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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cestius – Cetina

Cestĭus, Pyramide des. Dieses vollständig erhaltene an der Porta San Paolo zu Rom gelegene Grabmal aus der ersten Augusteischen Zeit lag ursprünglich frei an der Via Ostiensis und wurde erst unter Kaiser Aurelian in die Stadtmauer eingebaut. Auf einer 0,8 m hohen Unterlage von Travertinstein erhebt sich die an jeder Seite 30 m breite, aus Backsteinen aufgeführte und mit weißen Marmorplatten bekleidete Pyramide zu einer Höhe von 37 m. Eine gleichlautende lat. Inschrift auf der Ost- und Westseite der Pyramide geben als Namen dessen, dem das Grabmal errichtet wurde: «C. Cestius (Sohn des Lucius, aus der poblilischen Tribus) Epulo, Prätor, Volkstribun, einer von den sieben Epulonen»; auf der östl. Seite ist darunter eine zweite Inschrift angebracht, die besagt, daß das Grabmal in 330 Tagen nach testamentarischer Verfügung von dem Erben Pontius Mela und dem Freigelassenen Pothus errichtet ward. Im Innern befindet sich die geräumige Grabkammer (6 m lang, 4 m breit, 5 m hoch); die Decke ist ein Tonnengewölbe, die Wände sind mit einem festen Stuck überzogen: die Malereien, welche weibliche Figuren darstellten, sind jetzt fast ganz verschwunden, doch giebt es Abbildungen davon in Kupferstich, z. B. von Falconieri (1661). Wahrscheinlich ist dieser Gajus C. derselbe röm. Ritter und reiche Geschäftsmann, von dem Cicero in seiner Rede pro Flacco spricht, welcher eine bedeutende Summe zu einem derartigen Denkmale testamentarisch festsetzte. Die jetzt davorstehenden beiden Marmorsäulen wurden samt ihren Basen aus dem um die Pyramide angehäuften Schutt hervorgezogen. Papst Alexander VII. that 1663 zuerst etwas für die Erhaltung dieses Monuments. An der Westseite der Pyramide befinden sich die Friedhofe der Akatholiken, von denen der kleine ältere das Grabmal des Malers Carstens (gest. 1798), der größere die Grabmäler des Dichters Shelley (gest. 1822), von Goethes Sohn (gest. 1830), G. Semper (gest. 1879) u. a. enthält. – Vgl. Beschreibung der Stadt Rom von Platner, Bunsen u. a., Bd. 3 (Stuttg. 1842).

C’est la guerre (frz., spr. ßä la gähr), «das ist der Krieg», d. h. im Kriege gilt Kriegsrecht.

Cestoden (Cestodes), s. Bandwürmer.

Cestodentuberkulose, eine Form der Finnenkrankheit der Haustiere, s. Finnenkrankheit.

Cestrĭa., s. Chester.

Cestrum L., Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.), deren etwa 100 Arten meist im tropischen Amerika, einige auch in Südafrika zu Hause sind und sich durch schöne, meist wohlriechende Blumen auszeichnen. Es sind Sträucher oder kleine Bäume mit abwechselnd gestellten, ganzrandigen Blättern, einzeln stehenden, gebüschelten, trauben- oder rispenförmig gruppierten Blüten, die aus einem fünfspaltigen, glockenförmigen Kelch und trichter- oder langröhrenförmiger Blumenkrone, fünf Staubgefäßen und einem Griffel bestehen. Die beliebtesten Arten sind C. auriculatum L’Herit. aus Peru mit weihen, das brasilianische C. Parqui L’Herit. mit blaßgelben Blumen; C. roseum Knth. aus Mexiko mit rosenroten und C. aurantiacum Lindl. aus Guatemala mit orangefarbigen Blumen. Man kultiviert sie in temperierten oder Kalthäusern, giebt ihnen eine Mischung von zwei Drittel Heideerde und ein Drittel Lehm nebst etwas Sand und einen hellen Standort. Sie lassen sich durch Ableger und Samen leicht vermehren.

C’est tout comme chez nous (frz., spr. ßäh tuh komm sche nuh), das ist ganz wie bei uns.

Cestus (grch. kestós), bei den Griechen und Römern ein Gürtel, der von den Frauen unmittelbar unter dem Busen getragen wurde. Er ist zu unterscheiden von der Zone (grch. zone, lat. cingulum), dem Gürtel, mit dem das Gewand um den Leib gegürtet wurde. Bei den Griechen heißt das Brustband gewöhnlich stróphion, und das Wort kestós wird erst später, nachdem Homer es noch in seiner ursprünglichen Bedeutung «gestickt» als Beiwort des Liebreiz verleihenden Gürtels der Aphrodite gebraucht hatte, zur Bezeichnung des Gürtels selbst angewandt. Auf antiken Kunstwerken sieht man Venus mit dem C. in der Hand und im Begriff ihn umzulegen. – Ferner bedeutet C. den Handschuh des Faustkämpfers (gewöhnlich Cästus, s. d.).

Cestus, Venusgürtel, eine Gattung der Rippenquallen (s. d.).

Cetacĕa, wasserbewohnende Säugetiere von Fischgestalt, s. Waltiere.

Cetacĕum, s. Walrat.

Cetĕrach, W., Milzfarn, Farngattung aus der Familie der Polypodiaceen (s. d.). Die einzige Art, C. officinarum W., die in Südeuropa einheimisch ist und auch in Deutschland an mehrern Orten sich findet, hat fiederspaltige, 10–20 cm lange Wedel, deren Unterseiten mit braunen Spreuschuppen dicht bedeckt sind; dieselben waren früher als Herba Ceterach offizinell gegen Milzkrankheiten.

Cetĕris parĭbus (lat.), das übrige gleich gesetzt, unter übrigens gleichen Umständen.

Cetĕrum (lat.), übrigens; C. censĕo Carthagĭnem esse deléndam («Übrigens bin ich der Meinung, daß Karthago zerstört werden muß»), stehender Schlußsatz der Senatsreden des ältern Cato, daher sprichwörtlich für etwas, worauf man als notwendig immer wieder zurückkommt. Citiert wird gewöhnlich in der abgekürzten Form C. censeo.

Cetewayo, König der Zulukaffern, s. Ketschwayo.

Cetĭn, Hauptbestandteil des Walrats, der Cetylester der Palmitinsäure, C16H33•O•C16H31O.

Cetĭna, Fluß in Dalmatien, entsteht bei dem Dorfe C. (Gerichtsbezirk Vrlika, Bezirkshauptmannschaft Sinj) in den Dinarischen Alpen, bildet bei Velika Gubowice einen 48 m hohen Wasserfall , im Mittellaufe bei Sinj Sümpfe, umfließt die Mossorkette und mündet nach einem Lauf von 98 km bei Almissa ins Adriatische Meer.

Cetina, Gutierre de, span. lyrischer Dichter, Zeitgenosse und Nachahmer des Garcilaso de la Vega. Wenig Nachrichten sind von ihm überliefert und nur wenige Werke veröffentlicht: meist kleinere lyrische Gedichte im Geschmack und in den Formen der von Boscan und Garcilaso gegründeten ital. Schule, Sonette, Canzonen, Madrigale, Episteln in Terzinen u. s. w. C. stammte aus Sevilla und muß zu Anfang des 16. Jahrh. geboren sein; er war Dichter und Kriegsmann, kämpfte bei Pavia, in Tunis und in Flandern, gewann sich durch seinen Mut und sein Dichtertalent die Zuneigung des Fürsten von Ascoli, dem er verschiedene Gedichte gewidmet und dessen Tod er besungen hat. Eine Zeit lang soll er in Mexiko gelebt haben und um 1560 in Sevilla gestorben sein. Von seinen Gedichten waren nur wenige Proben veröffentlicht worden: erst 1854 wurde eine beschränkte Auswahl in den 32. Band der Madrider «Biblioteca de autores españoles» aufgenommen; sie glänzen

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