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Cochenilleschildlaus – Cochinchina
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Cochenille'
Generationen im Jahre aufeinander folgen können. Man züchtet sie in besondern Pflanzungen in Mexiko, Centralamerika, Algerien, den Canarischen Inseln, am Kap der
Guten Hoffnung, von wo sich die Zucht nach dem südl. Europa verbreitet hat, ohne jedoch daselbst Wurzel zu fassen. Ein Hektar Landes, mit Kaktus bepflanzt, kann
400 kg (auf 1 kg gehen 140000 getrocknete Tierchen) liefern. Die Pflege derselben, das Übersetzen der eben ausgekrochenen, noch beweglichen Larven auf andere
Pflanzen erfordern viel Sorgfalt und Specialkenntnis. Sind die Weibchen, die man allein benutzt, ausgewachsen, so sammelt man sie und tötet sie durch heiße
Wasserdämpfe oder durch die Hitze eines Backofens. Im erstern Falle nehmen sie eine dunkel braunschwarze, im letztern dagegen eine silbergraue Farbe an. Gute
Arten sind die schwarze Zaccadille-Cochenille von Honduras und Veracruz, die aus den größten Tieren erster Ernte besteht, und
die silbergraue C. ebendaher, wie auch dunkle und silbergraue Ware von den Canarischen Inseln, die im Handel häufig als
Honduras-Cochenille geht. Ein in Kuchenform unter der Bezeichnung Coccionella ammonoacālis
vorkommendes Fabrikat wird aus gepulverter C. durch Maceration mit Ammoniak und Zusatz von Thonerdehydrat gewonnen. Wesentlicher Bestandteil der C. ist der Karmin
(45–50 Proz.). Man wendet die C. in der Färberei der Seide und Kammwolle zu schönem und haltbarem Rot und zur Darstellung von Karmin und Karminlack, zuweilen auch
zu roter Tinte an. – Durch die Konkurrenz der Teerfarben, von denen die Mischungen von Palatinscharlach und Rhodamin besonders geeignet sind, ist die Verwendung
in stetem Rückgang begriffen. In Guatemala wie auch in Mexiko und den Canarischen Inseln liegt die Kultur ganz danieder. Die Canarischen Inseln, die 1880–81 noch
2557000 kg im Werte von 13436000 M. exportierten, hatten 1888 nur eine Ausfuhr von 482000 kg im Werte von 894000 M. – Deutschland führte 1888 noch 1119
Doppelzentner ein, 1890 nur 772 Doppelcentner. London importierte 1882 12459 Seronen (à 90 kg), 1890 nur 4092 Seronen. –
Polnische C., s. Johannisblut.
Cochery (spr. kosch'rih), Louis Adolphe, franz. Staatsmann, geb. 20. April 1819 zu Paris, war Advokat und nach
der Februarrevolution von 1848 einige Zeit Kabinettschef des Justizministers. Später widmete er sich der Journalistik, gab den
«Avenir national» heraus und gründete 1868 im Depart. Loiret das Blatt
«L'Indépendant de Montargis». Bei den allgemeinen Wahlen vom Mai 1869 wurde er in den Gesetzgebenden Körper gewählt, schloß
sich dem linken Centrum an, interpellierte im Juli 1870 die Regierung über die Kandidatur des Prinzen von Hohenzollern und erklärte sich gegen den Krieg. Nach dem
4. Sept. 1870 wurde er Generalkommissar der nationalen Verteidigung im Depart. Loiret, wohnte den Kämpfen bei Orléans bei und war bei den Unterhandlungen wegen
eines Waffenstillstands in Versailles. 1871 in die Nationalversammlung, später in die Deputiertenkammer gewählt, gehörte er zuerst zum linken Centrum, ging aber
allmählich zu der republikanischen Linken über. Nach der Bildung des Ministeriums Dufaure (Nov. 1877) wurde er Unterstaatssekretär der Finanzen und 1. März 1878
Minister der Posten und Telegraphen, eine Stelle, hie er wegen seiner bedeutenden Leistungen auch in ↔ den nachfolgenden Kabinetten behauptete
und erst beim Sturz des Ministeriums Ferry (31. März 1885) verlor. Okt. 1885 wurde er in die Deputiertenkammer und Jan. 1888 in den Senat gewählt.
Cochin (spr. kotsch-), Stadt in Indien, s.
Kotschi.
Cochin (spr. kŏschäng), Charles Nicolas, franz. Kupferstecher, geb. 22. Febr. 1715 zu Paris, gest. daselbst
29. April 1790, Sohn und Schüler des Kupferstechers Charles Nicolas C. (gest. 1754), lernte unter Jean Restout, wurde Mitglied
der Akademie, Inspektor des königl. Kabinetts der Handzeichnungen und Hofkupferstecher. Besonders vorzüglich sind seine geätzten Blätter. Die Sammlung sciner
Werke enthält über 1500 Blätter, darunter 112 Medaillenbildnisse der berühmtesten franz. Gelehrten und Künstler seiner Zeit. Seine Titelkupfer, Anfangs- und
Schlußvignetten sind ihrer saubern und geschmackvollen Ausführung wegen sehr geschätzt. Wertvoll sind auch seine Ansichten von 16 franz. Seehäfen. Er schrieb
«Voyage d'Italie, ou recueil de notes sur les ouvrages de peinture et de sculpture qu'on voit dans les principales villes d'Italie»
(3 Bde., Par. 1758). Mit Gravelot gab er heraus: «Iconogie par figures, ou traité complet des allégories, emblèmes etc.» (4
Bde., Par. 1796).
Cochinchīna (spr. kotsch-), chines. Ko-tschin-tsching,
häufig in weiterm Sinne als gleichbedeutend mit Annam (s. d.) gebraucht, obgleich es strenggenommen nur die östliche, sich zwischen 10½ und
17½° nördl. Br. längs dem Meere erstreckende, von den Annamiten Dang-trong genannte Provinz dieses Reichs bezeichnet, ist als
Nieder-Cochinchina (La basse Cochinchine) Name der erst in neuerer Zeit von Frankreich
erworbenen Besitzungen in Hinterindien. Letztere, westlich vom Golf von Siam, nordwestlich von Kambodscha, nordöstlich von Annam, südöstlich von dem Chinesischen
Meere begrenzt und gegen Süden in dem Kap Kambodscha (Camao) genannten Vorgebirge spitz auslaufend, bestehen hauptsächlich aus der früher zu Kambodscha gehörenden,
den südöstlichsten Teil dieses Reichs bildenden, aber seit 1658 nach und nach von Annam eroberten, das untere Stromgebiet und die Mündungen des Mekong-Flusses
umfassenden Landschaft Saigon. Außerdem gehören zu C. Pulo Condor, Pulo Obi und andere Inseln geringerer Bedeutung.
Bodengestaltung. Das französische C. besteht, bei einem Gesamtareal von 59456 qkm, seinem
größten Teile nach aus flachem, sehr reich bewässertem Alluviallande. Nur in seinem nördlichern Teile hat der Boden den Charakter eines Hügel- und niedrigen
granitischen Gebirgslandes (bis zu 700 m Höhe).
Der Mekong (s. d.) teilt sich in Kambodscha in drei Arme: einen nördlichen, der zur Zeit des Hochwassers (April bis November)
seinen Überfluß in den Bien-Ho oder Großen See abführt, und zwei südliche, die als Vorderer und Hinterer Fluß (Tien-giang und Han-giang) in geringer Entfernung
voneinander durch C. dem Meere zufließen und dort mit sechs großen und verschiedenen kleinern Armen münden. Die nordöstl. Hälfte wird von vier andern starken,
aber nur kurzen Flüssen durchzogen, dem Donnaï oder Fluß von Bien-Hoa, dem Fluß von Saigon, dem Großen und dem Kleinen Baïco, die sich vereint durch den Loirap
und eine andere große Mündung beim Kap St. Jacques ins Meer ergießen. Alle diese Flüsse sind bedeutend genug, um tiefgehende Schiffe zu tragen, doch ist ihr Ein-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 397.
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.