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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Byström; Bythometrie; Bytūrus; Byzantīner; Byzantinische Kunst

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Byström - Byzantinische Kunst

(298 qkm, 67 Gemeinden, 84 Ortschaften, 22217 E.), eine Stadtpfarrkirche (1754 wiederhergestellt) mit hohen Türmen, Baumwoll-, Leinenindustrie, Landwirtschaft und große Märkte. Solange B. im Besitz der Herren von Pernstein war (bis 1550), galt sein Gebiet als eine Hauptstütze der mähr. Hussiten; bis 1620 war es protestantisch; nach der Schlacht am Weißen Berge kam es in den Besitz der Grafen von Nachod, 1730 in den der Grafen Mittrowsky von Nemischl.

Byström, Johan Niklas, schwed. Bildhauer, geb. 18. Dez. 1783 zu Filipstad in der Provinz Wermland, studierte an der Stockholmer Akademie und ging 1810 nach Rom, von wo aus er als erste Arbeit eine Trunkene Bacchantin nach Schweden schickte, die seinen Ruf begründete. Er wiederholte dieses Werk später dreimal. 1816 kam B. nach Stockholm und überraschte den Kronprinzen (Bernadotte) mit dessen Porträtstatue in kolossaler Große, die er, in Gestalt eines nackten Mars, bis auf das Haupt schon in Rom vollendet hatte. B. wurde zum Professor ernannt und ihm die Anfertigung der kolossalen Marmorstatuen der Könige Karl Ⅹ., ⅩⅠ., ⅩⅡ. und später Gustav Ⅱ. Adolf und Karl ⅩⅣ. Johann übertragen. Zu dem Zwecke ging B. nach Rom zurück. Seit 1838 lebte er zu Stockholm, wandte sich 1844 abermals nach Rom und starb dort 11. März 1818. Er verfolgte dieselbe etwas süßliche und oberflächlich-antikisierende Richtung wie früher Canova. Am besten gelangen ihn die anmutigen und lebensfrischen Formen weiblicher und kindlicher Figuren, während seine männlichen Gestalten mitunter der Charakteristik entbehren. Unter seinen Werken sind noch hervorzuheben: Amor mit den Attributen des Bacchus, Juno den jungen Hercules säugend, Pandora ihr Haar kämmend, eine Tänzerin, badende Mädchen, Hebe, Euterpe, Hero, die Bellmann-Büste und die Statue Linnés zu Upsala, eins seiner besten Werke. Für die Domkirche zu Linköping arbeitete er einen Christus nebst Glaube, Liebe und Hoffnung.

Bythometrie (grch.), Tiefenmessung.

Bytūrus, Himbeerkäfer, eine Gattung Weichhäuter (s. d.) mit zwei deutschen Arten, deren Larven den Himbeeren und Brombeeren ab und zu schädlich werden. Die häufigere Art (B. tomentosus Fabr.) ist zwischen 3 und 4 mm lang, von gestreckter Gestalt, schwärzlichbraun, graubehaart mit braunen Gliedmaßen.

Byzantīner, Byzantinus, Byzantius, die von den griech. Kaisern und zwar seit dem Anfang des 4. Jahrh. zuerst unter Konstantin d. Gr. in Byzanz geprägte Goldmünze, die dem röm. Solidus (s. d.) gleichstand. In Frankreich, wo sie Besant d’or genannt wurde, bildete sie ebenso wie auch in Deutschland bis in das 13. Jahrh. die gangbarste Goldmünze. – Vgl. Sabatier, Description des monnaies byzantines (2 Bde., Par. 1862).

Byzantīner im litterarhistor. Sinne heißen diejenigen griech. Schriftsteller, die etwa von der Mitte des 7. Jahrh. n. Chr. bis zum Ende des Byzantinischen Reichs (s. d.) schrieben. Gewöhnlich werden aber auch die Schriftsteller des 6. Jahrh. von der Zeit des Justinian (529) an und der ersten Hälfte des 7. Jahrh. hinzugerechnet, obwohl sie besser in den Ausgang des Altertums als in den Beginn einer neuen Epoche gehören. Die B. waren in Geschichtschreibung, Annalistik, Geographie, Altertumswissenschaft, Philosophie, Theologie, Rhetorik und Briefschreibung sowie in verschiedenen Gattungen der Poesie (am wenigsten im Drama) thätig. Am bedeutendsten sind ihre Leistungen auf dem Gebiete der Geschichte und Chronistik. Von den Historikern sind hervorzuheben: aus dem 6. Jahrh. Prokopius (s. d.) und Agathias (s. d.); aus dem 7. Theophylaktos Simokattes; aus dem 10. Konstantin Ⅶ. (s. d.) Porphyrogennetos, Leo (s. d.) Diakonus und Joseph Genesios; aus dem 11. Michael (s. d.) Attaliates; aus dem 12. Nikephoros (s. d.) Bryennios, Anna (s. d.) Komnena und Kinnamos (s. d.); aus dem 13. Nicetas (s. d.) Akominatus und Georgios Akropolites; aus dem 13. bis 14. Georgios Pachymeres (s. d.); aus dem 14. Nikephoros Gregoras (s. d.) und Johannes Ⅵ. (s. d.) Kantakuzenos; aus dem 15. Jahrh. Laonikus Chalkokondylas (s. d.), Johannes Dukas und Phrantzes. Unter den Chronisten ragen hervor: im 7. Jahrh. Johannes Malalas (s. d.); im 9. Jahrh. Theophanes (s. d.) und Georgios (s. d.) Monachos; im 12. Zonaras (s. d.) und Michael Glykas (s. d.). Für die Chronologie sind zu beachten: die sog. «Osterchronik» («Chronicon paschale») aus dem 7. und Georgios Synkellos aus dem 8. Jahrh. mit der Fortsetzung des Theophanes. Ferner sind von byzant. Schriftstellern zu nennen: Cosmas Indicopleustes (Geograph, 6. Jahrh.), Euagrios (Kirchenhistoriker, 6. Jahrh.), Eusthatius (Homererklärer, 12. Jahrh.), Eusthatius Makrembolites (Romanschriftsteller, 12. Jahrh.), Konstantin Harmenopulos (Jurist, 14. Jahrh.), Johannes Chrysorrhoas (Dogmatiker, 8. Jahrh.), Photius (Polyhistor, 9. Jahrh.), Planudes (Grammatiker, 13. Jahrh.), Plethon (Philosoph, 14. Jahrh.), Michael Psellos (Philosoph, 11. Jahrh.), Tzetzes (Grammatiker, 12. Jahrh.). (S. die Einzelartikel.) Eine große Sammlung der Historiker und Chronisten veranstalteten Labbé, Du Cange, Leo Allatius u. a. («Byzantinae historiae scriptores», 42 Bde., Par. 1654‒1711); ein schlechter Nachdruck erschien (23 Bde.) Venedig 1727‒33; die von deutschen Gelehrten unternommene, von der Berliner Akademie unterstützte Neubearbeitung («Corpus scriptorum historiae Byzantinae», 49 Bde., Bonn 1828‒78), von Niebuhr angeregt, blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Die meisten Werke des Bonner «Corpus» wiederholte ohne Verbesserungen die von Migne herausgegebene «Patrologia graeca» (Par. 1857 fg.). Von sonstigen Sammlungen ist zu nennen: Sathas, «Μεσαιωνικὴ βιβλιοθήκη» (6 Bde., Venedig 1872‒77). über die Quellen der Historiker des 9. und 10. Jahrh. vgl. Hirsch, Byzant. Studien (Lpz. 1870); über die des 12. Jahrh. Neumann, Griech. Geschichtschreiber und Geschichtsquellen im 12. Jahrh. (ebd. 1888). Hauptwerk: Krumbacher, Geschichte der byzant. Litteratur (Münch. 1891).

Byzantinische Kunst nennt man die Kunst der östlichen (griech.) Christenheit, entweder mit Einschluß der Altchristlichen Kunst (s. d.) oder erst seitdem die Kunst nach der Mitte des ersten Jahrtausends im Orient und im Abendlande verschiedene Wege einschlug. Es wäre irrig, aus ihrem Namen zu schließen, daß ihre Wurzeln lediglich in Byzanz (Konstantinopel) gelegen hätten, da vielmehr den hellenistischen Kulturcentren Alexandria und Antiochia eine größere Bedeutung für die Schöpfung der christl. Kunstformen zukommen wird. In der Baukunst bildet der Kirchenbau die Hauptaufgabe. Während die altchristl. Kunst den Längsbau bevorzugte, wendet die B. K. den Centralbau allgemein an. Bei- ^[folgende Seite]