412
Colchester – Col de Balme
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Colchagua'
80fachen, der Mais stets mehr als 100fachen Ertrag; Weizen, das Hauptprodukt, und Gerste indes geben nur 10–40faches Korn. Außerdem giebt es herrliche Weiden,
Goldwäschen und Kupfergruben; auch wird Seesalz gewonnen; der Reichtum an Vieh ist sehr groß. Hauptstadt ist
San Fernando (s. d.) an der Eisenbahn Santiago-Talca, deren Abzweigung zur Küste im Bau ist.
Colchester (spr. kóhltsch-), Municipalstadt und Parlamentsborough, die größte Stadt in der engl. Grafschaft
Essex, 80 km im NO. von London, an den von dem schiffbaren Colne aufsteigenden Höhen, 11 km vom Meere, schön gelegen, hat (1891) 34559 E., zahlreiche Kirchen,
darunter drei aus dem 14. Jahrh., eine Kornbörse mit prächtiger Säulenhalle, ein Theater, eine Lateinschule, verschiedene litterar. und wissenschaftliche
Vereine, eine von Wilhelm dem Eroberer erbaute Normannenburg mit Kerkergewölben und in der Kapelle zahlreiche röm. Altertümer aus der Umgebung. Die Reste der
röm. Mauer sind wohl erhalten. Die Gewerbthätigkeit erstreckt sich auf Maschinenbau, Fabrikation von Segeltuch, Seide und Sammet (seit der Ansiedlung flüchtiger
Flamänder zur Zeit Albas), Eisen- und Messingwaren, Brauerei und Seilerei. Der Hafen ist Schiffen von 150 t zugänglich. Der Handel führt Vieh und Getreide (für
den Bedarf des Heers) ein und vertreibt die an der Küste, besonders an der Colnemündung gezüchteten Austern. – C. ist eine der ältesten Städte Englands. Hier
wurde der Bretone Cymbalid mit seinen Söhnen Guiderinds und Caractacus durch Kaiser Claudius entthront. Im 3. Jahrh. Residenz des Konstantins Chlorus, wurde C.
Geburtsort Konstantins d. Gr. Unter den Angelsachsen erscheint C. (Colneceaster) als Hauptstadt des Königreichs Essex. 1648
wurde es, ein Zufluchtsort der Anhänger Karls I., vom Parlamentsheere nach langer Belagerung erobert. - Vgl. Cutts,
Colchester (in den «Historic towns», 1888).
Colchester (spr. kóhltsch-), Peerswürde der Familie Abbot. –
Charles Abbot, geb. 14. Okt. 1757 zu Abingdon in Berkshire, studierte in Oxford und trat nach längerer jurist. Laufbahn ins
Unterhaus, wo er sich den Tories anschloß und mehrfach hervorthat. 1801 wurde er irischer Staatssekretär, 1802 Sprecher des Unterhauses. 1816 mußte er seiner
Gesundheit wegen sein Amt niederlegen und wurde als Baron von C. ins Oberhaus erhoben. Er starb 7. Mai 1829 in London. (Vgl.
Diary and Correspondence of Lord C., 3 Bde., Lond. 1861.) –
Charles Abbot, zweiter Baron C., Sohn des vorigen, geb. 12. März 1798, trat in den Seedienst und stieg 1860 bis zum
Viceadmiral. Er trat unter Lord Derby 1852 als Vicepräsident des Handelsamtes und Generalzahlmeister ins Ministerium und ebenso 1858–59 als Generalpostmeister
und hatte hier Gelegenheit, sich durch Postverträge mit dem Ausland verdient zu machen. Er starb 18. Okt. 1867; ihm folgte sein einziger Sohn
Reginald Charles Edward als dritter Baron C., geb. 13. Febr. 1842.
Colchicīn, C17H19NO5, das giftige Alkaloid
der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale L.). Das C. findet sich in allen Teilen der
Pflanze, am reichlichsten jedoch im Samen. Aus diesem erhält man es durch Extraktion mit Alkohol. Das C. bildet so ein amorphes, gelblichweißes Pulver, ist
geruchlos, von intensiv bitterm Geschmack. Leicht löslich in ↔ Wasser, Alkohol, Chloroform, Benzol, läßt es sich den wässerigen Lösungen durch
Ausschütteln mit Chloroform entziehen. Es hat sehr schwach basische Eigenschaften; seine Salze sind kaum bekannt und sind ungemein leicht zersetzbar. Zum
Nachweise des C. schüttelt man die Lösungen mit Chloroform aus, läßt das Chloroform verdampfen und versetzt die eine Hälfte des Rückstandes mit konzentrierter
Salpetersäure, die andere mit Schwefelsäure. Bei Gegenwart von C. wird die Probe durch Salpetersäure violett oder blauviolett, durch Schwefelsäure gelbbraun
gefärbt.
Colchĭcum L., Pflanzengattung aus der
Familie der Liliaceen (s. d.), Abteilung der Melanthaceen. Man kennt gegen 30 Arten, die in Europa, im westl. Asien und in Nordafrika
vorkommen. Es sind Zwiebelgewächse mit dichter, knolliger, von brauner Schale umhüllter Zwiebel, aus der unmittelbar die mit einem langröhrigen, sechsspaltigen
Perigon versehenen Blumen und die Blätter entspringen. Blüten und Blätter erscheinen bei einigen Arten gleichzeitig, bei andern die Blüten vor den Blättern. Der
unter der Erde befindliche Fruchtknoten trägt drei sehr lange Griffel. Aus ihm entwickelt sich eine dreifächerige, vielsamige Kapsel, die im Herbste
emporgehoben wird und dicht über dem Boden, von den Blättern umhüllt, erscheint. Die einzige in Deutschland wild wachsende Art ist die
Zeitlose oder Herbstzeitlose (C. autumnale
L.; s. Tafel: Giftpflanzen I, Fig. 6), die im September und
Oktober feuchte Wiesen mit ihren nackten, blaß rosen- oder lilafarbenen Blumen oft in großer Menge ziert. In Gärten hat man auch eine weißblühende Art. Die
Zeitlose besitzt eine tief im Boden steckende, eiförmige, 2,5 bis 5 cm lange Zwiebelknolle und entfaltet die tulpenartigen
Blätter mit der grünen, einer Tulpenfrucht gleichenden Kapsel erst im folgenden Frühlinge. Sowohl die inwendig weiße, sehr stärkemehlreiche Zwiebel als der
dunkelbraune, runzelige Same sind giftig. Aus den offizinellen Samen (Semen Colchici), welche einen übrigens in der ganzen
Pflanze vorhandenen, sehr bitter schmeckenden, in farblosen Prismen krystallisierenden Stoff, das Colchicin (s. d.) enthalten, werden
Zeitlosentinktur (Tinctura Colchici) und
Zeitlosenwein (Vinum Colchici) bereitet und diese Präparate gegen Asthma, Rheumatismus,
Gicht, Podagra, akute Wassersucht u.s.w. innerlich angewendet. Die Zwiebeln (Bulbi oder
Tubera Colchici) waren früher ebenfalls offizinell. Vergiftungen mit C. kommen namentlich bei Kindern vor, die mit den Kapseln
spielen und die Samen essen. Milchende Kühe geben, wenn sie die Blumen oder Blätter gefressen haben, eine mit Blut vermengte Milch.
Cold Cream (engl., spr. kohld krihm, d.h. kalter Rahm, Unguentum leniens),
eine ursprünglich in England angewendete Salbe, die wegen ihres Wohlgeruchs und ihrer Reinheit als Hautverschönerungsmittel beliebt geworden ist. Die Salbe erzeugt
durch Verdunsten ihres Wassergehalts auf der Haut, besonders auf entzündeten Stellen, ein wohlthuendes Kältegefühl. Sie wird nach verschiedenen Rezepten bereitet.
Nach dem Deutschen Arzneibuch besteht sie aus einer Mischung von 4 Teilen weißem Wachs, 5 Teilen Walrat, 32 Teilen Mandelöl und 16 Teilen Wasser und enthält auf je
50 g Salbe einen Tropfen Rosenöl.
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.