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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chantant - Chanzy
Chantant (frz., spr. schangtang), singend, mit
Gesang verbunden.
vkant üu äspa.rt (frz., spr. schang dü depabr),
ein von M.I. Chenier 1794 gedichtetes, von Mhul
komponiertes Kriegslied, das nächst der Marseillaise
die populärste Nationalhymne während der erstcn
Französischen Revolution war.
Chantenay-sur-^oire (spr. schangt'näh ßür
löahr), Stadt imArrondissement ilnd Kanton Nanteo
des franz. Depart. Loire-Infe^rieure, auf einer Höhc
rechts der Loire, an der Linie Nantes-St. Nazairc
der Franz. Orleansbahn, hat (1891) 12748, al^
Gemeinde 14139 E., Steinbrüche, Schifsbau, Eisen-
gießerei, Zuckerrafsinerie, Rüböl- und Tierkohlen-
sabrikation. ^Quinte der Violine.
Ehanterelle (frz., spr. sckansst're'll), die sog.
Chanteur (frz., spr. schangtobr), bänger; Chan -
teuse (spr. schangtöhs'), Sängerin.
Chantilly (spr. schangtijih), Stadt im Arrondisse-
ment und Kanton ^enlis des franz. Depart. Oise,
41 km nördlich von Paris, in 40 m Höhe, an der
Nonette und an den Linien Paris-Erquclinnes und
C.-Crepy-en-Valois (35 kin) der Franz. Norddahn,
hat (1891) 3993, als Gemeinde 4231 E., Post, Tele-
graph; Fabrikation von Porzellan und spitzen,
Wollspinnerei und Kupferschlägcrei. Im Mai, Sep-
tember und Oktober finden auf der Rennbahn (I^u.
leimig) 7 vielbesuchte Wettrennen statt. - Das
Schloß C., seit 1632 im Besitz der Familie Condö,
inmitten eines großen Parkes gelegen, besteht aus
dem Chatelet (16. Jahrh.), dem neuen 1876 - 80
im Renaissancestil erbauten Schloß und dem mäch-
tigeil Bau des Chateau d'Enghien. Es kam 1830
an den Herzog von Anmale, den Erben der Conde,
der es 1886 nebst der kostbaren Bibliothek und Ge-
mäldesammlung dem liiLiitut (le ^i-cn^cs für den
Todesfall vermachte. ^Spitzen, s. Spitzen.
Chantilly-Spitzen (spr. schangtijih), schwarze
Chantonnay (spr. schangtonnäh), Hauptort
des Kantons C. (243,16 c^km, 12 Gemeinden,
16337 E.) im Arrondissement Röche-sur-I)on des
franz. Depart. Vende'e, 3 !cin vom Großen Lay, an
der Linie Tours-Sables d'Olonne der Franz. Staats-
bahn, hat (1891) 4253, als Gemeinde 4307 E., Post,
Telegraph und bildet mit Vouvant (im Depart. Deux-
Sevres) den Mittelpunkt eines Steinkohlenbeckens,
welches (1888) 30625 t Kohlen lieferte. Hier schlugen
Juli 1793 die Republikaner die Vende'er, dagegen
5. Sept. 1793 die Vende'er den General Le Comte.
Ehantrey (spr. tschänntri), Sir Francis, engl.
Bildhauer, geb. 7. April 1781 zu Iordanthorpe in
der Grafschaft Derby, lernte vier Jahre beim Holz-
schnitzer und Vergolder Ramsay, ging nach Lon-
don, um sich seinen Unterhalt mit Porträtmalen zu
verdienen. Die Stadt London übertrug ihm die
Ausführung des Standbildes Georgs 111. Dann
entwarf er die nicht zur Ausführung gelangte
Zeichnung zu dem Denkmal Nelsons am Sceufer bei
I)armouth in Gestalt eines 43 in hohen Leuchtturms,
^n seinen Genrewerken oft wcicblich, hat er in
größern Arbeiten weniger Glück gehabt. Dic
bronzene Reiterstatue Georgs IV. auf dem Trafal-
garsquare in London und sein letztes Werk, dic kolos-
sale Reiterstatue Wellingtons auf dem Bankplatz in
London, haben sich niemals Anerkenuung zu ver-
schaffen vermocht. Die letztere ist nur im Modell
von ihm beendet, nach C.s Tode von Weeks aus-
geführt und 1844 enthüllt. Seit 1816 war C. Mit-
glied der Londoner Akademie sowie derjenigen von
Brockhaus' Konversations-Lexiton. 14. Aufl.. IV.
Rom und Florenz; 1835 erhielt er die Nitterwürde.
Er starb 25. Nov. 1841. Als Porträtbildner besaß
C. das Talent zu individualisieren in hohem Grade.
- Vgl.Iones, 8ir^r!mci8 0. (Lond. 1849); Holland,
^I6int)i-ikl3 nt' 0. (ebd. 1851).
Chanukka (hebr., "Weihe"), das Fest der Tempel-
weihe zur Erinnerung an die Wiedereinweihung des
jerusalemischen Tempels durch Iuda Makkabäus
(am 25. Kislev 165 v. Chr.), wird acht Tage lang
vom 25. Kislev (Dez.) an noch jetzt bei den Juden be-
gangen. Das Ereignis wurde zunächst durch An-
zünden von Lichtern im Tempel gefeiert, daher das
Fcst bei Iosephus das Licht er fest heißt. Auf
Grund einer spätern Sage, daß man bei der Re-
stauration des Tempels nur noch ein von den Sy-
rern nicht entweihtes Ölkrüglein gefunden, dessen
Inhalt wunderbarerweise acht Tage lang reichte,
feiern die Juden jetzt das C., indem sie am ersten
Abend ein Licht und an jedem folgenden eins mehr,
bis zu acht anzünden.
Chanum, s. Chan (Fürstentitel).
Chanykow, Nikolas von, russ. Orientalist und
Reisender, geb. 24. Okt. 1819 im Gouvernement
Kaluga, wurde erzogen im Lyceum von Zarskoje-
Selo. Er nahm 1839-40 an dem Zuge Perowskys
gegen Chiwa teil, reiste 1841-42 nach Buchara,
war dann beim russ. Konsulat in Persien angestellt
und leitete 1858-60 die erfolgreiche Erpedition nach
Chorassan und zwar von Teheran über Meschhed und
Herat nach Lasch am Hamunsumpf und kehrte durch
die Wüste Lut über Kerman und Iesd nach Teheran
zurück. Er starb 15. Dez. 1878 zu Rambouillet bei
Paris. C. veröffentlichte 1843 in russ. Sprache eine
Beschreibung des Chanats Buchara (englisch von
De Bode, 1845), ferner: "N6inoir6 8ur 1a y^rtitt
in6ril1i0uai6 (16 1'^8i6 CLQtraie" (1863), "^tuäs
8Ul 1'iu8ti'U(Njoll pud1ihU6 6Q^.u88i6" (1865); <M6-
IN01I-6 8U1- 1'6t1lN0F1'Hp^i6 äö 1a ?6l86" (1866).
Chanzy (fpr. schangsih), Antoine Eugene Alfred,
franz. General und Diplomat, geb. 18. März 1823 zu
Nouart (Depart. Ardennes), trat 1839 bei der Ma-
rine ein und wurde 1841 beim 5. Artillerieregiment
eingestellt. 1841-43 besuchte er die Kriegsschule
von St. Cyr, blieb während der nächsten 16 Jahre
in Algerien und avancierte zum Vataillonschef. Im
ital. Feldzuge von 1859 that er sich bei Solferino
hervor; 1860 und 1861 nahm er an der Expedition
nach Syrien teil. <S. Frankreich.) 1864 zum Oberst,
1868 zum Brigadegeneral befördert, beteiligte er
sich an einer Erpedition des Generals Wimpffen
gegen die südl. Stämme in Algerien. Auf die Nach-
richt vou der Kriegserklärung an Preußen eilte er
1870 nach Pariv und bat um eiu Kommando, wurde
aber vom Marschall Leboeuf abgewiesen. Erst die
Regieruug der nationalen Verteidigung ernannte
ihn im Oktober zum Divisionsgeneral und übertrug
ihm das Kommando über eine Division, bald daraus
übcr ein Armeekorps der Loire-Armee, das er in
den Kämpfen bei Villepion und Loigny mit Aus-
zeichnung führte. Als nach Verlust von Orleans
die Loire-Armee geteilt wurde, erhielt C. am 6.Dez.
das Oberkommando über die 2. Loire- oder West-
armee, die 7. bis 10. Dez. beiVeaugency mit großer
Zähigkeit kämpfte und sich dann über Vendöme auf
Le Mans zurückzog. Dort wurde sie 9. Jan. 1871
vom Prinzen Friedrich Karl angegriffen und nack
hartnäckigem Widerstände 12. Jan. zum Rückzüge
auf Laval gezwungen. Während des Waffenstill-
standes in die Nationalversammlung gewählt,
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