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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cevedāle; Cevennen

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Cevedale – Cevennen

Ferdinands Ⅶ. trat er 1814 in das von demselben berufene reaktionäre Ministerium. Doch verlor er bald die Gunst des Königs und ward erst als Gesandter nach Neapel, dann nach Wien geschickt, 1820 aber abberufen, worauf er sich in den Privatstand zurückzog. Er starb 29. Mai 1838 in Sevilla.

Cevedāle, Monte- (spr. tsche-), auch Zufallspitz genannt, der dritthöchste Gipfel der Ortler Alpen (s. Ostalpen), 3774 m hoch, ragt als Firnrücken, dessen südöstl. Ende die höchste Erhebung bildet, inmitten eines weiten Gletschergebietes auf. Nördlich von ihm senkt sich der Zufallferner thalab, im W. liegt die Vedretta di Cedeh, im O. die Vedretta la Mare, im S. die Vedretta di Forno. Seiner ungemein günstigen Lage wegen bietet der Gipfel nicht nur eine großartige Fernsicht, sondern auch herrliche Blicke in die benachbarten Thalgebiete, wovon das Martellthal seiner ganzen Länge nach übersehen wird. Der Berg ist ein Aussichtspunkt ersten Ranges und wird sehr häufig und ohne besondere Schwierigkeit, auch von Damen, von Sulden oder dem Martellthal aus bestiegen.

Cevennen, frz. les Cévennes (spr. ßewénn), im Altertum Mons Cebenna oder Gebenna, Cebennici Montes, ein den Bewohnern selbst unbekannter Name der Gebirge westlich der Rhône im südl. Frankreich, unter dem öfters nur die Ketten der Montagnes-Noires, Monts de l’Espinouse und der Monts-Garrigues (s. unten), öfters alle Erhebungen des Centralplateaus, sogar mit den zum Pariser Becken gehörigen Kalkgebirgen Côte d’Or und von Langres zusammengefaßt werden. Richtiger begreift man mit C. nur den Südostrand des Centralplateaus, d. h. jene Reihe von Gebirgen, die im SW. bei Castelnaudary am Canal du Midi mit einem flachen, nach NW. offenen Bogen sich bis zur Senke von St. Etienne fortsetzt. Sie zerfällt in drei Teile: im SW. die Kette der Montagnes-Noires, Monts de l’Espinouse und Monts-Garrigues, eine mittlere zwischen den Thälern des Hérault und des Erieux und im NO. die der Monts du Vivarais. Anteil an dem Gebirgslande der C. haben demnach die Departements Haute-Garonne, Aude, Tarn, Hérault, Lozère, Gard, Ardèche und Haute-Loire. Die Gebirgsglieder stellen keine einheitliche Kette mit geschlossenem Kamm dar; die wasserscheidende Linie ist vielmehr vielfach gewunden und keineswegs an die höchsten Gipfel gebunden. Der dem Rhônethal zugekehrte Abfall ist im allgemeinen steil, mit kurzen, stufenartigen Absätzen; er ist, da seine Wässer rasch zu Thale fließen, trocken und dünn bewaldet, während der Westabhang sich nur wenig senkt und in seinem südl. Teile in die Causses (s. d.), in seinem nördlichen in weitere, zum Centralplateau gehörige Gebirgszüge übergeht (Montagne d’Aubrac, Montagne de la Margeride, Monts du Velay). Mit Ausnahme der jurassischen Monts de l’Espinouse und Monts-Garrigues bestehen die C. aus Urgesteinen, meist Granit und Schiefer, die an zwei Stellen, im nördl. Teile der centralen Abteilung und in den Monts du Vivarais, von gewaltigen Lavamassen durchbrochen sind. Die vom Gerbier de Jonc nach SO. abgehende Montagne de Coirons ist ein einziger Basaltstrom, der bis an die Rhône reicht und trotz der Verluste durch Erosion immer noch 17 km lang und bis 200 m mächtig ist. Bei Alais liegt in den C. eins der wichtigsten Steinkohlenlager und an ihrem Nordende das reichste Kohlenbecken des Landes, das von St. Etienne, in dessen Nähe außerdem Eisenerze auftreten. Die höchsten Gipfel sind in den Montagnes-Noires: der Montalet (1257 m) und Pic de Narre (1210 m); im Centralstock der Mont-Aigoual (1567 m), in der granitischen Montagne de la Lozère der Pic de Finiels (1702 m), südlich des Erieux der phonolithische Mont-Mézenc (1754 m) und der trachytische Gerbier de Jonc (1551 m) und in den Monts du Vivarais der granitische Mont-Pilat (1434 m). Die Gewässer der C. eilen durch Tarn und Lot, die beide in der Montagne de la Lozère entspringen, mit der Garonne, oder durch Allier und Loire in den Atlantischen Ocean; alle nach O. und S. sich wendenden Flüsse aber führen teils mittels der Rhône, teils unmittelbar ihr Wasser dem Mittelländischen Meere zu. Die Pflanzenwelt enthält die am weitesten nach Süden in die nördlichste Mittelmeerflora eindringenden Elemente einer mitteleurop. Gebirgsflora. Von alpinen Matten steigt man durch Bergwälder mit der Buche hinab in einen Gürtel von edeln Kastanien, und aus diesem in die auf den «Garrigues», wie man die zerklüfteten Kalkfelsen nennt, entwickelten Gebüsche von Baumheide mit Cistrosen und niedern Eichen bei Montpellier. – Vgl. Stevenson, Travels with a donkey in the Cevennes (Lond. 1879); Martel, Promenades et recherches dans les Cévennes (Mende 1886).

Schon im 12. Jahrh. bildeten sich unter dem Namen der Armen von Lyon, der Albigenser (s. d.), Waldenser (s. d.) u. s. w. in diesem Landstriche religiöse Sekten. Ungeachtet der gegen sie jahrhundertelang von den Päpsten angeordneten Kreuzzüge und Glaubensgerichte hatten sich zahlreiche Überreste derselben erhalten, die durch die Reformation (s. Hugenotten; vgl. auch Rohan) bedeutenden Zuwachs erhielten und endlich durch das Edikt von Nantes (s. d.) gegen fernere Verfolgungen geschützt wurden. Die Aufhebung dieses Edikts durch Ludwig ⅩⅣ. (1685) zerstörte, trotz aller gewaltsamen Bekehrung, den Protestantismus in diesen Bergen nicht. Auch nicht die persönliche Gewissensfreiheit war hier gewährt; die Predigtversammlungen hörten dennoch nicht auf, Laien verkündeten das Wort Gottes in der Einöde. Mit großer Grausamkeit ahndete das die Regierung: Galeere, Peitschung, Tod waren die Strafen. Die Verzweiflung trieb zur Gegenwehr. Es standen Propheten und Prophetinnen auf, die das Landvolk fanatisierten. Die Verfolgten begannen den Kampf mit Ermordung der Geistlichen und Steuereinnehmer. Der Mord des Abbé du Chaila 1702, der an der Spitze der Verfolgung stand, gab dann das Zeichen zum allgemeinen Aufstand. Man nannte die empörten Bauern nach ihrer Bluse (camisa) Kamisarden (s. d.). Zahl und Glaubenshaß wuchsen mit den Erfolgen; das Gebirge schützte seine Bewohner und gefährdete die königl. Truppen; der Spanische Erbfolgekrieg deckte die Kamisarden und machte sie Ludwig gefährlich, dessen Gegner hier eine Anlehnung suchten. 1703 wuchsen ihre militär. Erfolge; der strenge, sittenreine, aber auch blutig wilde alte Calvinismus lebte noch einmal auf; der Kampf mit dem Marschall Montrevel, der mit großer Grausamkeit vorging, führte zu entsetzlichen Ausschreitungen auf beiden Seiten. Die Verbindungen der Kamisarden gingen weit über ihre Berge hinaus; doch konnten sie der bedeutenden Übermacht auf die Dauer nicht widerstehen. 1704 sendete der König Villars ab, um dem Kampfe ein Ende zu machen. Durch eine geschickte Mischung von drohender Energie und Nachgiebigkeit, durch Gewährung

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