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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chaerophýllum; Charon; Charondas; Chäronēa; Charos; Charost; Charp.; Charpentier

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Charon - Charpentier (François Philippe)

alten Grafschaft Charolais, welche 1390 an Burgund fiel, und nach der sich Karl der Kühne als Erbprinz Graf von C. nannte. Nach dessen Tode 1477 vereinigte sie Ludwig Ⅺ. mit Frankreich. Karl Ⅷ. trat sie 1493 im Frieden zu Senlis an Maximilian von Österreich ab. 1556 kam sie an die Krone Spanien, 1659 durch Ludwig ⅩⅣ. an das Haus Condé und 1771 an die Krone Frankreich.

Charon, nach der griech. Mythe der Sohn des Erebos und der Nyx, hatte die Verpflichtung, die Verstorbenen über die Flüsse der Unterwelt zu führen; für seine Mühe erhielt er ein Fährgeld, einen Obolos (ungefähr einen Groschen), den man deshalb den Toten in den Mund gab. Wie nach alter Anschauung diejenigen, die auf der Oberwelt keine Begräbnisstätte gefunden hatten, als Schatten an den Ufern des Acheron umherirren mußten, so glaubte man auch, daß die Toten, die keinen Obolos hätten, warten müßten, bis C. sich erweichen lasse, sie überzusetzen. C. wird dargestellt entweder als bärtiger Mann, oder als Greis, in der Exomis, dem Gewande der Schiffer und Handwerker. (S. nachstehende Abbildung. Vgl. von Duhn, in der «Archäol. Zeitung», 1885, und im «Jahrbuch des Archäol. Instituts», Bd. 2, 1887.) Virgil schildert ihn als finstern Alten mit struppigem Barte und schmutziger Kleidung. Auf etrusk. Monumenten, wo C. oft als der rächende Vergelter von Übelthaten erscheint, führt er meist einen Hammer. Zuletzt wurde C. zu einem Repräsentanten der Unterwelt und des Todes überhaupt und lebt als solcher noch jetzt als Charos im Volksglauben der Neugriechen fort. – Vgl. Krüger, C. und Thanatos (Charlottenb. 1866); Polites, Neohellenike Mythologia (Athen 1874).

^[Abb.]

Charondas von Katana auf Sicilien, gab in der Mitte des 7. Jahrh. v. Chr. seiner Vaterstadt ein Gesetzbuch, welches nachher auch von den ion. Städten Siciliens (Leontini, Naxos, Zankle, Himera), von Rhegium und Thurii in Italien, ja selbst von Mazaka in Cappadocien übernommen wurde. Altertümliche Rauheit und Strenge und eine kräftige sittliche Tendenz galten für die Gesetzgebung des C. als charakteristisch. C. führte die Einsprache gegen die Zeugen als ein wichtiges Rechtsmittel in das griech. Prozeßverfahren ein.

Chäronēa (Chaironeia), namhafte altgriech. Stadt im westlichsten Teile von Böotien, an der Grenze von Phokis, im Thale des Kephisos, ist berühmt durch den Sieg, den König Philipp von Macedonien auf der Ebene von C. über die Truppen der Athener, Thebaner und ihrer Verbündeten im Sommer 338 v. Chr. erfocht, durch den Sieg Sullas über Archelaus, den Feldherrn des Mithridates, 86 v. Chr., und als Vaterstadt des Plutarch. Noch jetzt sind von der alten Stadt, auf deren Stelle ein Dorf Kapräna liegt, ansehnliche Überreste erhalten, namentlich auch von den Mauern der auf einem steilen Felshügel (Petrachos bei den Alten) gelegenen Akropolis und von dem Theater, dessen Steinsitze aus dem Felsen der Nordostseite dieses Hügels geschnitten sind. In der Nähe der alten Stadt befinden sich die Reste eines kolossalen Löwenbildes aus grauem Marmor, des Denkmals für die im Kampfe gegen Philipp gefallenen Thebaner. Das darunter liegende Massengrab wurde 1880 geöffnet. Eine Wiederherstellung des Denkmals wird geplant.

Chaerophýllum L., Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit etwa 30 Arten in der nördlichen gemäßigten Zone. Die in Deutschland vorkommenden Arten heißen Kälberkropf. Sie haben doppelt und dreifach fiederteilige Blätter und weiße, seltener blaß-rosenrote Blüten. In Deutschland am häufigsten sind: C. temulum L., auf Schutt, an Hecken, Mauern, unter Gebüsch wachsend, mit dunkelrot geflecktem Stengel, doppelt fiederschnittigen, ziemlich breit gelappten Blättern und kleinen, weißen Dolden, oft, wie auch die folgende Art, von Unkundigen für den gefleckten Schierling gehalten; C. bulbosum L., eine stattliche, an Hecken und in Gebüschen auf fettem Boden wachsende Staude mit knolliger Wurzel, bis mannshohem, bläulich beduftetem und rotgeflecktem oder rotangelaufenem Stengel und in sehr feine lineale Zipfelchen zerschnittenen Blättern. Letztere wird wegen der eßbaren Wurzeln, der Körbelrüben (s. d.), hauptsächlich im südöstl. Europa angebaut.

Charos, s. Charon.

Charost (spr. scharoh), Armand Joseph de Béthune, Herzog von, franz. Philanthrop, geb. 1. Juli 1728 zu Versailles, wurde Offizier und zeichnete sich im Siebenjährigen Kriege aus. Er hob auf seinen Besitzungen in der Bretagne einen großen Teil der Fronen auf, gründete Almosenstiftungen auf den Dörfern, legte Apotheken und Hospitäler an, sorgte für Arzte und Hebammen und richtete Brand- und Hagelassekuranzen ein. Als Militärgouverneur der Picardie suchte er auf alle Weise die Landwirtschaft zu heben. In der Nationalversammlung sprach er für eine gleichmäßige Verteilung der Steuern. Während der Schreckensherrschaft mußte er 6 Monate im Gefängnis zubringen, aus dem ihn erst die Revolution vom 9. Thermidor (27. Juli 1794) befreite. Hierauf zog er sich wieder auf sein Gut Meillant zurück und stiftete daselbst eine große Ackerbaugesellschaft. Im Depart. Cher führte er später den Lein-, Tabak-, Krapp- und Rhabarberbau ein und verbesserte im ganzen südl. Frankreich Windmühlen, Schmieden und die Kultur der Wiesen. Nach dem 18. Brumaire (9. Nov. 1799) wählte ihn ein Bezirk in Paris zum Maire. Er starb 27. Okt. 1800 in Paris. C. schrieb: «Vues générales sur l’organisation de l’instruction rurale» (Par. 1795) und «Résumé des vues et des premieres travaux de la société d’agriculture etc.» (ebd. 1799).

Charp., bei entomolog. Namen Abkürzung für Toussaint von Charpentier (s. d.).

Charpentier (spr. scharpangtĭeh), François Philippe, franz. Mechaniker, geb. 3. Okt. 1734 zu Blois, erhielt in dem dortigen Jesuitenkollegium Unter- ^[folgende Seite]

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