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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chatten; Chatterton; Chaucer

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Chatten - Chaucer

die Eisen- und Stahlindustrie mit ihren Hochöfen, Gießereien und Walzwerken, Fabriken von Werkzeugen, Sägen und Pflügen, die Sägemühlen- und andere Holzindustrie und der Holzhandel. Den Geldverkehr vermitteln 4 National-, 2 Staats- und 2 Sparbanken. Der Wert des besteuerten Eigentums betrug 1880 3294992, 1888 aber 12323000 Doll. - Am 25. Nov. 1863 schlug hier der Bundesgeneral Grant die Konföderierten, eroberte 42 Geschütze und machte 6-7000 Gefangene. Die entscheidende, den Sieg bedingende That der Schlacht war die Einnahme des steilen, mit 20 Kanonen bepflanzten Missionary Ridge, den der deutsche General August Willich ohne Befehl im heftigen Feuer erstürmte. Tennessee ging durch diesen Sieg den Secessionisten verloren. Der Soldatenkirchhof bei C. enthält die Gräber von etwa 13000 Gefallenen.

Chatten, deutscher Volksstamm, s. Katten.

Chatterton (spr. tschättĕrt’n), Thomas, engl. Dichter, geb. 20. Nov. 1752 zu Bristol, war Advokatenschreiber und erregte 1768 Aufsehen, als er bei Einweihung einer neuen Brücke über den Avon in einem Bristoler Blatte eine eigene, aber für alt ausgegebene Beschreibung der Einweihung der alten Brücke erscheinen ließ. Bald darauf ging er nach London, wo er bei einigen Buchhändlern Beschäftigung fand. Er schrieb für mehrere Tageblätter, geriet aber bald in die äußerste Not und vergiftete sich 25. Aug. 1770. Glänzende Phantasie, glückliche Erfindung und tiefes Gefühl kennzeichnen C.s altertümlich gefärbte Dichtungen, die er andern Verfassern (besonders Rowley) unterschob. Von den unter seinem Namen erschienenen sind die Satiren die besten. Auch seine prosaischen Aufsätze sind anziehend. Eine Sammlung seiner Gedichte wurde von Tyrwhitt (Lond. 1777) veranstaltet, eine vollständige Ausgabe seiner Werke von Southey und Cottle (3 Bde., ebd. 1803) und von Bohn (2 Bde., Cambridge 1842); The poetical works of Thomas C. gab Skeat (Aldine edition, 2 Bde., 1875) heraus. Sein Leben beschrieb J.^[John] Dix (Lond. 1837; 2. Aufl. 1851). - Vgl. Wilson, C., a biographical study (Lond. 1869); Püttmann (Barmen 1840, 2 Bde.).

Chatterton-Compound (engl., spr. tschättĕrt’n kompaund), eine Mischung aus Guttapercha, Holzteer und Harz, die als Isolierhülle für Kabel benutzt wird.

Chaucer (spr. tschahßer), Geoffrey, "der Vater der engl. Poesie", wurde, wie neuere Forschung dargethan hat, etwa 1340 (nach der Grabschrift aus dem 16. Jahrh. 1328) zu London als Sohn des Weinhändlers John C. geboren. Zuerst wird C.s 1357 im Haushaltungsbuchs der Elisabeth von Ulster, Gemahlin Lionels, des Sohnes Eduards III., gedacht, bei der er Page war. Okt. 1386 bemerkt eine gerichtliche Aussage, C. sei zur Zeit 40 Jahre und darüber und trage seit 27 Jahren Waffen; da nun im Herbst 1359 Lionel mit Eduard III. nach Frankreich zog, so war gewiß auch C. dabei. C. geriet in Gefangenschaft, wurde aber schon im nächsten März ausgelöst. Daß der Dichter dann studierte, ist nicht nachzuweisen, obwohl nicht unglaublich; ein bestimmtes gelehrtes Fach trieb er kaum. Wohl bald nach Ende des Krieges unter die "Valets of the King’s chamber" aufgenommen, erhielt er 1367 als "dilectus valetus" ein Jahrgehalt. 1366 wird zuerst seiner Frau Philippa gedacht; Ehrendame der Königin bis an deren Tod, trat sie nachher in den Hofstaat der Konstanze von Castilien, der zweiten Frau Johanns von Gaunt, Herzogs von Lancaster (s. Plantagenet). Auf den Tod der ersten Frau Johanns, Blanche (1369), schrieb C. "The Dethe of Blaunche the Duchesse" (meist "Boke of the Duchesse" genannt). Wichtig für C.s dichterische Entwicklung ist die fast einjährige Reise nach Italien 1372, wo er mit über eine genuesische Faktorei in England zu verhandeln hatte. 1374 bekam er den geisttötenden und arbeitsvollen Versorgungsposten, den Londoner Hafenzoll von Wolle, Häuten und Wein zu überwachen. In den nächsten Jahren führte er mehrere polit. Aufträge aus, z. B. 1377 nach Flandern und nach Frankreich. Nachdem Richard II. König geworden, ging C. (1379) nach Mailand mit Aufträgen an Herzog Bernardo Visconti. 1386 trat er für Kent ins Parlament. Damals brach der allgemeine Unwille gegen Richard sowie Johann von Gaunt und alle seine Anhänger, darunter C., los. Seines Amtes entsetzt, lebte C. nun höchst kümmerlich; auch starb 1387 seine Frau. An die Unglücksjahre nach 1386 knüpfen sich manche Sagen, z. B. C. habe sich Aufständen in der City von London angeschlossen, sei gefangen gewesen u. s. w. Meist beruhen diese auf Mißverständnis des sicher unechten "Testament of Love". Als 1389 Richard und die Partei Johanns wieder Gloucesters (s. d.) Anhang zurückdrängte, wurde C. als Aufseher der öffentlichen Bauten u. s. w. zu Westminster, dann zu Windsor und in ähnlichen Stellungen verwendet. 1391 aber verlor er aus unbekannten Gründen diese Ämter. Obgleich ihn der König noch öfters unterstützte, geriet er immer tiefer in Not, sodaß ihm fortwährend Schuldhaft drohte. Erst als 1399 Heinrich IV., Johanns Sohn, den Thron bestieg, sah C. bessere Tage, starb aber schon 25. Okt. 1400, wohl in einem Hause im Garten der Marienkapelle zu Westminster, wo er im "Poetenwinkel" der Abtei als erster Dichter ruht.

C.s dichterisches Schaffen teilt man mit ten Brink am besten in drei Abschnitte: 1) bis 1372 (Nachahmung der Franzosen); 2) 1372-84 (Nachahmung der Italiener); 3) 1384-1400 (freies Schaffen). Erste Periode: "Klage ans Mitleid", die (jetzt verlorene) Übersetzung des "Romans von der Rose" (s. Guillaume de Lorris), "Auf den Tod der Herzogin Blaunche", "A-B-C oder Gebet an Maria". Zweite Periode: "Leben der Cäcilie" (nach Jakobus de Voragine, s. d., in die "Canterbury Tales" aufgenommen), "Versammlung der Vögel" (nach Ciceros "Somnium Scipionis" und teilweise Dante), "Palamon und Arcite" (nach Boccaccios "Teseide"), "Troylus und Cryseyde" (nach Boccaccios "Filostrato"), Übersetzung von Boëtius’ "Trostschrift", "Klage von Mars und Venus"; wenn echt, der "Liebeshof" und das "Haus des Ruhms" (an die "Divina commedia" angelehnt). Dritte Periode: "Legende von guten Frauen", "Canterbury-Geschichten", kleinere Dichtungen und "Abhandlung über das Astrolabium, an seinen Sohn Lewis"; so auch wohl die verlorenen Dichtungen "Buch vom Löwen" und "Origines über Magdalene". Die andern C. zugeschriebenen Gedichte sind wahrscheinlich unecht.

Sein Meisterwerk, die "Canterbury-Geschichten", bildet einen Cyklus von (24) Novellen (bis auf zwei prosaische in den seitdem beliebten zehn- oder achtsilbigen Reimversen); der Dichter legt sie Pilgern aus verschiedenen Ständen in den Mund, die nach dem Grabe des heil. Thomas von Canterbury wallfahrten. Wie das Werk (seit Caxtons Druck um

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