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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cotta

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Cotta (Joh. Friedr.) - Cotta (Joh. Friedr., Freiherr von Cottendorf)

forstrat 25. Okt. 1844 zu Tharandt. Zur Erinnerung an seine Wirksamkeit wurde ihm von seiten der Staatsregierung in dem akademischen Forstgarten 17. Juni 1851 ein Denkmal errichtet. Seine gekrönte Preisschrift: «Naturbeobachtungen über die Bewegung und Funktion des Saftes in den Gewächsen» (Weim. 1806) zeugt von scharfer Naturbeobachtung. Seine «Anweisung zum Waldbau» (Dresd. 1817; 9. Aufl., hg. von seinem Enkel Heinrich von Cotta, 1865) hat viel zur Verbreitung einer rationellen Forstwirtschaft beigetragen. Die Forsteinrichtung betreffen: «Systematische Anleitung zur Taxation der Waldungen» (2 Tle., Berl. 1804), «Abriß einer Anweisung zur Vermessung, Schätzung und Einteilung der Waldungen» (Dresd. 1815), «Anweisung zur Waldwertberechnung» (ebd. 1884; 4. Aufl., von A. von Cotta, 1849), «Anweisung zur Forsteinrichtung» (ebd. 1820), hierzu als 2. Tl.: «Erläuterung der Forsteinrichtung durch ein ausgeführtes Beispiel» (Dresd. u. Lpz. 1832); ferner zum Teil sein vorzüglicher «Grundriß der Forstwissenschaft» (Dresd. 1832; 6. Aufl., hg. von seinen Enkeln Heinrich und Ernst von Cotta, 1872). Seine Baumfeldwirtschaft, die er in der Schrift «Verbindung des Feldbaues mit dem Wald» (4 Hefte, ebd. 1819‒22) darlegte, erregte viel Aufsehen, ohne sich Bahn in das Leben brechen zu können. Außerdem sind noch die «Tafeln zur Bestimmung des Inhalts der Hölzer u. s. w.» (16. Aufl., Lpz. 1886) zu erwähnen. C. entstammte einem sehr alten Adelsgeschlecht, hat aber selbst den Adel niemals geführt.

Von seinen vier Söhnen führte Friedrich Wilhelm von C. (geb. 12. Dez. 1796) bis 1852 das Werk seines Vaters als Direktor der Forsteinrichtungsanstalt zu Tharandt fort, trat 1873 als Oberforstmeister des Grillenburger Bezirks in Ruhestand und starb 14. Febr. 1874 zu Tharandt; August Friedrich von C. (geb. 17. März 1799) wirkte 1824‒60 an der Forstakademie zu Tharandt und starb daselbst 18. Okt. 1860; Bernhard von C. (s. d.) hat sich als Geognost einen Namen erworben.

Cotta, Joh. Friedr., Theolog, geb. 12. Mai 1701 zu Tübingen, Enkel Johann Georg C.s, des Stifters der J. G. Cottaschen Buchhandlung (s. Cottasche Buchhandlung), studierte Theologie in Tübingen und Jena, ward 1734 ord. Professor der Philosophie in Tübingen, 1736 Professor der orient. Sprachen in Göttingen, kehrte 1739 nach Tübingen als außerord. Professor der Theologie und ordentlicher der Geschichte, Dichtkunst und Beredsamkeit zurück. Seit 1777 Kanzler der Universität, starb er 31. Dez. 1779. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Versuch einer ausführlichen Kirchenhistorie des Neuen Testaments» (3 Bde., Tüb. 1768‒73); Ausgabe von Gerhards «Loci theologici» (2. Aufl., 22 Bde., ebd. 1767‒88) mit Erläuterungen und Ergänzungen.

Cotta, Freiherr von Cottendorf, Joh. Friedr., berühmter Buchhändler, Inhaber der J. G. Cottaschen Buchhandlung (s. d.), geb. 27. April 1764 in Stuttgart als Sohn des dortigen Hof- und Kanzleibuchdruckereibesitzers Christoph Friedr. C. (1730‒1807), der vorher in der österr. Armee unter Laudon als Reiteroffizier gedient hatte. Der Sohn sollte nach dem Muster seines Großoheims Joh. Friedr. C. (s. d.) Theologie studieren, widmete sich aber der Rechtswissenschaft, machte dann mit dem Kupferstecher und Professor an der Stuttgarter Kunstschule Joh. Gotthard von Müller eine Reise nach Paris und ließ sich in Tübingen als Advokat nieder. Doch verließ er diesen Beruf und übernahm im Dez. 1787 auf den Wunsch des Vaters die Cottasche Buchhandlung, die wegen Auseinandersetzung zwischen Geschwistern verkauft werden sollte. Wegen beschränkter Mittel kam er mit Mühe über die ersten Schwierigkeiten hinweg und suchte das Geschäft, bei dem bisher Verlag und Sortiment verbunden war, zu einem reinen Verlagsgeschäft zu machen. 1789‒97 war der Kanzleiadvokat Dr. Zahn aus Calw sein Associé. 28. Mai 1794 besprach C. mit Schiller, der zufällig zu Besuch in Tübingen war, den Plan einer polit. Zeitung und den Plan der «Horen»; die letztern kamen zur Ausführung. Durch Schiller wurde C. auch mit Goethe bekannt, der im Herbst 1797 bei ihm in Tübingen verweilte. Damit war der Grund gelegt zum Aufblühen des Geschäfts und zu der großen Bedeutung, die es für die deutsche Litteratur erlangte. Es folgten geschäftliche und vielfach zugleich persönliche Beziehungen zu Herder, Wieland, A. W. Schlegel, Tieck, Jean Paul, Voß, Heinrich von Kleist, Haug, Hölderlin, Matthison, Hebel, Schenkendorf, Rückert, Zedlitz, Uhland, Kerner, Schwab, Pfeffel, Z. Werner, Klingemann und vielen andern Dichtern, Gelehrten und Künstlern, verbunden mit einem ausgebreiteten Briefwechsel. Die materiellen Erfolge machten es C. möglich, größere Honorare zu zahlen, als bis dahin üblich war. Für Schillers Schriften wurden 308564 Fl. (davon an Schiller selbst bis zu seinem Tode 24106 Fl.), für Goethes Werke 504907 Fl. (davon an Goethe selbst 270937 Fl.) gezahlt. Neben dem Stuttgarter Geschäfte gründete C. Geschäfte in Augsburg («Allgemeine Zeitung») und München («Litterarisch-artistische Anstalt»).

Der alte Adel seiner Familie, die von einem schon im 10. Jahrh. bekannten lombard. Adelsgeschlecht abstammen soll, ward unter dem Namen eines Freiherrn C. von Cottendorf in Württemberg (1817) und Bayern anerkannt und bestätigt; in Württemberg erwarb C. die Herrschaft Plettenberg und andere Güter, in Bayern Hohenkammer und Giebing. Er hob die Erträge dieser Besitzungen durch Verbesserung des Betriebs, namentlich durch Einführung veredelter Schafzucht. In Württemberg war er der erste, der aus seiner Herrschaft Plettenberg die Leibeigenschaft abschaffte; auch im Hungerjahr 1817 wirkte er zu gunsten der Bauern. In industrieller Beziehung regte er an und bewerkstelligte zum Teil die Einführung, bezüglich Neuregulierung der Dampfschiffahrt auf dem Bodensee (1825), Oberrhein, Main und Donau; auch arbeitete er den Plan einer Hypotheken- und Wechselbank für München bis ins Einzelne aus.

Nicht minder wurde C. durch Vertrauensstellungen in Anspruch genommen. 1814 begab er sich mit Bertuch aus Weimar im Auftrage einer Anzahl deutscher Buchhändler zum Wiener Kongreß, um daselbst für Gewährung der Preßfreiheit und Abschaffung des Nachdrucks zu wirken, und 1816 nach Frankfurt a. M., um die Erfüllung des inzwischen in der Bundesakte von 1815 (Art. 18) gegebenen Versprechens der Regulierung beider Angelegenheiten zu erstreben. C. war auch Mitglied des Württembergischen Landtags. Als Abgeordneter des Oberamtsbezirk Böblingen trat er 1815 für die alten Rechte des Landes ein, verteidigte aber 1817 den vermittelnden Entwurf des Ministers Wangenheim und bewirkte 1819 als Führer der Virilstimmen die Annahme der Verfassung. 1820 ward er ritter- ^[folgende Seite]

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