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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cottbus-Großenhainer Eisenbahn - Cottunni

mehrere andere Vereine und eine Freimaurerloge «Zum Brunnen in der Wüste». Die beiden Radfahrervereine haben eine mustergültig angelegte Rennbahn.

Die bedeutende Industrie erstreckt sich auf Kammgarn- und Wollspinnerei, Leinen- und Jutespinnerei sowie Fabrikation von Kammgarn, Tuch und Buckskin, Hüten, Smyrnateppichen, Läufern, Maschinen, Möbeln, Tabak und Preßhefen; außerdem bestehen Dampfschneidemühlen, Kornbrennereien, Brauereien, Mälzereien und Gerbereien. Der Handel und das Speditionsgeschäft wird unterstützt durch eine Handelskammer für Stadt und Landkreis C. und die Kreise Calau und Spremberg, 2 Vorschußvereine und je eine städtische und Kreissparkasse. 4 km entfernt liegt das Schloß Branitz des Grafen Pückler mit großem Park. – Kaiser Heinrich Ⅰ. soll 930 bei C. ein festes Lager gegen die Wenden errichtet und damit den Anlaß zur Gründung der Stadt gegeben haben. C., 1156 als Chotibuz urkundlich erwähnt, kam 1199 als Lehen des Bistums Meißen an ein fränk. Geschlecht, welches bis 1455 als Herren von C. herrschte. 1429 eroberten die Hussiten die Stadt. 1445 kam die Herrschaft C. durch Kauf an Kurfürst Friedrich Ⅱ. von Brandenburg. Im Dreißigjährigen und Siebenjährigen Kriege wurde sie mehrfach zerstört. 1806 kam C. an Sachsen, 1813 an Preußen.

Cottbus-Großenhainer Eisenbahn, ehemalige, 1868 und 1874 genehmigte und 1887 verstaatlichte Privatbahn von Cottbus nach Großenhain (79,98 km, 1870 eröffnet) und von Cottbus nach Frankfurt a. O. (72,78 km, 1876 eröffnet); die der Oberlausitzer Eisenbahn (s. Berlin-Anhaltische Eisenbahn) 1875 genehmigte und von ihr eröffnete Zweigbahn Ruhland-Lauchhammer (7,6 km) wurde von der Cottbus-Großenhainer Eisenbahngesellschaft seit 1878 betrieben und 1887 mit der Oberlausitzer Eisenbahn vom preuß. Staate erworben.

Cotte, s. Cotte-hardie.

Cotte (spr. kott), Robert de, franz. Architekt, geb. 1656 zu Paris, war Schüler des Jules Hardouin-Mansart, wurde 1699 Direktor der Akademie für Architektur, 1708 Intendant der königl. Bauten und starb 14. Juli 1735 zu Passy. Unter seinen Bauten sind hervorzuheben: der Säulengang des Trianon zu Versailles, die Dekoration des Chors von Notre-Dame zu Paris, die Portale von St. Roch und der Kirche der Charité und viele Palais in und bei Paris. C. ist einer der glänzendsten Vertreter des Rokoko in Frankreich und hat wesentlichen Anteil an der berühmten innern Ausstattung des Schlosses Versailles. Von ihm ist auch das fürstbischöfl. Palais zu Straßburg (1728‒41) und die spätere Universität entworfen. Auch am Bau des Schlosses Brühl bei Köln war er beteiligt.

Cotte-hardie (frz., spr. kott ardih), auch bloß Cotte, eine mittelalterliche Ärmeltunika, die beide Geschlechter und alle Stände trugen. Im 12. Jahrh. ist die C. für den Mann lang, das Knie überschreitend, vorn etwas aufgeschlitzt und wird fast immer gegürtet. Im 13. Jahrh. bekommt sie häufig eine Kapuze und wird im 14. und 15. Jahrh. ein enges, an der Brust gepolstertes, vorn zugeknöpftes Kleid, das den halben Schenkel selten überschreitet. Für die Frau war es im 10. und 11. Jahrh. ein Leinenunterkleid, eine Art Überhemd, wurde aber auch gegürtet als zweiter Rock unter dem Mantel getragen. Im 13. Jahrh. wird die C. zum wirklichen Kleide mit eng an der Hand abschließenden Ärmeln, einer Schleppe und mit oder ohne Gürtung, bis es im 14. und 15. Jahrh. wieder zu einem Unterkleide herabsank, das unter den gehobenen Faltenmassen, dem Surcot, sichtbar wird, und in dieser Form eigentlich C., auch wohl Korsett hieß.

Cottereau (spr. kott’roh), Jean, mit dem Beinamen Chouan, Anführer der Chouans (s. d.), die nach ihm diesen Namen erhielten, geb. 30. Okt. 1757 in St. Berthevin bei Laval, war Schuhmacher und Schmuggler und stellte sich 15. Aug. 1792 im Dorf St. Ouen bei Laval bei Gelegenheit einer Aushebung an die Spitze einer Insurrektion zu Gunsten des Königs. Er trat mit den Aufständischen in der Vendée in Verbindung, fiel aber schon 29. Juli 1794 in einem Gefecht mit den Truppen der Republik in der Nähe von Laval.

Cottĭdae, s. Seeskorpion.

Cottin (spr. -täng), Sophie, geb. Risteau, franz. Romanschriftstellerin, geb. 1770 zu Tonneins im Depart. Lot-et-Garonne, heiratete im Alter von 17 J. einen Bankier C. aus Bordeaux, der drei Jahre später starb. Sie lebte in Paris und starb 25. April 1807. Außer einem Gedicht in Prosa: «La prise de Jéricho» (gedruckt in den «Mélanges» von Suard, 5 Bde., Par. 1803‒5), schrieb sie die durch Innigkeit der Empfindung ausgezeichneten Romane «Claire d’Albe» (erste Ausgabe anonym, 1799 u. ö.; deutsch von Meißner, Prag 1800), «Malvina» (erst anonym, 4 Bde., Par. 1801 u. ö.; deutsch, 3 Bde., Frankf. 1802), «Amélie Mansfield» (4 Bde., Par. 1803; deutsch, 2 Bde., Berl. 1803), «Mathilde» (6 Bde., Par. 1805; deutsch, Lpz. 1806‒7) und «Élisabeth, ou les exilés de Sibérie» (2 Bde., Par. 1806 u. ö.; deutsch von Lindau, 2 Bde., Lpz. 1808, und Courtin, Stuttg. 1836). Ihre «Œuvres complètes» wurden öfters aufgelegt (8 Bde., Par. 1806; 12 Bde., ebd. 1820 fg.).

Cottische Alpen, s. Westalpen.

Cottĭus (mit vollem Namen als röm. Bürger Marcus Julius C.), Sohn des Königs Donnus, errichtete als Präfekt von 14 ligur. Gemeinden in den Cottischen Alpen, aus welchen sein Königreich bestand, dem Kaiser Augustus 8 v. Chr. in seiner Hauptstadt Segusio (jetzt Susa) den noch stehenden Triumphbogen. Er hatte anfangs gegen die Römer zu den Waffen gegriffen, aber bald Frieden geschlossen, und bewahrte seitdem den Römern Treue. Sein Land war zur Provinz gemacht, er selbst aber als röm. Präfekt an der Spitze des Königreichs, wie es nach wie vor hieß, geblieben. Sein Sohn wurde 44 n. Chr. von Claudius nochmals unter Erweiterung des Gebietes zum König erhoben. Nach dessen Tode machte Nero das Land wieder zur Provinz.

Cotton (spr. kott’n), engl. Bezeichnung für Baumwolle und Kattun.

Cotton Exchange (engl., spr. kott’n extschéhndsch), Baumwollbörse, s. Börse (Bd. 3, S. 325 a).

Cottongunpowder (engl. spr. kott’ngönnpaud’r), s. Explosivstoffe.

Cottonisieren, s. Flachsbaumwolle.

Cottonöl, s. Baumwollsamenöl.

Cottunni (Cotunni, Cotugno oder Cotugni), Domenico, ital. Arzt und Anatom, geb. 29. Jan. 1736 zu Ruvo im Neapolitanischen, studierte zu Neapel Medizin und hielt später Vorlesungen über Chirurgie daselbst. Seinen Ruf begründete er durch das Werk «De aquaeductibus auris humanae internae» (Neap. 1760), worin namentlich

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