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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chronolŏgie; Chronolōgisch; Chronomēter

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Chronologie - Chronometer

die zugehörige Temperatur durch die Länge des in diesem Punkt auf die Koordinatenebene errichteten Lotes dargestellt. Alle diese Lote stellen in ihren Endpunkten eine Fläche dar, deren Gestaltung den Verlauf der Temperatur erkennen läßt. Die Form dieser Fläche stellt man durch Schnitte parallel zur Koordinatenebene dar, die in gleichen Abständen gelegt werden und deren Schnittlinien man konstruiert. Diese Linien nennt man C.

Chronolŏgie (grch.) oder Zeitkunde, die Wissenschaft, die Zeit zu messen und einzuteilen. In diesem allgemeinern Sinne wird die C. auch als mathematische oder astronomische C. bezeichnet und umfaßt dann die Kenntnis aller derjenigen Erscheinungen, die zur Bestimmung und Einteilung der Zeit dienen, also namentlich der täglichen und jährlichen Bewegung der Erde und des Mondlaufs. Die C. im engern Sinne, auch als historische oder technische C. bezeichnet, hat die mathematische zur Grundlage und lehrt, wie bei den verschiedenen Völkern die Zeit für das bürgerliche Leben eingeteilt wird, und wie die bei diesen Völkern vorgekommenen wichtigen Ereignisse der Zeit nach in ein richtiges Verhältnis zu bringen sind. Die Erforschung der verschiedenen Cyklen (s. d.), Perioden (s. d.), Ären (s. Ära), der Jahreseinteilung und des Kalenderwesens bei den verschiedenen Völkern (s. Kalender), der Festrechnung (s. Festtage) und des Datierungswesens (s. Datum) gehören in ihr Gebiet.

Für die Berechnung des Zeitpunktes eines Ereignisses in der C. nehmen wir heutzutage an, daß der erst 45 v. Chr. ins Leben getretene Julianische Kalender, der bei den Katholiken 1582, bei den Protestanten 1700 dem Gregorianischen Kalender (s. Kalender) weichen mußte, schon von jeher in Kraft gewesen sei, wodurch man den Vorteil einer sich stets gleich bleibenden Zeitrechnung gewinnt.

Um die C. machten sich im 16., 17. und 18. Jahrh. besonders verdient: Scaliger (s. d.), Calvisius (s. d.), Petavius (s. d.), Bunting (Chronologia catholica, Magdeb. 1608), Dodwell u. a. Von den neuern Chronologen sind zu nennen: Ideler (Handbuch der C., 2 Bde., Berl. 1825-26, und Lehrbuch der C., ebd. 1831), Matzka (Die C. in ihrem ganzen Umfange, Wien 1844). Für die historische C. insbesondere hat Brinckmeier ein gutes Handbuch (2. Aufl., Berl. 1882) und Lersch eine instruktive Einleitung in die C. (Aachen 1889) veröffentlicht. - Zum Verständnis der schwierigen C. des Mittelalters dienen: Haltaus (Calendarium medii aevi, Lpz. 1729; deutsch, mit Berichtigungen, Erlangen 1797), Pilgram (Calendarium chronologicum, Wien 1781), Helwig (Zeitrechnung zur Erörterung der Daten in Urkunden, ebd. 1787), Weidenbach (Calendarium historico-christianum, Regensb. 1855), A. von Eck (Universalkalender, Berl. 1865), Grotefend (Handbuch der historischen C. des deutschen Mittelalters, Hannov. 1872, neu bearbeitet u. d. T. Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd. 1 und Bd. 2, Abteil. 1, ebd. 1891-92).

Das umfassendste Werk zur Bestimmung der Zeit einer der Periode nach Christo angehörenden Thatsache ist: "L’art de vérifier les dates etc.", im vorigen Jahrhundert begonnen von den Benediktinern d’Antine, Clemencet und Durand, fortgesetzt von Element und zuletzt hg. von Saint-Allais (18 Bde., Par. 1818-19). Eine zweite 1819 erschienene Abteilung von 5 Bänden behandelt die Zeit vor Christus. Unter den vielen neuern Werken über die C. der alten Völker sind neben denen von Seyffarth, Gumprecht, Gutschmid u. a. zu erwähnen in Bezug auf die griechische C.: Fischer und Soetbeer, Griech. Zeittafeln (1. Lfg., bis 560 v.Chr., Altona 1840); Clinton, Fasti Hellenici (3 Bde., Oxford 1834-51); Redlich, Der Astronom Meton und sein Cyklus (Hamb. 1854); Boeckh, Zur Geschichte der Mondcyklen der Hellenen (Lpz. 1855) und dessen Epigraphisch-chronol. Studien (ebd. 1857); A. Mommsen, Untersuchungen über das Kalenderwesen der Griechen (ebd. 1883); A. Schmidt, Handbuch der griechischen C. (Jena 1888); in Bezug auf die C. der Römer: Th. Mommsen, Die römische C. bis auf Cäsar (2. Aufl., Lpz. 1859); Clinton, Fasti Romani (2 Bde., Oxford 1841-50); Fischer, Röm. Zeittafeln (Altona 1846); Huschke, Das alte röm. Jahr und seine Tage (Bresl. 1869); Unger, Die röm. Stadtära (Münch. 1879); ders., Der Gang des altröm. Kalenders (ebd. 1888); Hartmann, Der röm. Kalender (Lpz. 1882); Matzat, Römische C. (2 Bde., Berl. 1883-84); ders., Röm. Zeitrechnung für die Jahre 219 bis 1 v. Chr. (ebd. 1889); Seeck, Die Kalendertafel der Pontifices (ebd. 1885); Holzapfel, Römische C. (Lpz. 1885); Soltau, Römische C. (Freiburg i. Br. 1889). Beide Gebiete behandelt Unger, Zeitrechnung der Griechen und Römer (in I.^[Iwan] Müllers "Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft", Nördl. 1886); für das Gesamtgebiet ist Boeckhs Werk Über die vierjährigen Sonnenkreise der Alten (Berl. 1863) wichtig, über die C. der Ägypter s. Ägypten (Bd. 1, S. 236 b und S. 252 a). Wüstenfeld hat Vergleichungstabellen der mohammed. und christl. Zeitrechnung zusammengestellt (Lpz. 1854; Fortsetzung von Mahler, 1887).

Chronolōgisch, der Zeitfolge nach geordnet.

Chronomēter (grch.) oder Zeitmesser würde man nach dem Wortsinne jede Uhr nennen können; dem hergebrachten Sprachgebrauche nach gebraucht man aber den Namen speciell für eine besondere Art tragbarer Uhren mit Spiralfeder, deren Unruhe einen möglichst gleichmäßigen Gang auch bei wechselnden Temperaturen besitzt. Während auf Sternwarten die fest aufgestellte Pendeluhr dem C. jederzeit vorzuziehen ist, ist der C. dem Seefahrer als Mittel bei der Ortsbestimmung zur See (s. d.) unentbehrlich. Schon unter der Regierung der Königin Anna wurde in England auf Newtons Anregung ein Preis von 20000 Pfd. St. für eine Methode ausgesetzt, die einem Schiffe auf der Reise von England nach Westindien die tägliche Bestimmung der Länge auf ½ Grad genau gestattete. Einen Teil dieses Preises erhielten John Harrison und sein Sohn William für ihre Seeuhren, die allerdings noch unvollkommen gegen Temperatureinflüsse geschützt waren. Ziemlich gleichzeitig fertigte Le Roy in Frankreich ein für Temperatur kompensiertes C. und erhielt dafür nach langen Bemühungen von der Pariser Akademie einen Preis. 1772 verfertigten Arnold und Kendal schon Seeuhren, die, von Cook erprobt, die Länge auf 1/5 Grad genau gaben. Von da an nahm die Chronometerfabrikation regen Aufschwung, um so mehr, als sich die Marinen aller Staaten durch Aussetzung von Preisen dafür interessierten. Die berühmtesten deutschen Chronometermacher sind Tiede, Eppner, Knoblich. Die heutigen C. vermögen die Länge auf einige Bogenminuten genau zu geben und sind bei entsprechender Behandlung auch zu den exaktesten astron. Rechnungen verwendbar. Ein gutes C.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]