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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chiloe - Chimaira

erobert, die hier beträchtliche Reichtümer fanden. Von nun an landvogtlicher Sitz, ward es 1733 in ein Staatsgefängnis verwandelt. Seit 1798 diente es teils als Zeughaus, teils als Strafanstalt. Unter den angesehenen Gefangenen befand sich auch François von Bonnivard (s. d.). – Vgl. Vulliemin, C., étude historique (3. Aufl., Lausanne 1863); R. Rahn, Schloß C. (in den «Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft», Zür. 1888).

Chiloë (spr. tschi-). 1) Südlichste Provinz der Republik Chile, ist seit 1861 auf die Hauptinsel C., den Chonos-Archipel und die der Insel östlich gegenüberliegende Westküste Patagoniens bis zum Kamme der Cordilleren beschränkt und erstreckt sich von 41,5 bis etwa 47° südl. Br. Das Areal beträgt 10348 qkm, die Bevölkerung (1889) 77502 E., welche fast ausschließlich auf C. und den benachbarten Inseln leben. C. ist von Wichtigkeit wegen ihres großen Reichtums an Nutzholz in den ausgedehnten Urwaldungen. Hauptstadt ist Ancud (s. d.). – 2) Insel in der gleichnamigen chilen. Provinz, an der Westküste Südamerikas, wird im N. durch den schmalen Kanal von Chacao, im O. durch den Golf von Ancud und die Corcovadobai vom Festlande getrennt, besteht aus Glimmerschiefer im W. und S., Granit und Grünstein im Innern, vulkanischen Felsarten im N. und ist hügelig, im Cerro Contento bis 900 m hoch und fast ganz mit undurchdringlichem Urwald bedeckt, der schöne immergrüne Baumarten sowie baumartige Gräser auszuweisen hat. Die kultivierten Strecken erinnern an die mildern Gegenden Englands und liegen fast durchweg auf der Ostseite der Insel, die, von tiefen Buchten durchschnitten, eine Anzahl vortrefflicher kleiner Häfen darbietet, wie Chacao, Dalcahue, Castro und Chonchi, während die felsige Westküste durch ihre Klippen und Brandungen unzugänglich ist. Im S. von C. liegen die Chonos-Inseln (s. d.). Das Klima ist oceanisch, feucht (jährliche Regenmenge in Ancud 3400 mm), aber gleichförmig und gesund, frei von epidemischen Krankheiten. Kartoffeln, Kohl und Gemüse gedeihen vortrefflich. Man baut Weizen, Gerste, Hafer, Hülsenfrüchte, Lein und Hanf. Der Viehstand, besonders an Schafen, ist nicht unbedeutend. Fisch- und Austernfang, Ackerbau, Holzarbeit und Schiffbau bilden die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Sehr bedeutend ist auch die Schiffahrt. Zur Ausfuhr kommen hauptsächlich Holz in Balken, Bohlen und Brettern nach dem übrigen Chile und bis Peru. – C. und ihr Archipel wurde 1558 von Garcia de Mendoza entdeckt und war von 1565 an in span. Besitz. Ein Aufstand, welcher am Anfang des 17. Jahrh. ausbrach, wurde rasch niedergeschlagen. Als die Spanier nach der Schlacht am Maipu 1818 Chile verließen, setzten sie sich auf C. fest, das sie aber 1826 ebenfalls aufgeben mußten. Seitdem gehört C. zu Chile.

Chilognātha, s. Schnurasseln.

Chilok, schiffbarer rechter Nebenfluß des Selenga im ruff.-sibir. Gebiet Transbaikalien, ist 470 km lang. Sein Oberlauf liegt in der Nähe des zur Lena gehörenden Witim und der Ingoda. Eine Eisenbahn soll das Chilok- und Ingodathal benutzen und so Jenissei- und Amursystem verbinden.

Chilon (Cheilon), aus Lakedämon, einer der sog. Sieben Weisen Griechenlands. Auf ihn werden die Sprüche «Gnóthi seautón» (lat. «Nosce te ipsum», «Erkenne dich selbst») und «Mēdén agán» (lat. «Ne quid nimis», «In nichts zu viel») zurückgeführt, die indessen auch andern aus den Sieben Weisen zugeschrieben wurden.

Chiloplastik, s. Cheiloplastik.

Chilopŏda, s. Skolopendren.

Chilpĕrich, Name mehrerer Merowinger. – C. Ⅰ., Sohn Chlothars Ⅰ., erhielt 561 bei der Teilung mit seinen drei Brüdern Neustrien und trug namentlich durch Ermordung seiner Gemahlin Galsuintha (s. d.) und die Frevelthaten seiner Buhlerin Fredegunde (s. d.) Schuld an den Kriegen unter den Brüdern (s. Brunhilde). Schamlos in seinen Begierden und rücksichtslos in seinen Mitteln, verübte er Gewaltthaten, bis er (vielleicht auf Anstiften der Fredegunde) 584 ermordet wurde. Er hatte Sinn für röm. Kultur, machte lat. Gedichte und trieb theol. und grammatische Studien. – Vgl. Kaufmann, Deutsche Geschichte bis auf Karl d. Gr. (2 Bde., Lpz. 1880‒81). – C. Ⅱ., Sohn des 673 ermordeten Childerich II., lebte im Kloster als Bruder Daniel, bis er 715 von den Gegnern Karl Martells als König von Neustrien aufgestellt wurde. Karl scheint nach mehrfachen Siegen über C. diesem zuletzt den Namen König gelassen zu haben. C. starb 720. – Vgl. Breysig, Die Zeit Karl Martells (Lpz. 1869).

Chiltern-Hills (spr. tschill-), Kreidehügelkette mit steilem Rande gegen NW., im südl. England, welche durch den südl. Teil der Grafschaft Oxford, dann durch Buckingham und Hertford zieht und (bei Wendover) in Buckinghamshire ihre größte Höhe (276 m) erreicht; ihre Länge beträgt 113 km, ihre Breite 25‒30 km. Ehedem bedeckte sie dichter Wald.

Chiltern Hundreds (spr. tschilltern hönnderds), Bezirk in den engl. Grafschaften Oxford, Buckingham und Bedford, der früher viel durch Räuberbanden beunruhigt wurde, was die Anstellung eines besondern Sicherheitsbeamten, des sog. Steward of the C. H. zur Folge hatte. Obgleich die Veranlassung längst nicht mehr besteht, dauert das mit einem jährlichen Gehalt von 20 Schill. dotierte Amt weiter und wird stets solchen Parlamentsmitgliedern verliehen, die ihr Mandat aufgeben wollen. Da ein solches nicht freiwillig niedergelegt werden kann, aber die Annahme eines besoldeten Staatsamtes die Verwirkung des Mandats zur Folge hat, bedient man sich, um die Erreichung der bezeichneten Absicht zu ermöglichen, des Mittels der Verleihung jenes Amtes, die jedoch verweigert wird, wenn ein Parlamentsmitglied sich einer ehrwidrigen Handlungsweise schuldig machte.

Chimachima, s. Geierfalken.

Chimaira (Chimära), in der griech. Mythologie ein fabelhaftes, feuerschnaubendes Ungeheuer, war nach Homer von göttlichem Geschlecht, vorn Löwe, in der Mitte Ziege, hinten Drache; nach Hesiod war sie eine Tochter des Typhon und der Echidna und hatte drei Köpfe, einen Löwen-, Ziegen- und Drachenkopf. In den Kunstdarstellungen der C., unter denen eine 1554 in Arezzo aufgefundene etrusk. Bronze-Chimaira aus dem 5. Jahrh. v. Chr. (jetzt in Florenz) hervorragt, hat die C. die Gestalt eines Löwen, aus dessen Leib sich Kopf und Hals einer Ziege erhebt, während der Schwanz in einen Schlangenkopf endet. (S. vorstehende Abbildung der C. auf einer Münze von Sikyon.) Die C. wurde von Amisodaros, dem König von Lycien, groß gezogen, von

^[Abb. Chimaira]

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]