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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cetinje – Ceulen

sämtlich durch große Zartheit und ungeschminkte Anmut und Natürlichkeit. Einen genauern Einblick in die Thätigkeit des Dichters gewährten erst die Mitteilungen, welche Gayosos «Ensayo de una Biblioteca española», Ⅱ, 410‒447, aus verschiedenen Handschriften macht, durch die auch mehrere burleske Stücke bekannt werden. F. W. Hoffmann hat in seinen «Blüten span. Poesie» (3. Aufl., Magdeb. 1856) einige kleine Gedichte von C. übersetzt.

Cetinje, Hauptort und Residenz des Fürstentums Montenegro, liegt in 638 m Höhe, in einem von schroffen Felsgruppen umschlossenen freundlichen Thale, mit der 20 km westlich gelegenen dalmatin. Seestadt Cattaro durch eine steile Straße verbunden, ist dorfähnlich gebaut, hat etwa 160 Häuser, 1200 E., Post und Telegraph. Ein 1478 gestiftetes Kloster liegt am Fuße eines steilen Felsen, auf dem ein runder Turm emporragt. Es ist von den Türken 1683, 1714 und 1785 niedergebrannt, nach deren Abzug aber jedesmal, ziemlich treu der Urgestalt, wieder aufgebaut worden und enthält die Gebeine des Wladika Peter Ⅰ., Danilos Ⅰ. und des Großwoiwoden Mirko. Hier wohnt der Metropolit und der Archimandrit. Der fürstl. Palast ist ein im modernen Stil aufgeführtes einstöckiges Gebäude. C. ist Sitz der Behörden des Landes und der Vertreter der auswärtigen Mächte, hat ein Mädcheninstitut, Lehrerseminar, Staatsdruckerei, großes Spital (in Friedenszeiten Waffendepot und Werkstätte), Gefängnis und Patronenfabrik.

Cetische Alpen, s. Ostalpen.

Cetonĭa, s. Rosenkäfer.

Cetoniĭdae, s. Rosenkäfer.

Cetrarĭa Islandĭca, s. Isländisches Moos.

Cetrarīn, s. Isländisches Moos.

Cetrāro (spr. tsche-), Ort im Kreis Paola der ital. Provinz Cosenza, am Tyrrhenischen Meer, hat Post und Telegraph, (1881) 5286, als Gemeinde 5937 E. und sehr bedeutende Anchovisfischerei.

Cetrarsäure, s. Isländisches Moos.

Cette (spr. ßett), Stadt und Kanton im Arrondissement Montpellier des franz. Depart. Hérault, Seestadt und Kriegsplatz dritten Ranges, 30 km, südwestlich von Montpellier, an den Linien Bordeaux-C. (476 km) und C.-Montbazin (12,5 km) der Franz. Südbahn und Nimes-C. der Mittelmeerbahn, liegt auf der Landzunge zwischen dem Mittelmeer und dem schiffbaren Strandsee Thau (Étang de Thau), in welchen der Canal du Midi mündet, zu beiden Seiten der ins Meer führenden Fortsetzung desselben (Canal de C.) und an dem zur Rhône führenden Canal des Etangs.

Anlage, Bauten und Anstalten. Die Stadt hat (1891) 34554, als Kanton 36541 E. und lehnt sich in einem Halbkreise an einen schroffen Kalkberg, auf welchem die Citadelle steht. Das sichere, jetzt 6,50 m tiefe, etwa 85 ha große Hafenbassin, das 410 Seeschiffe faßt, wird verteidigt durch die Forts St. Pierre und St. Louis, besitzt Quais von 7480 m Länge und einen 32 m hohen Leuchtturm auf dem Molo St. Louis. C. hat eine Filiale der Bank von Frankreich, ein Handels- und ein Friedensgericht, Hauptzollbureau, Schiffswerfte für die Marine, Börse, Handelskammer, Hydrographische Schule, Kommunal-Collège, botan. Garten, Naturalienkabinett, Museum für Altertümer und ein Theater. Seine See- und Sandbäder werden jährlich von 3000 bis 4000 Badegästen besucht. Hervorragende Bauten fehlen, überhaupt ist C. ein schmutziger, unangenehmer Ort.

Industrie, Handel und Verkehr. C. ist nach Marseille die bedeutendste Handelsstadt Südfrankreichs und zwar ausschließlich als Stapelplatz für Wein, mit dem auch die Industrie des Ortes in engem Zusammenhange steht. Neben der Herstellung von Liqueur, Branntweinen sowie Kunstwein (Cettewein) aus Alkohol, Rosinen, Feigen und Karuben werden Madeira, Portwein, Xeres u. a. aus geringern span. und franz. Weinen durch Verschneiden und Alkoholzusatz bereitet und nach England, Holland und Rußland versandt. Sehr bedeutend sind die Böttchereien. Außerdem fabriziert man wohlriechende Wässer, Seifen, Korkpfropfen und Chemikalien. Wichtig ist auch die Fischerei von Thunfischen und Sardinen an den Küsten und auf den Strandseen; auch werden Schiffe zum Stockfischfang bei Neufundland ausgerüstet. Im Handelsverkehr überwiegt die Einfuhr (715673 t) ganz bedeutend die Ausfuhr (459187 t). Die Weineinfuhr (aus Spanien, Italien, Dalmatien und Algier) betrug (1888) 3,8 Mill. hl. Andere Artikel sind Alkohol, Faßdauben, Schwefel, Erdpech, Holz, sowie Weizen aus Südrußland und Algier. Ausgeführt wurden nur 172135 hl Wein, Seesalz aus den Teichen der Umgegend und Eisenwaren. An Schiffen liefen (1888) ein und aus: 5541 Schiffe mit 2,4 Mill. t, darunter 3864 Dampfer mit 1,9 Mill. t. Es steht in regelmäßiger Verbindung mit allen franz. und span. Häfen des Mittelmeers, mit Algier und mit Brasilien. Konsulate haben in C.: Argentinien, Belgien, Chile, Dänemark, die Niederlande, Österreich-Ungarn, Spanien; Vicekonsulate oder Agenten haben: Brasilien, Griechenland, Großbritannien, Italien, Portugal, Rußland, Schweden und Norwegen und die Vereinigten Staaten von Amerika. – Der als Landmarke für die Seefahrer wichtige Berg von C., Mont-St. Clair (180 m), hieß bei den Alten Mons Setius, und bereits zur Frankenzeit kommt hier ein Ort Sette vor. Die jetzige Stadt wurde erst 1666 unter Leitung des Ingenieurs Riquet, des Erbauers vom Canal du Midi, auf morastigem Boden mit großen Kosten angelegt.

Cettewein, s. Cette.

Cetȳlalkohol oder Hexadecylalkohol, ein Bestandteil des Walrats (s. d.), woraus er durch Verseifen mit alkoholischer Kalilauge gewonnen wird. C. bildet eine weiße krystallinische Masse, welche bei 49° schmilzt und bei 340° destilliert.

Cetȳlsäure, s. Palmitinsäure.

Ceulen (spr. köhlen), Cornelius Janson van, holländ. Porträtmaler, geb. 1594 zu London, war daselbst, in Amsterdam und Middelburg thätig und starb 1664. Er zeichnet sich in seinen Bildnissen durch eine gewisse aristokratische Haltung und Eleganz aus, die er van Dyck abgeschaut haben dürfte, zugleich aber durch eine treffliche, schlichte Naturbeobachtung. Größere Werke von ihm finden sich im Haag und in Middelburg, Einzelporträte in engl. Sammlungen, in Amsterdam und an andern Orten.

Ceulen (spr. köhlen), Keulen oder Collen, Ludolf von, Mathematiker, geb. 28. Jan. 1540 zu Hildesheim, lebte nacheinander in Livland, Antwerpen, Breda, Amsterdam, Delft und Arnheim als Lehrer der Mathematik und wurde dann Professor der Kriegsbaukunst in Leiden, wo er 31. Dez. 1610 starb. Er berechnete das Verhältnis des Kreisumfangs zum Durchmesser mit großer Mühe bis auf 35 De- ^[folgende Seite]