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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cerographie – Cerrito

Vecchia und in der Engelsburg gefangen, ging dann nach Paris, wo er von F. Arago beschäftigt wurde und später eine Stellung am Crédit mobilier erhielt. Er erwarb sich hier ein bedeutendes Vermögen, wurde Teilhaber vieler industrieller Unternehmungen, trieb Exporthandel nach England mit eigenen Schiffen und schwang sich zu einem der drei Direktoren der Pariser Bank empor. Als Gegner des Socialismus, den er im «Siècle» bekämpfte, kam C. 1871 durch die Kommunisten in Lebensgefahr, später zog er sich von den Geschäften zurück, unternahm weite Reisen nach Asien, Nordamerika und Afrika und brachte aus Japan eine reiche ethnogr. Sammlung mit, die zu den Sehenswürdigkeiten von Paris gehört. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: «Réponse à une accusation portée par M. de Cavour» (Par. 1861), «Mécanique de l’échange» (1865), «Contre le billet banque, déposition et notes» (1866), «Illusions des sociétés coopératives» (1866). Neuerdings hat sich C. als Hauptvertreter des modernen Bimetallismus hervorgethan, so in seinen Schriften «Or et argent» (1874), «La monnaie bimétallique» (1876; ins Deutsche übertragen u. d. T. «Bimetallische Münze», Berl. 1876), «Bimétallisme en Angleterre» (1879), «Le bimétallisme à quinze et demi» (1881; deutsch von Otto Arendt, «Die Restitution des Silbers eine Notwendigkeit für die gesamte Kulturwelt», Berl. 1881), «Anatomie de la monnaie» (ebd. 1888), «Le pair bimétallique» (ebd. 1888).

Cerographie (lat.-grch.), ein Verfahren, in Wachs zu gravieren, besteht darin, daß man eine polierte Kupferplatte mit einer Wachsschicht überzieht und auf dieser Schicht eine Zeichnung ausführt oder auf sie eine Photographie überträgt. Die Linien werden dann mit dem Stichel bis auf die Platte ausgeschnitten, etwaige Schrift mittels gewöhnlicher Typen eingeprägt und die Platte dann im galvanischen Bade reproduziert. Die C. wird vornehmlich in Amerika und zwar zur Herstellung von Landkarten und Plänen benutzt.

Cerōma, Wachshaut (s. d.).

Ceropegĭa L., Pflanzengattung aus der Familie der Asklepiadeen (s. d.). Man kennt gegen 50 Arten, Halbsträucher und Stauden mit oft kletternden Stämmen und Ästen und knolligen Wurzeln, welche in Ostindien und dem tropischen Afrika wachsen, sich durch schöne Blumen auszeichnen und daher zu Gewächshauszierpflanzen sehr eignen. Die Ceropegien zerfallen in solche mit aufrecht wachsenden, blattlosen Stengeln und mit kletternden, beblätterten Stämmen. Letztere sind die schönsten. Sie haben gegen- oder quirlständige, mitunter eigentümlich (z. B. violett) gefärbte Blätter und in Bouquets oder Doldentrauben gestellte Blüten mit fünfteiligem Kelch, röhriger, am Grunde mehr oder weniger aufgeblasener Blumenkrone und gedoppelter, glocken- oder radförmiger, 5‒15lappiger Nebenkrone. Die schönsten Arten sind: C. elegans Wall. mit weißer, violettgefleckter Blumenkrone, C. stapeliaeformis Haw. und C. acuminata Roxb. mit purpurnen, C. bulbosa Roxb. mit violetten und C. tuberosa Roxb. mit roten Blumen. Alle Arten sind Warmhauspflanzen, welche in Heideerde vortrefflich gedeihen, aber viel Licht bedürfen, im Winter vorsichtige Bewässerung verlangen und durch Stecklinge vermehrt werden können.

Cerophanĭen, s. Ceraphanien.

Ceroplástik (lat.-grch.), Wachsbildnerei (s. d.).

Cerotīn, s. Cerylalkohol.

Cerotĭnsäure, Cerin, C₂₆H₅₃·COOH, ist eine Fettsäure, die neben Palmitinsäuremyricylester (Myrceïn) im Bienenwachs vorkommt und diesem durch Auskochen mit Alkohol entzogen werden kann. Sie findet sich auch im Carnaubawachs und als Cerylester im chines. Wachs.

Ceroxy̆lon Humb. et Bonpl., Pflanzengattung aus der Familie der Palmen (s. d.) mit nur zwei Arten auf den Anden des tropischen Südamerika. Ihre Stämme werden bis 70 m hoch und die sehr zahlreichen fiederförmigen Blätter erreichen eine Länge von 7 bis 8 m. Sie wachsen in den Anden in einer Höhe von 2000 bis 3300 m und erreichen so von allen Palmen den höchsten Standort. An der Oberfläche der Stämme wird eine blaßgelbe, wachsartige Masse ausgeschwitzt, die die Rinde wie mit Lack überzieht und durch Abkratzen oder Auskochen der Rinde gewonnen wird. Sie kommt als Palmwachs in den Handel und wird besonders nach Vermischung mit Talg zur Herstellung von Lichtern benutzt. Neuerdings ist es auch nach Europa eingeführt worden. Die beiden Arten sind C. andicola Humb. et Bonpl. und C. Klopstockia Mart. (Klopstockia cerifera Karst.).

Cerquozzi (spr. tscher-), Michelangelo, ital. Maler der Römischen Schule, geb. 2. Febr. 1602 zu Rom, gest. 1660 ebenda, wurde Schüler des Cavaliere d’Arpino, erhielt als Schlachtenmaler den Namen delle battaglie, sowie später, wegen der Darstellungen aus dem Leben der niedern Volksklassen (Bambocciaden), in denen er den Peter van Laar nachahmte, den Beinamen delle bambocciate. Große Lebendigkeit und ein kräftiges Kolorit zeichnen seine Gemälde aus. Das berühmte ihm zugeschriebene Bild, Der Aufstand Masaniellos (ehemals in der Galerie Spada zu Rom), ist unecht. Andere Bilder befinden sich in röm. Palästen, Dresden (Begräbnis während der Schlacht), in Berlin, Madrid u. a. O.

Cerretti (spr. tscher-), Luigi, ital. Dichter, geb. 1. Nov. 1738 zu Modena, wurde 1765 Professor der Beredsamkeit an der Universität daselbst, zur Revolutionszeit Gesandter der Cisalpinischen Republik in Parma, dann Studiendirektor in Bologna und flüchtete 1799 nach Frankreich. Nach Wiederherstellung der Cisalpinischen Republik kehrte er zurück und erhielt den Lehrstuhl der Beredsamkeit an der Universität Pavia, wo er 5. März 1808 starb. Seine Werke wurden erst nach dem Tode gedruckt: «Poesie e prose scelte» (hg. von Pedroni, 2 Bde., Mail. 1812; von Rossini, Pisa 1823), «Poesie scelte» (Mail. 1822), «Instituzioni di eloquenza» (2 Bde., ebd. 1811; neue Ausg. 1822), «Elogii di Giuliano Cassiani» (ebd. 1828), «Delle vicende del buon gusto in Italia» (ebd. 1832). Außerdem erschienen zwei Briefsammlungen (ebd. 1830 u. 1836).

Cerrīto (spr. tscher-), Fanny, eigentlich Francesca, Tänzerin, geb. 11. März 1821 zu Neapel, trat, durch Itro und Paradice ausgebildet, 1834 mit größtem Beifall auf dem San Carlo-Theater zu Neapel in Solopartien auf. Später tanzte sie auf andern ital. Bühnen, wie in der Scala von Mailand 1838 bei der Krönung Kaiser Ferdinands, dann in Wien am Kärntnerthortheater, auch in der Großen Oper zu Paris unter rauschendem Beifall, 1840‒45 zu London, seitdem auch in Deutschland, Italien und Rußland. Sie glänzte in der Darstellung des Neckischen und Lieblichen. Vermählt war sie mit dem als Tänzer und Violinspieler ausgezeich- ^[folgende Seite]

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