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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Christian II. (Kurfürst von Sachsen) - Christianit
aber von milder Gesinnung, abgewandt von der
Starrheit des schroffen Luthertums, überließ er sich
der Leitung seines Kanzlers Nikolaus Crell (s. d.),
der die Herrschaft der orthodoxen Partei beseitigte,
das Land von der österr. Gefolgschaft loslöste und
Fühlung mit den reform. Glaubensgenossen, be-
sonders dem Pfalzgrafen Joh. Kasimir, suchte. C.
erneuerte 1587 das Erbbündnis mit Hessen und
Brandenburg, nahm teil an der Unterstützung der
Hugeuotten und seit 1590 an der Vegründnng eiues
deutscheu Protestantenbundes gegen die kath. Partei
im Reiche, starb aber schon 25. Sept. 1591 au deu
Folgen seiner unmäßigen Lebensweise. C. ist der
Erbauer der Festung auf dem Königstcin; er ver-
stärkte auch die Werke von Dresden und war über-
haupt ein baulustiger, pracktl lebender Fürst.
Christian II., Kurfürst von Sachsen, Sohn
des vorigen, geb. 23. Sept. 1583, dem Vater, außer
in der Leidenschaft für Jagd- und Tafelfreuden,
sehr unähnlich, von muskulösem Glicderbau uud
ungebildet, führte, geleitet von seiner Mutter und
seinem Vormnnd Herzog Friedrich Wilhelm von
Sachsen-Altenburg, den Staat wieder in die Fesseln
des orthodoxen Luthertums und in die Abhängigkeit
von der österr. Politik zurück. Der Antritt seiner
selbständigen Regierung ward bezeichnet durch die
Hinrichtung des'Kanzlers Crell (1601), die Ein-
führung des Religionseides auf die Konkordien-
formel und andere Maßregeln. Mit Brandenburg
unterstützte er Kaiser Rudolf gegen Matthias uud
trug dazu bei, daß den Bobinen der Majestätsbricf
bewilligt wurde. Er starb kinderlos 23. Juni 1611.
Seine Gemahlin war Zedwig von Dänemark.
Christian, Karl Friedrich August, Herzog von
Schleswig -Holstein- ^onderburg - Augu-
stenburg, der älteste Sohn des Herzogs Friedrich
Christian (gest.1814) und derPrinzessin Luise Auguste
von Dänemark (gest. 1843), Tochter Christians VII.,
ward 19. Juli 1798 in Kopenhagen geboren. Er
besuchte 1817 - 19 die Hochschulen zu Genf und
Heidelberg, bildete sich auf Reisen und übernahm
dann die Bewirtschaftung seiner Stammgüter auf
Alsen und imSundewitt mit denSchlössernAugusten-
burg und Gravenstein. Seit Einführung der Pro-
vinzialstände führte er persönlich die ihm verliehene
erbliche Virilstimme in der schlesw. Ständeversamm-
lung (1836) in einer sehr konservativen Richtung.
Sonst nahm er keine dienstliche Stellung ein, wäh-
rend sein jüngerer Bruder, Friedrich August
Emil (geb. 23. Aug. 1800, gewöhnlich nach seinem
Gute in Schleswig "Prinz von Noer" genannt,
gest. 2. Juli 1865 zu Beirut in Syrien), 1842-46
als Statthalter und kommandierender General in
Schleswig-Holstein thätig war. Am 18. Sept. 1820
hatte sich der Herzog mit der Gräfin Luise Sophie
von Dannesijold-Samsö (gest. 11. März 1867) ver-
mählt, welcher Ehe die Prinzen Friedrich (geb. 6. Juli
1829) und Christian (geb. 22. Jan. 1831) sowie drei
Töchter entsprangen, von denen die eine an den
Professor der Medizin Friedr. von Esmarch in Kiel
verheiratet ist. Durch seine Geburt Chef des ältern
(Augustenburgischen) Zweigs der sog. jüngern königl.
Linie der Oldenburger (s. Augustenbnrger Linie),
war Herzog C. nächstberechtigter Agnat und Erbe in
Schleswig-Holstein, sobald der Mannsstamm des
regierenden dän. KönigöHanfes erlosch. Dem Plan
seines Schwagers, des Königs Christian V111., die
weibliche Erbfolge auf die Herzogtümer zu legen,
tratermit aller Entschiedenheit entgegen; der Offene
Brief vom 8. Juli 1846 (s. Christian VIII.) führte zur
vollständigen Feindschaft. Der Herzog erhob 3O.Iuli
feierlich Protest, während der Prinz von Noer seine
Amter niederlegte, und die andern Aguateu folgten
diesemVeispiel.In der schlesw.Ständesitzung forderte
er für die Stände das Recht der Steuerbewilligung
und eine entscheidende Stimme bei der Gesetzgebung.
Auf die Weigerung der Regiernng, eineu solchen
Beschlnß entgegenzunehmen,' erklärte er 4. Dez. 1846
(uud mit ihm 33 Mitglieder) seinen Austritt. Wäh-
rend des Krieges mit Dänemark stand er mit seiner
ganzen Familie auf schlesw.cholst. Seite. Der Prinz
von Noer war 1848 Mitglied der Provisorischen
Regierung und kommandierender General, während
die jungen Prinzen im Heere dienten. Der Herzog
C. selbst nahm keine amtliche Stellung ein, sondern
wirkte nur in gelegentlichen Missionen und im
Ständesaal. Nach Wiederherstellung der dän. Zerr-
schaft 1851 ward er mit seiner Familie von der Am-
nestie ausgeschlossen und aus der dän. Monarchie
verbannt. Die herzogl. Stammgüter, die schon 1848
mit Beschlag belegt waren, blieben unter Sequester.
Die Einziehimg verhinderte der Kaiser von Rußland.
Die preuß. Regierung knüpfte durch ihren Bundes-
gesandten von Bismarck mit dem Herzoge Verhand-
luugen an, und 30. Dez. 1852 unterzeichnete C. eine
Akte, wodurch er jene Güter gegen eine Kaufsumme
von 2 250000 preuß. Thlrn. der dän. Regierung
überließ. In eben dieser Akte ward eine Klausel
eingeschoben, wodurch er "für sich und seine Familie"
versprechen mußte, der neuen Erbfolgeordnung in
der dän. Monarchie auf keine Weise entgegentreten
zu wollen. Diese Erklärung war kein Verzicht im
rechtlichen Sinne und wurde auch von der dän. Re-
gierung ausdrücklich nicht als Verzicht anerkannt;
auch fehlte die Zustimmung der schon großjährigen
Söhne. Der Prinz von Noer wahrte durch Protest
vom 24. März 1853, der Erbprinz Friedrich durch
Protest vom 15. Jan. 1859 sein Erbrecht. Der
Herzog kaufte nach Verlust seiner Stammgüter die
Herrschaft Primkenau in Niederschlesien. Nach dem
Tode des Königs Friedrich VII. von Dänemark
kehrte er nicht wieder auf den polit. Schauplatz
zurück, entsagte durch Verzicht vom 16. Nov. 1863
und 25. Dez. 1863 der Erbfolge in Schleswig-Hol-
stein vollständig, indem er seinen: Sohne, dem Erb-
prinzen Friedrich (s. d.), die Geltendmachung der
Rechte seines Hauses überlieh. Als ein entschiedener
Gegner der Einverleibung der Herzogtümer in Preu-
ßen starb er 11. März 1869 zu Primkenau.
Chriftian-Conuexion (spr. krißtjen konneck'-
sch'n), s. Baptisten.
Chriftiandor, s. Frederikdor.
Christianer (diriLtiani), Name der ersten Chri-
sten, s. Christus.^
Christiani, ^ekte, s. Bogomilen.
Christiania, s. Kristiania.
Christiattiafjord, s. Kristianiafjorden.
<3Iiri8'ti2.iii38iinu.3 (Superlativ von (Hristiä-
Quz), der Allerchristlichste, Titel der Könige von
Frankreich, s. Allcrchristlichste Majestät.
Christiamt, ein Name für den Anorthit (s. d.)
vom Vesuv, aufgestellt von Monticelli und Covelli
zu Ehren des Prinzen Christian Friedrich von Däne-
mark, welcher mit ihnen den Vesuv untersucht hatte;
C. wurde weiterhin von Descloizeaux der isländ.
Pbilippsit (Kalkharmotom) zum Andenken an König
Christian VIII. von Dänemark genannt. Beide
Namen sind nicht mehr im Gebrauch.
Artikel, die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen.