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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Clevedon; Cleveland

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Clevedon - Cleveland (Herzogstitel)

unter 1571 Evangelische und 161 Israeliten, Post erster Klasse, Telegraph, je 2 kath. und evang. Kirchen, ein Bethaus der Mennoniten, eine Synagoge, ein königl. Gymnasium, 1619 als reformierte lat. Schule eröffnet (Direktor Dr. Liesegang, 13 Lehrer, 8 Klassen, 199 Schüler), eine simultane Landwirtschaftsschule (mit Staatsunterstützung) und ein Gefängnis. Sehenswert ist die kath. Stifts(Haupt-)kirche, ein großartiger Backsteinbau in got. Stil, 1341‒1425 erbaut, mit Grabmälern der Grafen und Herzöge von C., namentlich des Grafen Adolf Ⅲ. (gest. 1394) und Margaretas von Berg (gest. 1425). In der Mitte der Stadt auf steiler Anhöhe das vormalige Residenzschloß der Herzöge, Schwanenburg genannt, jetzt Sitz des Landgerichts und Gefängnis, mit dem Schwanenturm (56 m), den Herzog Adolf Ⅰ. 1439 aufführen ließ, und dem Standbild des Kurfürsten Johann Sigismund (1859, von Bayerle). An die Sage vom Schwanenritter, von Richard Wagner in der Oper «Lohengrin» bearbeitet, erinnert seit 1882 ein Denkmal am Kleinen Markt. Im Rathaus befinden sich einige Altertümer, im SO. der Stadt der Prinzenhof, 1644 von Moritz von Oranien-Siegen als kurbrandenb. Statthalter des Herzogtums C. erbaut, jetzt Hotel. Die eisenhaltige Mineralquelle wurde 1846 gefaßt, eine schöne Trinkhalle erbaut und 1847 ein Badehaus und Kaltwasserheilanstalt errichtet. C. ist seit dem 11. Jahrh. durch den schiffbaren Spoy-Kanal mit dem Rhein verbunden und hat eine Hafenanlage, Eisengießerei und Maschinenfabrik sowie Fabrikation von Tabak, Leder und Baumwollzeugen. – 7 km von der Stadt am Bergabhange das 1811 hergestellte Grabmal des Prinzen Moritz (gest. 1679). Im W. der Stadt zieht sich die Hügelreihe des Tiergartens mit reizenden Parkanlagen an der Landstraße und Eisenbahn nach Nymwegen hin. Südlich davon der Clever Berg (90 m) mit schöner Aussicht. 7 km nördlich von C. bei dem Dorf Brienen ein Denkmal für die von Goethe gefeierte heldenmütige Jungfrau Johanna Sebus, 1811 von Napoleon errichtet. Der Reichswald, 4 km von C., ist der größte Wald der Rheinlande (70 qkm); 12 km entfernt liegt Calcar (s. d.). – Vgl. Scholten, Die Stadt C. (Cleve 1881); Führer durch C. und Umgebung (ebd. 1888); Char, Bad C. (2. Aufl., ebd. 1881); Brockmann, Bad C. und Umgegend (Düsseld. 1886).

Das ehemalige Herzogtum C., das zum Westfälischen Kreise des Deutschen Reichs gehörte und auf 2200 qkm etwa 100000 E. zählte, ist ein sehr fruchtbares und wohlhabendes Land. Es kam nach Erlöschen des Mannsstammes der Grafen von C. mit Johann Ⅱ. durch Erbrecht 1368 an die Grafen von der Mark und wurde 1417 auf dem Reichstag zu Konstanz zum Herzogtum erhoben. Herzog Johann Ⅲ. von C., der seinem Vater 1521 in der Regierung folgte, hatte bereits seit 1511 infolge seiner Vermählung mit Maria, der Erbtochter des letzten Herzogs von Jülich und Berg und Grafen von Ravensberg, nach dessen Tode die ererbten Länder mit C. vereinigt. Wilhelm Ⅴ. (1539‒92) suchte seit 1543 die Reformation einzuführen und machte infolge seiner Vermählung mit einer Tochter des Herzogs von Geldern Anspruch auf dieses Land, veranlaßte aber dadurch einen Kriegszug Kaiser Karls Ⅴ. gegen C. und wurde nun gezwungen, Geldern an den Kaiser abzutreten und in C. und Jülich die kath. Religion zu erhalten. Nach dem Erlöschen der herzogl. Linie mit Johann Wilhelm 1609 wurden die Lande nach Beilegung des sog. Jülich-Cleveschen Erbfolgestreites (s. Jülich) unter die Erbprätendenten Brandenburg und Pfalz-Neuburg geteilt. C., Mark und Ravensberg fielen hiermit 1666 an Brandenburg. Im Lunéviller Frieden trat Preußen 1801 den westlich des Rheins gelegenen Teil C.s an Frankreich ab, der dem Roer-Departement einverleibt ward, sowie 1805 den östlich des Rheins gelegenen Teil, der, mit Ausnahme von Wesel, welches Frankreich behielt, 1806 dem neugebildeten Großherzogtum Berg überlassen wurde. Nach dem Sturze Napoleons Ⅰ. gelangte das Herzogtum C., mit Ausnahme des Uferdistrikts an der Maas und einiger Ortschaften nördlich, die an Holland fielen, wieder an Preußen und gehört jetzt zum Reg.-Bez. Düsseldorf. – Vgl. Char, Geschichte des Herzogtums C. (Cleve 1845).

Clevedon (spr. klihwd'n), Seebad in der engl. Grafschaft Somerset, an der Südküste des Bristolkanals, hat (1891) 5418 E. In C. lebte Coleridge (1795). Unweit C. das alte Schloß Clevedon-Court.

Cleveland (spr. klihwländ), hügelige Landschaft im North-Riding der engl. Grafschaft York, zwischen dem Tees und der Küste, ehemals durch ihre Pferdezucht bekannt, jetzt ein Hauptsitz der engl. Eisen- und Stahlindustrie. Hauptort ist Middlesborough.

Cleveland (spr. klihwländ), Hauptstadt des County Cuyahoga im nordamerik. Staate Ohio, nach Cincinnati die bedeutendste Stadt des Staates, an einer Bucht des Eriesees unter 41° 30' nördl. Br., wurde 1797 von Ansiedlern aus Connecticut gegründet. Ihre Entfaltung begann erst mit dem Ausbau des Kanalnetzes und als die Dampfverbindung zu Wasser und zu Lande sich entwickelte. C. hatte 1820 nur 150 E., 1850: 17034, 1870: 92829 E., 1880: 160146 und 1890: 261353 E. Es ist zum größten Teil auf einem über den See sich erhebenden Hügelrücken erbaut und gewährt eine schöne Aussicht über den See. Die Straßen, darunter die schöne Euclid-Avenue, schneiden sich rechtwinklig und sind meist sehr breit, belaubt und wechseln mit öffentlichen Plätzen und Parks ab. In dem Monumentalpark ein Denkmal des Commodore Perry, der nicht weit von hier auf dem Eriesee 1814 die Engländer besiegte. Die Wasserwerke C.s sind bedeutend und großartig. Der Hafen, welcher durch die Mündung des Cuyahoga gebildet wird, ist einer der besten am See und bildet den Endpunkt des Ohio-Eriekanals. Zwölf Dampferlinien vermitteln hier eine sehr bedeutende Einfuhr von Holz und Eisen sowie Ausfuhr von Kohlen. C. ist ein Hauptknotenpunkt von 10 Eisenbahnen. Außer den öffentlichen Schulen besitzt die Stadt ein Lehrerseminar, zwei medizinische und eine Rechtsschule, vier große Viadukte, eine Bibliothek (21000 Bde.) in Case Hall, woselbst auch Konzerte und öffentliche Vorlesungen abgehalten werden, ein großartiges Wasserwerk und einen schönen Park (Monumentalpark) mit prachtvollen Bäumen. Die Presse, darunter auch die deutsche, ist wohl entwickelt. Nach dem Census von 1880 betrug der Gesamtwert der Industrieprodukte in diesem Jahr 48604050 Doll., bei einer Anzahl von 1055 Etablissements und etwa 21000 Arbeitern, darunter 150 Stahl- und Eisenwerke, 20 Petroleumraffinerien (mit der Standard-Oil-Company).

Cleveland (spr. klihwländ), engl. Herzogstitel. Zuerst erhielt ihn 1679 die Maitresse Karls Ⅱ. Barbara Villiers (gest. 1709), von ihr erbte ihn ihr und des Königs Sohn Charles Fitzroy, mit

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