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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chauci; Chaudeau; Chaudesaigues; Chaudet; Chaudfontaine; Chaudière; Chaudordy

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Chauci - Chaudordy

1475) vorliegt, ist es unvollendet. Die einzelnen Fabeln sind mittelalterlichen lat. Sammlungen, wie den "Gesta Romanorum" und altfranz. Volksbüchern, auch dem Boccaccio entlehnt. Trotzdem kennzeichnet C.s gesamtes Dichten von Anfang an ein nationaler und volkstümlicher Zug. Daher rühren die Lebendigkeit seiner Sittenschilderungen, die derbe Satire, der Humor, den er zuerst in der modernen Litteratur würdig zur Geltung bringt.

W. Tynne gab 1532 (London) die erste Gesamtausgabe der Werke C.s heraus. Nach Urry (Lond. 1721) und Bell (14 Bde., Edinb. 1782) galt die Ausgabe der Canterbury Tales von Tyrwhitt (5 Bde., Lond. 1775-78, oft aufgelegt) als die beste bis zu Nicolas (6 Bde., 1845; 8 Bde., 1870), Wright (3 Bde., Lond. 1847-51), Morris (6 Bde., ebd. ohne Jahr), Furnivalls "Six-text-edition of C.s Canterbury Tales" (1868). Skeat, der R. Bells Gesamtausgabe (4 Bde., Lond. 1878) einen "Preliminary essay" beifügte, gab C.s "Kleinere Gedichte" und die "Legende von guten Frauen" (Oxford 1888 u. 1889) heraus, erstere auch J.^[John] Koch (Berl. 1883), der sie auch übertrug (Lpz. 1880). Vgl. M. Kaluza, The Romant of the Rose from the unique Glasgow Ms. Parallel with its original Le Roman de la Rose (Lond. 1891): ders., C. und der Rosenroman (Berl. 1893). Eine Gesamtverdeutschung lieferte A. von Düring (Bd. 1-3, Straßb. 1883-87), Übersetzungen der "Canterbury-Geschichten" Kannegießer (Zwickau 1827), Fiedler (Bd. 1, Dessau 1844), eine vollständige Hertzberg (3 Tle., Hildburgh. 1866).

Über C.s Leben schrieben Godwin, History of the life and age of C. (2 Bde., Lond. 1803); Todd, Illustrations of the lives and writings of Gower and C. (ebd. 1810); Nicolas, Life of C. (ebd. 1844); Bond, New facts in the life of C. (in der "Fortnightly Review", 1866); Kißner, C. in seinen Beziehungen zur ital. Litteratur (Bonn 1867); ten Brink, C. Studien zur Geschichte seiner Entwicklung und zur Chronologie seiner Schriften (Bd. 1, Münster 1870); ders., C.s Sprache und Verskunst (Lpz. 1884). Vgl. auch desselben Geschichte der engl. Litteratur, Bd. 2 (Berl. 1889); ferner: Mamroth, G. C., seine Zeit und seine Abhängigkeit von Boccaccio (ebd. 1872); Ward, G. C. (Lond. 1879); auch Hertzbergs Einleitung zu seiner Übersetzung und Pauli, Bilder aus Altengland; Lounsbury, Studies in C., his life and writings (3 Bde., ebd. 1891); Ballerstedt, Über C.s Naturschilderungen (Gött. 1892). Seit 1867 besteht eine "C. Society" zu London.

Chauci, lat. Name der Chauken (s. d.).

Chaudeau (frz., spr. schodoh), Schaumsauce aus Wein, Zucker, Citronensaft und Eidotter.

Chaudesaigues (spr. schodsähg’; Calentes Aquae der Römer), Hauptort des Kantons C. (303,23 qkm, 12 Gemeinden, 6493 E.) im Arrondissement St. Flour des franz. Depart. Cantal (Auvergne), am Fuße des Aubracgebirges, in 650 m Höhe, in der tiefen Thalschlucht eines Zuflusses der Truyère, hat (1891) 1070, als Gemeinde 1674 E., Post, Telegraph; Wollspinnerei, einen künstlichen Brutofen und Thermalquellen (57-81° C.); diese enthalten kohlensaures Natron, Jod und Brom, werden zum Trinken, Baden und Douchen gebraucht, hauptsächlich gegen rheumatische Leiden (jährlich etwa 1000 Badegäste), von den Einwohnern in der Hauswirtschaft zum Heizen und Kochen. In der Nähe die kalte Eisenquelle Condamine und zwei eisenhaltige Natronsäuerlinge.

Chaudet (spr. schodeh), Antoine Denis, franz. Bildhauer, geb. 31. März 1763 zu Paris, war ein Schüler von Stouf und trug bereits m seinem 21. Jahre den akademischen Rompreis davon. In Rom studierte er vorzugsweise die Werke des klassischen Altertums. 1789 kehrte er nach Paris zurück, wurde Mitglied, später Professor der Kunstakademie und besonderer Günstling Napoleons I. Er starb 19. Avril 1810 in Paris. C. ist auf dem Gebiete der Bildhauerkunst der hervorragendste Vertreter des Klassicismus unter dem ersten Kaiserreich. Er schuf u. a. das Standbild Napoleons I. für den Saal des Gesetzgebenden Körpers, das Standbild des Friedens für den Palast der Tuilerien, den Cincinnatus für den Saal des Senats, Amor mit dem Schmetterling und den Hirten mit dem kleinen Ödipus (die letzten beiden im Louvre).

Chaudfontaine (spr. schofongtähn), Dorf in der belg. Provinz Lüttich, in romantischer Lage an der Vesdre, an der Linie Brüssel-Herbesthal der Belg. Staatsbahnen, hat Post, Telegraph, (1890) 1688 E., eine Quelle (32° C.) und ist ein besonders von Lüttich aus viel besuchter Badeort. In der Nähe die Wallfahrtskirche Chèvremont.

Chaudière (spr. schodiähr), Fluß in der canad. Provinz Quebec, fließt aus dem Meganticsee nach NNW. durch goldführendes Gebiet und mündet, den 30in hohen Chaudièrefall bildend, 200 km lang, etwa 12 km oberhalb Quebec in den Lorenzstrom.

Chaudordy (spr. schodordih), Emile, Graf von, franz. Staatsmann, geb. um 1825, trat 1850 in den diplomat. Dienst, wurde Attaché der franz. Gesandtschaft in Rom, später anderer Gesandtschaften und unter dem Minister Drouyn de l’Huys 1868 Direktor im Ministerium des Auswärtigen, in welcher Stellung er sich bis zum Sturz des Kaiserreichs erhielt. Als nach dem 4. Sept. 1870 Favre die Leitung des Auswärtigen übernahm, wurde C., der schnell die polit. Farbe gewechselt hatte, in seinem Posten bestätigt. Er siedelte Mitte Sept. 1870 mit der Delegation der neuen Regierung nach Tours, im Jan. 1871 nach Bordeaux über, und zwar als Stellvertreter Favres in der Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten. Als solcher bestritt er durch seine beiden Rundschreiben vom 10. Okt. 1870 an die europ. Kabinette Bismarck gegenüber das Recht Deutschlands, durch Annektierung von franz., ehemals deutschen Gebietsteilen seine Grenzen gegen Frankreich zu schützen. Zwei weitere Rundschreiben vom Nov. 1870 und Jan. 1871 beschuldigten die Deutschen barbarischer Kriegführung und suchten Bismarcks Anklagen gegen die franz. Gesetzwidrigkeiten und Brutalitäten zu entkräften. C.s Hauptstreben, England zu einer diplomat. Intervention zu bewegen, blieb ohne Erfolg. Unter dem Ministerium Broglie wurde C. 5. Dez. 1873 Gesandter für die Schweiz und 3. Okt. 1874 Botschafter in Madrid. Unter dem Ministerium Dufaure 1876-77 außerordentlicher Bevollmächtigter zur Konferenz von Konstantinopel (s. Osmanisches Reich), machte er durch feindselige Kundgebungen gegen Deutschland von sich reden. Ende 1878 wurde er von Madrid abberufen. Als Gambetta 14. Nov. 1881 das Ministerpräsidium übernahm, ernannte er C. zum Botschafter in Petersburg. Bevor dieser aber seinen Posten antrat, wurde Gambetta (26. Jan. 1882) gestürzt. Das nachfolgende Ministerium Freycinet bestätigte die Ernennung C.s nicht. Er schrieb: "La France en 1889" (Paris).