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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Città; Cittadella

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Città - Cittadella

zu Parfümerien verarbeitet, in südl. Ländern ebenfalls einen sehr ansehnlichen Ertrag. Das Sammeln derselben beginnt im Mai und dauert in kalten nassen Jahren bis in den Juni. Nach einem sehr trocknen Sommer kommen die Bäume bei Eintritt der Regenzeit im Herbste zuweilen nochmals in Blüte und geben dann noch eine kleine Ernte. Die Bäume, welche schon mit dem 5. Jahre zum Blühen kommen, erreichen ihren höchsten Ertrag etwa im 40. Jahre. In diesem Alter bringt ein Pomeranzenbaum durchschnittlich 40 kg Blüten, ein Apfelsinenbaum etwa nur halb soviel.

Die Früchte liefern den Hauptertrag der verschiedenen Citrusarten. Die Ernte findet zu verschiedenen Zeiten des Jahres statt. Den Anfang machen die Cedrate, von August und September bis Januar. Die chines. Pomeranzen, den Adamsapfel und die Mellarosen erntet man im September, ebenso die Pomeranzen, deren Ernte bis in den März dauert. Die Bergamotten reifen im Februar. Die eigentlichen Orangen oder Apfelsinen werden in drei Perioden geerntet: die erste fällt in die Zeit gegen Ende Oktober, wenn die Früchte beginnen gelb zu werden. In diesem Zustande halten sie einen langen Transport aus, ohne zu verderben. Die zweite fällt in den Dezember. Die Früchte sind dann halbreif und lassen sich ebenfalls ohne Schaden noch ziemlich weit verschicken. Die dritte Periode fällt in das Frühjahr, wenn die Früchte ihre völlige Reife erlangt haben, aber dann können sie keinen weiten Transport vertragen. Apfelsinen werden namentlich von Genua, Nizza und Mentone aus, die sicilischen von Messina, die spanischen von Cadiz und Malaga, die portugiesischen von Lissabon und Santarem aus versandt. Die Früchte verlangen eine sehr sorgfältige Aufbewahrung, weshalb die zur weiten Versendung bestimmten vor ihrer Reife abgenommen, einzeln in ungeleimtes Papier gewickelt und zu 2–500 Stück in Kisten verpackt werden. Die Apfelsinenschalen, welche Bitterstoffe und ätherisches Öl enthalten, dienen zur Bereitung eines bischofähnlichen Getränks sowie eines Liqueurs, des Apfelsinen-Rosoglio, welcher vorzüglich von Bologna, Udine und Florenz bezogen wird, außerdem als Zusatz zu manchen Speisen. Die Hauptstapelplätze des ausgedehnten Apfelsinenhandels sind außer den obengenannten Orten Triest, Lissabon, Bordeaux und Hamburg. Die Einfuhr der Apfelsinen in England beläuft sich jährlich auf 1 Mill. Bushels, d. h. etwa auf 650 Mill. Stück; sie kommen meist von den Azoren und Malta, dann auch (im Juli und August) aus Venezuela. Algier liefert 80–90000 Kisten meist nach Frankreich, die Insel Mallorca 50 Mill. Stück. Portugals Ausfuhr an Apfelsinen und Citronen wird mit 170000 Kisten zu je 1000 Stück angegeben, die Griechenlands zu 50 Mill. Stück. In Süditalien und Sicilien beträgt die Ausfuhr 200 Mill. Frs., in Neusüdwales bringt die jährliche Produktion 2 Mill. M. Das Verderbnis der Apfelsinen bei weiten Versendungen, z. B. vom Mittelmeer nach Neuyork wird auf 30–40 Proz. berechnet. Die Limonen oder Citronen werden je nach ihrer verschiedenen Blütezeit vom Frühjahr bis zum Herbst auch zu verschiedenen Zeiten reif, vom November bis zum Sommer. Die zur Ausfuhr bestimmten werden vor ihrer vollkommenen Reife abgenommen, mit Seiden- oder Löschpapier, wohl auch mit Werg umwickelt, in Kisten à 300 bis 600 Stück oder in Fässer verpackt und so versandt.^[Spaltenwechsel]

In Südeuropa wird die erste Ernte (Schnitt) von Ende Juli bis Mitte September, die zweite im November, die dritte im Januar gemacht. Nach Deutschland kommen die meisten Citronen aus Sicilien (Messina), vom Gardasee (Gardeser), von Genua und den neapolit. Küstengegenden, aus Malaga in Spanien, aus der Lombardei, von Roveredo in Südtirol, aus Nizza, Triest, Fiume u. s. w. Messina liefert die feinsten in Schale und demzufolge saftreichsten. Die von Malaga sind weniger geschätzt; ihr Verbrauch ist aber trotzdem ein großer. 1889 betrug der Export 4097 t = 32 Mill. Stück; 1890: 3793 t. Italien führte 1889 an Orangen und Citronen aus 1940840 Doppelcentner. Ein im vollen Ertrage stehender Apfelsinenbaum liefert bei sorgfältiger Kultur durchschnittlich 3000 Früchte von guter Qualität. Ein Pomeranzenbaum liefert durchschnittlich 4000 Früchte, ein Cedratbaum bringt selten mehr als 40 Früchte, Bergamotten und Mellarosen geben durchschnittlich etwa 250 Früchte. Am ertragreichsten ist unstreitig der Limonen- und Citronenbaum, dessen durchschnittlicher Ertrag sich auf 6000 Früchte beläuft. Apfelsinen und Pomeranzen tragen nur ein Jahr um das andere reichlich.

Geschichtliches. Als die Heimat der genannten Arten der Gattung C. ist mit ziemlicher Sicherheit das südöstl. Asien anzusehen. Die süßen Varietäten der Orangen, C. aurantium, mit ihren Formen sind wohl durch Kultur in China und Cochinchina entstanden und von dort aus nach Westen weiter verbreitet worden; doch ist dies erst ziemlich spät geschehen, denn griech. und röm. Schriftsteller kennen die süßen Orangen, die eigentlichen Apfelsinen, noch nicht. Man nimmt an, daß ungefähr bei Beginn unserer Zeitrechnung ihre Einführung nach Indien stattgefunden hat und daß sie von dort aus etwa im 14. Jahrh. nach Südeuropa gekommen sind. Etwas anders verhält es sich mit der echten Pomeranze, den bittern Varietäten von C. bigaradia mit ihren Formen. Diese Art ist jetzt noch wild in Gebirgsgegenden des südöstl. Indiens, und ihre Kultur ist ebenfalls erst spät nach den westl. Teilen Indiens gelangt, denn auch von dieser Frucht wußten weder die Griechen und Römer noch auch die Hebräer etwas. Den Arabern scheint sie im 9. Jahrh. bekannt geworden zu sein und von diesen wurde sie im Anfang des 11. Jahrh. nach Sicilien gebracht. Die Limonen oder Citronen, sowie die Cedrate, sind hingegen den Griechen schon als medische oder persische Äpfel bekannt gewesen, und C. medica ist wohl schon in den ersten Jahrhunderten n. Chr. in Italien angebaut worden. Die eigentlichen Citronen sind dagegen in derselben Zeit wie die Bigaradien oder Pomeranzen zuerst durch die Araber nach Sicilien und etwas später infolge der Kreuzzüge, auf denen die Kreuzfahrer diesen Baum in Palästina und Syrien kennen gelernt hatten, auch im übrigen Südeuropa angebaut worden. Das letztere dürfte auch für die Pompelmus, C. decumana, gelten.

Città (ital., spr. tschittah; vom lat. civitas), Stadt (s. Cité), in Zusammensetzungen oft auch Cività, Anfang vieler ital. Städtenamen.

Cittadella (spr. tschi-), Hauptstadt des Distrikts C. (35347 E.) der ital. Provinz Padua, an den Linien Vicenza-Treviso und Padua-Bassano der Venetianischen Baugesellschaft, hat (1881) 3881, als Gemeinde 9087 E., in Garnison die 3. Eskadron des 20. Kavallerieregiments, einen botan.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]