vom 16. bis zum 19. Jahrh.» (ebd. 1888), «Basels Staatseinnahmen und Steuerverteilung» (Bas. 1888), «Die Bevölkerung des Kantons Basel-Stadt am 1. Dez. 1888» (ebd. 1890), «Die Wohnungs-Enquete in der Stadt Basel vom 1. bis 19. Febr. 1889» (ebd. 1891), «Die gewerblichen Betriebsformen in ihrer histor. Entwicklung» (Karlsr. 1892).

Bücherauktion, s. Antiquariatsbuchhandel.

Bücherbestellzettel, s. Bücherzettel.

Bücherkunde, s. Bibliographie.

Bücherlaus, s. Holzläuse.

Bucherornamentik, s. Buchverzierung.

Bücherprivilegium hieß das von der kompetenten Oberbehörde an jemand erteilte ausschließliche Recht zum Verlag eines Werkes. Das älteste B. kommt 1469 in der Republik Venedig vor; in Deutschland erteilte zuerst Bischof Heinrich von Bamberg ein B.; später geschah es durch die deutschen Fürsten, den Bundestag u. s. w. Die gegenwärtige Gesetzgebung über das Urheberrecht (s. d.) und das Verlagsrecht (s. d.) hat das B. in Deutschland entbehrlich gemacht.

Büchersendungen durch die Post, s. Drucksachensendungen

Bücherskorpion (Chelifer cancroides L.), ein etwa 8 mm langer, rötlichbrauner Afterskorpion (s. d.) mit dreiteiligem Kopfbruststück und zwei Augen, findet sich in Häusern besonders zwischen altem Papier, unter dem Rückeneinbande alter, feuchter Bücher, in Herbarien und Insektensammlungen, wo er, ohne Schaden anzurichten, durch Vertilgung der schädlichen Milben und Staubläuse nützt.

Bücherzeichen, s. Ex-libris.

Bücherzettel, auch Bücherbestellzettel, im Postwesen offene gedruckte Bestellungen auf Bücher, Zeitschriften, Bilder und Musikalien. Das Formular hierzu darf nicht unter 12,4 cm lang und 8,5 cm hoch sein, und muß auf der Vorderseite den Vordruck «Bücherzettel» tragen. Auf der Rückseite dürfen neben der Bezeichnung der bestellten bez. angebotenen Werke noch solche handschriftliche Vermerke angebracht werden, welche den bestellten Gegenstand betreffen und nicht die Eigenschaft einer besondern, mit demselben in keiner Beziehung stehenden brieflichen Mitteilung haben. Zulässige Vermerke sind: franko unter Kreuzband, empfohlen, eilig, muß bis ...ten in meinen Händen sein, unmittelbar an N. N., eingebunden, Prachtband, mit den Kupfern, gegen bar, sowie etwaige Preisangaben. Die B. dürfen auch zur Bestellung von Unterrichtsgegenständen, wie: Globen, Tellurien, Planetarien, Wand- und Reliefkarten u. s. w. benutzt werden; dagegen ist ihre Verwendung zur Bestellung von Formularen nicht gestattet. Die Beförderung der B. erfolgt gegen die Drucksachentaxe von 3 Pf. (S. Drucksachensendungen.)

Buchesismus, s. Buchez.

Buchez (spr. büscheh), Philippe Jos. Benjamin, französischer socialpolit. Schriftsteller, geb. 31. März, 1796 zu Matagne-la-Petite, einem damals zum Depart. Ardennen gehörigen Dorfe der belg. Provinz Namur, wurde in Paris erzogen und erhielt hier eine kleine Anstellung am Steueramt. Während der Restauration beteiligte er sich vielfach an geheimen Gesellschaften und lag neben den Naturwissenschaften und der Medizin auch der Philosophie und Geschichte ob. Damals war er Hauptredacteur des «Journal des progrès des sciences et institutions médicales» und Mitarbeiter an dem Saint-Simonistischen Wochenblatt «Le producteur», bis ihm die Tendenzen dieses Blattes mit seinen eigenen Ansichten, über die Verbesserung der Gesellschaft und Wissenschaft auf kath. Grundlage nicht länger vereinbar schienen. Völlig losgetrennt von der Saint-Simonistischen Schule, stiftete er 1831 die philos. Zeitschrift «L'Européen», die er größtenteils selbst schrieb und zum Organ des neukath. Systems, des sog. Buchesismus machte. Sein Grundgedanke ist die Idee des in der Natur und Geschichte hervortretenden Fortschritts und Entwicklungsganges. Die Geologie, Embryogenie und vergleichende Anatomie liefern dazu die Beweise außerhalb des Bereichs der moralischen und polit. Welt. Bei den Menschen aber muß die fortschreitende Ausbildung dem Zufall entrissen und auf ein von der christl.-kath. Offenbarung vorausverkündigtes Ziel angewiesen werden. Dies ist die Theorie seines «Essai d'un traité complet de philosophie au point de vue du catholicisme et due progrès» (3 Bde., Par. 1839-40) und seiner «Introduction a la science de l'histoire» (2 Bde., ebd. 1833; 2. Aufl. 1842). Mit Roux-Lavergne gab er heraus: «Histoire parlamentaire de la Révolution francaise, ou Journal des assemblées nationales depuis 1789 jusqu'en 1815» (40 Bde., Par. 1833-38; von der 2. Aufl. erschien nur Bd. 1-6, 1845-47), eine reiche und für die Geschichte der Französischen Revolution wichtige Materialiensammlung, die vom republikanischen Gesichtspunkte aus zusammengetragen ist. Besondere Erwähnung verdient, daß er zuerst (1831 im «Européen») die Idee der Produktivassociation als Mittel zur Emancipation der Arbeiterklasse entwickelt und auch selbst einige Genossenschaften dieser Art mit Erfolg gegründet hat. Seine eigentümliche Idee, einen Teil des Gewinns der Genossenschaften im Interesse der ganzen Klasse zu opfern, um ein stets zunehmendes «unteilbares