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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cartwright; Cärularĭus; Carum; Carúpano; Carus

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Cartwright (Thomas) - Carus

seine bedeutende Wirksamkeit als polit. Schriftsteller. Aufsehen erregte gleich die erste Schrift «Letters on American Independence» (1774); 1780 war er energisch für Parlamentsreform thätig, gründete die Gesellschaft für konstitutionelle Belehrung, hielt Versammlungen ab und forderte als einer der ersten allgemeines Stimmrecht bei jährlichen Parlamenten. Von ihm rührte die Petition in diesem Sinne her, die 1817 an das Unterhaus gerichtet wurde und 1700000 Unterschriften erhielt. Wegen Teilnahme an einer Volksversammlung in Birmingham, nach dem Aufstande in Manchester, wurde er 1821 der Verschwörung schuldig erklärt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Er starb 23. Sept. 1824. C. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller und verfaßte gegen 30 meist polit. Flugschriften, deren Verzeichnis sich in dem «Life and correspondence of C.» (hg. von seiner Nichte, 2 Bde., Lond. 1826) findet.

Cartwright (spr. káhrtreit), Thomas, einer der Begründer der puritanischen Kirche in England, geb. 1535 in Hertford, war Professor am Trinity-College zu Cambridge, verlor seine Pfründe und mußte England verlassen, weil er Christus als das alleinige Haupt der Kirche und als ihre Ämter nur das der Presbyter zur Predigt und das der Diakonen zur Armenpflege anerkennen wollte. Als er zurückkam und für seine Ansicht in Streitschriften auftrat, ward er noch mehrmals ausgewiesen und gefangen gesetzt; er starb 27. Dez. 1603 in Warwick.

Cärularĭus, Michael, Patriarch von Konstantinopel 1043–59, unter dem sich die längst vorbereitete Spaltung der griech. und röm. Kirche vollzog. C. beseitigte den in manchen Kirchen der Bulgarei bestehenden lat. Ritus und machte in einem Schreiben an den Bischof von Trani in Apulien vom J. 1053 den Römern neben den alten Anklagen des Fastens am Sabbat, des Essens von Ersticktem und der Auslassung des Halleluja während der Fasten vor allem den Vorwurf, daß sie beim Abendmahl ungesäuertes Brot gebrauchten. Infolgedessen sandte Papst Leo Ⅸ. eine Gesandtschaft nach Konstantinopel, welche die röm. Abweichungen zu rechtfertigen suchte und C. zur Verantwortung zog, weil er widerrechtlich Bischof geworden war und sich den Titel «ökumenischer Patriarch» beigelegt hatte. Als C. nicht nachgab, legten die Gesandten 16. Juli 1054 auf den Altar der Sophienkirche eine Bannbulle nieder, welche den Patriarchen und die Einrichtungen seiner Kirche mit den ärgsten Ketzernamen belegte. Damit war der Bruch vollzogen. C. hielt sich in seiner Würde durch kaiserl. Gunst, bis der Kaiser Isaak Komnenos ihn 1059 in die Verbannung schickte, wo er bald darauf starb. Außer Briefen sind von ihm Dekretalen erhalten.

Carum L., Kümmel, Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.), mit nur wenigen Arten in der nördl. gemäßigten Zone. In Deutschland ist am häufigsten der Feld- oder Wiesenkümmel, auch Karve genannt, C. carvi L. (s. Tafel: Umbellifloren Ⅰ, Fig. 2). Es ist eine auf Wiesen überall vorkommende zweijährige Pflanze mit doppeltgefiederten Blättern und weißen oder rötlichen Blütendolden ohne Hüllblätter. Die graubraunen, eigentümlich gewürzhaft riechenden und schmeckenden Früchte sind eins der bekanntesten Gewürze, aus ihnen wird das ätherische Kümmelöl (s. d.) bereitet, das in der Branntweinindustrie ausgedehnte Verwendung findet. Es wird deshalb diese ^[Spaltenwechsel] Pflanze auch an mehrern Orten, z. B. bei Erfurt, Halle, in mehrern Gegenden Frankens im großen angebaut. Die Früchte sind als Fructus Carvi offizinell. Die Knollen der in Westdeutschland nicht seltenen C. bulbocastanum K. werden hier und da gegessen, besonders in der Walachei und Moldau.

Carúpano, Hafenstadt im Staate Bermudez der Vereinigten Staaten von Venezuela, auf der Nordküste der Halbinsel Paria, hat 10000 E. und Fabrikation von Strohhüten, Seilen, Seifen, Töpferwaren, Branntwein, Zucker sowie Handel mit Kakao, Kaffee, Baumwolle und Farbhölzern.

Carus (lat.), teuer, lieb.

Carus, Marcus Aurelius, röm. Kaiser, stammte aus der röm. Kolonie Narona in Dalmatien. Er war Gardepräfekt des Kaisers Probus und schon bejahrt, als ihn die gegen Probus erbitterten Truppen in Rhätien und Noricum im Spätsommer 282 n. Chr. zwangen, den Purpur zu nehmen und nach Illyrien gegen Probus zu marschieren, der jedoch inzwischen bereits getötet worden war. Als Kaiser bestrafte C. diesen Mord hart, schlug 283 an der Donau in blutiger Schlacht die Quaden und Jazygen, überwand die Perser unter Vararanes Ⅱ. an der armenisch-mesopotam. Grenze und eroberte die pers. Hauptstadt Ktesiphon. Als er aber wider den Wunsch der Armee tiefer in das pers. Reich eindrang, fand er plötzlich gegen Ende Dez. 283 in seinem angeblich durch Blitzstrahl in Brand gesteckten Zelte den Tod.

Carus, Jul. Victor, Zoolog und Zootom, geb. 25. Aug. 1823 zu Leipzig, wo er seit 1841 Medizin und Naturwissenschaften studierte, wurde 1846 Assistenzarzt am Georgenhospital daselbst, wandte sich 1849 nach Würzburg, dann nach Freiburg i. Br. und nahm im Herbst desselben Jahres die Stelle eines Konservators des vergleichend-anatom. Museums zu Oxford an. 1851 habilitierte er sich in Leipzig, wo er 1853 die Professur der vergleichenden Anatomie und die Direktion der zootomischen Sammlung erhielt. Während der beiden Sommer 1873 und 1874 vertrat er den mit der Expedition des Challenger ausgesandten Professor Wyville Thomson als Professor der Zoologie in Edinburgh. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Zur nähern Kenntnis des Generationswechsels» (Lpz. 1849), «System der tierischen Morphologie» (ebd. 1853), «Icones zootomicae» (Tl. 1, ebd. 1857), «Über die Wertbestimmung zoolog. Merkmale» (ebd. 1854), «Über die Leptocephaliden» (ebd. 1861), «Handbuch der Zoologie» (2 Bde., mit Ad. Gerstäcker, ebd. 1863–75), «Prodromus faunae mediterraneae» (Bd. 1 u. 2, Stuttg. 1884–85). Mit Engelmann gab er die «Bibliotheca zoologica» (2 Bde., Lpz. 1862) heraus. Die Ergebnisse seiner histor.-zoolog. Studien sind in seiner «Geschichte der Zoologie» (12. Bd. der «Geschichte der Wissenschaften», Münch. 1872) niedergelegt. Seit 1878 giebt C. ein der Mitteilung der gleichzeitigen Litteratur und Veröffentlichung kürzerer wissenschaftlicher Arbeiten gewidmetes Blatt, den «Zoologischen Anzeiger» (Leipzig) heraus. C. hat sich um die Verbreitung der Kenntnis von Darwins Arbeiten durch Übersetzung der meisten Schriften desselben Verdienste erworben. Auch übersetzte er Lewes' «Physiologie des täglichen Lebens» (2 Bde., Lpz. 1860) und dessen «Aristoteles» (ebd. 1865).

Carus, Karl Gust., Arzt und Physiolog, geb 3. Jan. 1789 zu Leipzig, studierte daselbst Medizin und habilitierte sich 1811 als Privatdocent. Nachdem er im Kriege von 1813 die Direktion des franz.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]