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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chronomēterhemmung; Chronomēterjournal; Chronophotographie; Chronos; Chronoskōp

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Chronometerhemmung - Chronoskop und Chronograph

darf nach den heutigen Anforderungen die geringe tägliche Abweichung von nur wenigen Hundertsteln einer Sekunde zeigen. - Die Konstruktion der C. gleicht sehr der der Taschenuhren; der wichtigste Teil ist die Spirale, welche die Unruhe in isochrone Schwingungen versetzen soll. Diese beiden Teile sind zugleich die empfindlichsten gegen Temperatur- und Feuchtigkeitseinflüsse. Erstere werden nach Möglichkeit kompensiert und der bleibende Rest durch Bestimmung von Temperaturkoefficienten in Rechnung gezogen. Die Feuchtigkeit wirkt rostend, also zerstörend auf die Spirale ein. Deshalb hat man in neuester Zeit, namentlich auf der deutschen Seewarte, Versuche mit einem luftdicht abgeschlossenen Chronometergehäuse gemacht sowie mit der Aufstellung der C. in einem Kasten von konstant gehaltener niedriger Feuchtigkeit. Erstere bedingen Berücksichtigung des Luftdrucks, welcher innen und außen verschieden ist und Spannungen im Uhrwerk zur Folge hat; letztere haben sich recht gut bewährt. Die C. befinden sich wie die Kompasse in Ringen "cardanisch" aufgehängt, damit sie bei den Bewegungen des Schiffs stets horizontal hängen. (S. Tafel: Nautische Instrumente und Sturmsignale, Fig. 3.) Ihre Aufstellung geschieht in einem Chronometerspind, das am ruhigsten Platze des Schiffs, etwas hinter der Mitte, möglichst tief, gewöhnlich im Zwischendeck fest angebracht ist.

Unter Stand eines C. versteht man den Unterschied der Chronometerzeit gegen die Greenwicher Ortszeit; derselbe wird bestimmt durch Beobachtung des Zeitballs (s. d.) oder Ausführung von Zeitbestimmungen durch korrespondierende Sonnhöhen am Lande oder Monddistanzen auf See mittels des Sextanten (s. d.). Unter Gang eines C. versteht man die Änderung des Standes innerhalb 24 Stunden; derselbe ist entweder verlierend oder gewinnend. Zeichen eines guten C. ist nicht die Kleinheit, sondern die Regelmäßigkeit des Ganges. Auf Kriegsschiffen werden fast stets drei C. mitgegeben, da man nur dann bei beständigem Vergleich derselben untereinander konstatieren kann, wenn eins derselben "einen Sprung macht", d. h. infolge momentaner Störung unzuverlässig ist. Die Veränderung der Stände und Gänge sowie die Vergleichungen werden stets in das Chronometerjournal eingetragen. Handelsschiffe haben aus Sparsamkeitsrücksichten meist nur ein C. an Bord, können daher Längenbestimmungen viel weniger zuverlässig ausführen. Der Preis eines guten C. beträgt etwa 500 M. - Vgl. De Magnac, Recherches sur l’emploi des chronomètres à la mer (Par. 1874); Regulativ für das Chronometerprüfungsinstitut bei der Sternwarte in Hamburg (Hamb. 1876); Handbuch der Navigation, hg. vom Hydrographischen Amt (3. Aufl., Berl. 1891).

Chronomēterhemmung, eine 1748 von dem franz. Uhrmacher Pierre Le Roy (1717-85) erfundene, von andern verbesserte sog. freie Hemmung, die vorzugsweise bei Chronometern (s. d.) angewendet wird.

Chronomēterjournal, Chronomēterspind, s. Chronometer.

Chronophotographie (grch.), die photographische Darstellung einer zeitlichen Bewegung durch Aufnahme ihrer einzelnen Momente (Momentphotographie).

Chronos, s. Chaos.

Chronoskōp und Chronogrāph (grch.), Instrumente zur Bestimmung der Dauer einer Erscheinung oder zur Bestimmung der Zeit des Eintritts einer Erscheinung. Die Instrumente enthalten als Zeitmeßapparat immer ein Uhrwerk, während die übrige Einrichtung sehr verschieden ist. So befindet sich bei dem von Winnerl 1831 ausgeführten Apparat über dem eigentlichen Sekundenzeiger der Uhr ein zweiter, der für gewöhnlich auf Null stillsteht, durch einen Druck auf einen Knopf aber eingerückt wird und nun mitgeht, bis er durch einen zweiten Druck auf den Knopf gehemmt wird. Der nunmehrige Stand giebt die Dauer der Beobachtung an. Für eine neue Beobachtung wird der Zeiger durch Auslösung einer vorher gehemmten Feder durch einen abermaligen Druck auf den Knopf in die Anfangslage zurückgebracht. Bei dem Instrument von Foucher trägt der Sekundenzeiger an der Spitze ein kleines Farbgefäß mit kapillarer Öffnung, durch die bei einem Druck auf einen Knopf der feine Punktierstift eines zweiten Zeigers, der über dem ersten sitzt und mit ihm umläuft, hindurchdringt und dadurch auf dem Zifferblatt einen Punkt erzeugt, dessen Lage auf der Einteilung die Zeit ablesen läßt. Bei beiden Apparaten wird die betreffende Zeit auf einem Zifferblatt abgelesen; man nennt sie Chronoskope im engern Sinne, im Gegensatz zu den speciell als Chronographen oder Registrierapparate bezeichneten Apparaten, bei denen die betreffenden Zeitpunkte dauernd markiert werden, und zwar gewöhnlich durch einen Punktierstift, ähnlich wie bei dem Foucherschen Instrument, das deshalb auch als Chronograph angesehen werden kann. Bei den meisten neuern Chronographen bewegt sich die Schreibfläche vor dem Punktierstift vorbei. Die übrige Einrichtung ist verschieden und richtet sich auch nach der Art der zu beobachtenden Erscheinung. Wesentlich hierbei ist, ob letztere sich so langsam abspielt, daß der Beobachter die zu markierenden Zeitpunkte mit dem Auge verfolgen und durch einen Druck auf einen Knopf selbst markieren kann, oder ob die Erscheinung eine solche Geschwindigkeit besitzt, daß sie sich der Beobachtung entzieht; in diesem Falle muß der Apparat selbstthätig, ohne Hilfe des Beobachters, die Zeitpunkte markieren. Als Typus der ersten Art können die zu astron. Zwecken dienenden Chronographen gelten. Der denselben zu Grunde liegende Gedanke beruht auf der Verbindung einer Uhr mit einem Morseschen Telegraphen. Eine Uhr (s. vorstehende Fig. 1), die Registrieruhr, ist in den Stromkreis eines Elektromagneten E so eingeschaltet, daß durch sie jede Sekunde für einen Moment der Strom geschlossen wird. Durch den Stromschluß wird der Anker A, der für gewöhnlich durch die Spiralfeder F von E entfernt gehalten wird, von E für einen Moment angezogen. Das Ende von A ist mit einer feinen Stahlspitze versehen und markiert beim Herabfallen auf den schmalen Papierstreifen S S einen Punkt. Da S S durch ein Uhrwerk gleichmäßig vorwärts bewegt wird, werden auf ihm hierdurch eine fortlaufende Reihe von Punkten, die Sekundenpunkte, aufgezeichnet, die gleichweit voneinander abstehen. Dicht neben

^[Abb.]Fig. 1.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]