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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Caltavutūro; Caltha; Caluire-et-Cuire; Calumet; Calumnĭa; Calumniare audacter; Cälus; Calvados

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Caltavuturo - Calvados

tion und Produktenhandel. Die Umgegend hat viel Getreide, einen fischreichen See, reiche Viehweiden, ergiebige Jagd, Mineralquellen und reiche Schwefelgruben. 3 km östlich das schone Kloster Badia di San Spirito, 1153 von Roger I. in normann. Stil erbaut; 3 km weiter eine kleine Ebene Terra-Pilata mit einem Schlammvulkan, der entzündliches Wasserstoffgas ausstößt, und eine Steinölquelle. 24 km entfernt die Schwefelquelle von Gabiarosse. Nach einigen Forschern ist C. an der Stelle der sikanischen Stadt Nissa erbaut. Im Besitz der Saracenen während des 9. bis 11. Jahrh. hieß der Ort Kalatanissa.

Caltavutūro, Ort im Kreis Termini Imerese der ital. Provinz Palermo aus Sicilien, 26 km im O. von Termini, am Grande, hat (1881) 5638 E., Wein- und Seidenbau, Ölgewinnung und Viehzucht. Auf steilem Felsen liegt die Ruine einer alten Kirche und der alten saracen. Festung Kalaat-Abu-Thûr.

Caltha L., Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.), besteht aus wenigen perennierenden, in Sümpfen und an Ufern von Wassern wachsenden Kräutern Europas, Asiens, Nordamerikas und des südlichsten Südamerika, mit fetten, ungeteilten Blättern und großen Blumen. In Deutschland sowie in ganz Mittel- und Nordeuropa findet sich nur die überall an Bächen, auf sumpfigen Wiesen, an Fluß- und Seeufern wachsende C. palustris L., Kuhblume, Dotterblume, Fettblume, Schmirgel. Diese hat saftige Stengel, abwechselnd gestellte, herz-nierenförmige Blätter, große dottergelbe Blumen und ziert mit letztern die Bachränder im ersten Frühling. Sie enthält einen giftigen Saft; doch werden die noch geschlossenen Blütenknospen, in Essig eingemacht, als Kapern, denen sie sehr ähnlich sehen, gegessen, auch zur Verfälschung der echten Kapern benutzt.

Caluire-et-Cuire (spr. kalüihr eh küihr), Ort im Kanton Neuville-sur-Saône, Arrondissement Lyon des franz. Depart. Rhône, 4 km nordöstlich von Lyon, an der Saône und an der Linie Lyon-Trévoux der Rhône-Eisenbahn, hat Post und Telegraph, (1891) 7614, als Gemeinde 9988 E., Zeugdruckereien, Färbereien, Maschinenbau und chem. Fabriken.

Calumet (frz., spr. -lümeh), s. Friedenspfeife.

Calumet (spr. källju-), Stadt im County Houghton des nordamerik. Staates Michigan, auf der Halbinsel Keweenaw, an einer Zweigbahn der Duluth, South-Shore und Atlantic-Linie, hat etwa 8000 E. und ist Mittelpunkt großartiger Kupfergewinnung, die hauptsächlich durch die Calumet and Hecla Mining-Company betrieben wird.

Calumnĭa (lat., "Verleumdung"), bei den Römern das Vergehen des Anklägers, welcher böswillig einen Unschuldigen verfolgt; oder im Civilprozeß die schikanöse Erhebung einer Klage im Bewußtsein des Unrechts. Man glaubte solche Schikanen früher durch einen bei Erhebung der Anklage oder der Klage zu leistenden Eid ausschließen zu können, den bei uns längst beseitigten Kalumnieneid.

Calumniare audacter, s. Audacter caluminare u. s. w.

Cälus, s. Uranos.

Calvados(spr.-dóß), Departement im nordwestl. Frankreich, Teil der ehemaligen Normandie, grenzt im N. an den Kanal La Manche, im O. an das Depart. Eure, im S. an Orne, im W. an Manche, hat 5520,72 (nach Berechnung des Kriegsministeriums 5692) qkm, (1891) 428945 E., darunter 1458 Ausländer, und zerfällt in die 6 Arrondissements Caen, Lisieux, Falaise, Bayeux, Vire und Pont l'Evêque, mit 38 Kantonen und 763 Gemeinden. Hauptstadt ist Caen. Das Land bildet eine wellenförmige Fläche, welche sich von den südl. Hügelketten (an den Quellen des Odon bis 364 m) allmählich zu der Nordküste hinabsenkt. Das 120 km lange, nur sehr wenig eingebuchtete Gestade stürzt teils mit 120 m hohen felsigen Abfällen zur See ab, teils verläuft es in Sanddünen oder ist mit Klippen und Riffen bedeckt. Zwischen den Mündungen der Orne und Vire bildet die nach einem hier gescheiterten span. Schiffe der Armada Philipps II. benannte Felsenbank C. (korrumpiert aus Salvador) eine ehemals weiter hinausgelegene, 26 km lange und etwa 4 km breite, bei der Ebbe kaum 1 m hervorragende Reihe von gefährlichen Klippen. Der Boden ist, vornehmlich in den Thälern, fruchtbar, durch die zum Teil schiffbaren Küstenflüsse Touques, Dives, Orne (100 km lang, auf 18 fahrbar), Seulles, die auf eine Strecke unterirdisch fließenden Drôme und Aure und die Vire (132 km lang) gut bewässert, nur am Meere, wo die Badeorte Trouville, Dives, Cabourg liegen, sandig und unergiebig, im ganzen sehr spärlich bewaldet, aber mit weit ausgebreiteten Weideplätzen und zum Teil künstlichen Wiesen bedeckt. Daher sind Rindvieh- (197326 Stück), Schaf- (94695 Stück), Pferde- und Schweineherden des Landes vorzüglichster Reichtum. Besonders berühmt durch treffliche Weiden und Viehzucht (jährlich für 7 Mill. Frs. der berühmten Butter von Isigny) ist das von dem Touques durchflossene Augethal (Vallée d'Auge), das mit den angrenzenden Thälern das der Kreideformation angehörende ehemalige Land von Auge (Pays d'Auge) bildete; noch mehr das herrliche Bessin mit seinem auf Jurakalk ruhenden Thonboden. Zwischen Orne und Vire dehnt sich die granitische Landschaft Bocage aus, deren ehemalige Hauptstadt Vire war, und zwischen beiden Ländchen liegt die Campagne de Caen. Das Klima ist sehr gesund, aber veränderlich und feucht. Die prachtvollen Apfelbäume geben vorzüglichen Cider (1888: 534452 hl; im zehnjährigen Durchschnitt 1519477); Weinbau fehlt. Die Bevölkerung treibt neben Ackerbau, welcher sehr viel Weizen (1887: 1754800 hl auf 107000 ha), ferner Gerste (468050 hl), Roggen und Hafer (990000 hl) liefert, besonders starke Viehzucht mit namhafter Butter- und Käsebereitung. Auch zieht man viel Geflügel (in Caumont und Crèvecoeur), Obst und Gemüse und baut Flachs und Hanf. Das Departement hat Eisenhütten und Hochöfen, Schiffbau, viele große Fabriken, Woll- und Baumwollspinnerei, erzeugt Leinwand, Spitzen, Blonden, Papier, Leder, Öl, und chem. Produkte. In den Küstengegenden ist Fischfang (Hummern, Heringe, Austern) ein wichtiger Erwerbszweig. Unter den zehn Häfen sind Caen, Trouville und Honfleur die bedeutendsten. C. besitzt 439,7 km Nationalstraßen, 511 km Eisenbahnen (Hauptlinie Paris-Cherbourg und mehrere Zweigbahnen der Westbahn), von Unterrichtsanstalten 1 Lyceum und 6 Kommunal-Collèges. Die Bevölkerung, welche sich 1866 noch auf 479529 Seelen belief, hat abgenommen. Hinsichtlich der Bildung steht dieselbe weit über dem Landesdurchschnitt. 1886 konnten bei 3197 Eheschließungen nur 73 Männer und 104 Frauen ihren Namen nicht schreiben. - Vgl. Joanne, Géographie du département du C. (Par. 1881); Hippeau, Dictionnaire topographique du départ. du C. (ebd. 1883).

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]