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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chimaerĭdae; Chimaltenango; Chimára; Chimäre; Chimay; Chimborasso; Chimborāzo; Chimenti; Chimirri; Chimmesyan; Chimonánthus

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Chimaltenango - Chimonanthus

Bellerophon (s. d.) getötet. Ihrer Grundbedeutung nach ist die C. wohl eine Personifikation der Wetterwolke, aus der die Blitze hervorsprühen, wurde aber hernach, insbesondere in Lycien, wo vulkanische Kräfte im Altertum mehr als jetzt thätig waren, ein Sinnbild feuerspeiender Berge. – In übertragener Bedeutung versteht man unter Chimäre überhaupt ein Unding, Hirngespinst, Ausgeburt der Phantasie.

Chimaltenango (spr. tschi-), Departamento der centralamerik. Republik Guatemala, auf dem Nordabfall der Küstenkette zwischen dem See Atitlan und Amatitlan, hat (1889) 59335 E. Die gleichnamige Hauptstadt liegt an der Straße Guatemala-Solola.

Chimára, türk. Hafen, s. Delvino.

Chimäre, s. Chimaira.

Chimaerĭdae, oder Holocephala, s. Seekatzen.

Chimay (spr. schimmäh). 1) Stadt im Arrondissement Charleroi der belg. Provinz Hennegau und Hauptstadt des Fürstentums C., an der Blanche und den Linien Beaumont-C. (30 km) der Belg. Staatsbahnen und Hastière-Marienbourg-Momignies der Chimaybahn, hat (1890) 3412 E., Post, Telegraph, zwei Kirchen, Schloß und Park des Fürsten C., Standbild des Dichters und Geschichtschreibers Froissart (gest. 1410 in C.), ein Athenäum, bischöfl. Seminar; Eisengruben, Hochöfen, berühmte Brüche von verschiedenfarbigem Marmor und Spitzenklöppelei. 10 km südlich auf den Höhen von Scourmont die Musterwirtschaft der Mönche von La Trappe. – 2) Herrschaft in der belg. Provinz Hennegau, kam 1397 durch Kauf an das Haus Croy (s. d.) und wurde 1486 von Kaiser Maximilian zu Gunsten Karls von Croy, Grafen von C., zum Fürstentum erhoben. Karls Tochter, Anna, brachte es durch Heirat an die ältere Linie des Hauses Croy. Eine Erbtochter dieser Linie, gleichfalls Anna, brachte C. an ihren Gemahl Karl von Ligne, Fürsten von Aremberg (gest. 1616). Erbe von C. war dessen jüngerer Sohn Alexander (gest. 1629), dessen Tochter Anna es ihrem Gemahl Eugen von Hennin, Grafen von Boussu, 1686 zubrachte. Nach dem Erlöschen dieses Stammes in der Person des Fürsten Philipp Gabriel Moritz fiel es 1804 durch dessen Schwester an die noch blühende franz. Familie Riquet (s. d.) de Caraman.

Chimay (spr. schimmäh), Fürsten von, belg. Geschlecht. Hervorzuheben ist: François Joseph Philippe de Riquet, Graf Caraman, Fürst von C., geb. 21. Nov. 1771, Neffe und Erbe des Fürsten Ph. Gabriel Moritz aus dem Hause Boussu, stand beim Ausbruch der Französischen Revolution als Offizier in einem Dragonerregiment, mußte als Anhänger der Bourbons Frankreich verlassen und wurde nach der Restauration Oberst der Kavallerie. Von dem Depart. Ardennes 1815 in die Deputiertenkammer gewählt, stimmte er mit der Opposition, weshalb man ihn nicht wiederwählte. Seitdem lebte er meist in den Niederlanden, wo er das Indigenat erwarb und 1820 Mitglied der Ersten Kammer wurde. Obgleich bereits seit 1801 Besitzer der C.schen Domänen, wurde sein Fürstentitel erst 1824 bestätigt. C. starb 2. März 1843. Der Fürstentitel vererbt sich nur auf den Erstgeborenen, der ihn jedoch schon zu Lebzeiten des Vaters nebenbei zu führen befugt ist; alle männlichen Nachkommen sind Fürsten von Caraman, die weiblichen Gräfinnen von Caraman. – Seine Gemahlin Thérèse, die schöne Tochter des span. Ministers Cabarrus, geb. 31. Juli 1773 zu Saragossa, wurde gegen ihren Willen mit dem Parlamentsrat de Fontenay vermählt; als eifrige Anhängerin der Revolution trennte sie sich 1793 von ihrem emigrierten Gemahl und lernte in Bordeaux den Konventsdeputierten Tallien (s. d.) kennen, der sich in sie verliebte und unter ihrem Einflusse die blutigen Dekrete des Konvents weniger streng ausführte. Beide wurden deshalb in Paris zum Tode verurteilt, aber durch Robespierres Sturz gerettet. Sie heiratete Tallien, ließ sich aber, als dieser Bonaparte nach Ägypten folgte, scheiden und heiratete 1805 den Fürsten von C. Sie starb 15. Jan. 1835 zu Brüssel.

Joseph, Fürst von C., geb. 9. Okt. 1836, war vom 26. Okt. 1884 bis zu seinem Tode, 29. März 1892, Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Belgien.

Chimborasso, s. Chimborazo.

Chimborāzo, Chimborasso (spr. tschim-), einer der höchsten Piks der südamerik. Cordilleren (s. d.) im Staate Ecuador, den man bis 1817 für den höchsten Berg der Erde gehalten hat, erhebt sich 6310 m über das Meer und etwa 3400 m über die hohe Thalebene von Quito als ein freistehender trachytischer Glockenberg. Seine Bildung, ohne eine Spur von Krater, verrät frühere vulkanische Thätigkeit, und mit der obersten Region von 1600 m ragt er in die Sphäre ewigen Eises. Er wurde 1745 von Condamine bis auf 5100 m, von Humboldt mit Bonpland 23. Juni 1802 bis auf 5759 m und von dem Franzosen Boussingault mit dem Engländer Hall 15. und 16. Dez. 1831 bis zu 6004 m erstiegen. Der Franzose Jules Remy kam 1856 bis nahe an den Gipfel, Dr. Stübel im Juni 1872 bis 5810 m. Der Engländer Whymper endlich erstieg ihn 1880 zweimal (im Januar und Juli) völlig.

Chimborāzo (spr. tschim-), Provinz in der südamerik. Republik Ecuador, grenzt im S. an die Provinz Cañar, im N. an Leon, hat 14360 qkm, (1885) 90782 E. ohne die Indianer, umfaßt das Hochland zwischen den beiden hier stark mit Vulkanen (Sangay, El Altar, Tunguragua) besetzten Andenketten und den Ostabfall des östl. Zuges und wird nach O. zum Rio Pastassa und zum Morona entwässert. Schwefel und Alaun werden im S. bei Alausi gewonnen. Hauptbeschäftigungen sind Viehzucht, Ackerbau, Anfertigung von Woll- und Baumwollwaren und Bergbau. Die Hauptstadt ist Riobamba (s. d.).

Chimenti (spr. ki-), Jacopo, s. Empoli.

Chimirri (spr. ki-), Bruno, ital. Minister, geb. 1845 zu Catanzaro, studierte die Rechte und war seit 1876 Mitglied der Kammer, in der er auf dem rechten Centrum saß. Er unterstützte Depretis, während er Crispi mit einem gewissen Mißtrauen gegenüberstand. Nach Crispis Sturz berief ihn Rudini 7. Febr. 1891 in sein Kabinett als Minister des Ackerbaues, Gewerbes und Handels, welches Portefeuille er später mit dem für Justiz und Kultus vertauschte. Am 10. Mai 1892 trat er mit Rudini zurück.

Chimmesyan (Tschimsian), Indianerstamm, s. Amerikanische Rasse (Bd. 1, S. 525 b).

Chimonánthus Lindl., Pflanzengattung aus der Familie der Calycanthaceen (s. d.). Man kennt nur eine Art: C. fragans Lindl. Es ist ein japan. Strauch mit schmutzigweißen, inwendig rötlichen und wohlriechenden Blüten. Er wird bis 3 m hoch, hat gegenständige, lanzettförmige, unterseits glänzende Blätter und einzeln stehende Blüten. Besonders schön ist die Varietät C. grandiflorus, welche große, fast sternförmige, gelbe, purpurgefleckte Blumen besitzt. Dieser hübsche Strauch gedeiht in Süd- ^[folgende Seite]

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