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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cramer

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Cramer (Daniel) – Cramer (Karl Friedrich)

lung solcher zieht man sich Pflanzen aus Samen in Mistbeeten, welche man später in Abständen von je 60 cm verpflanzt. Eine andere bemerkenswerte Art ist der spitzblätterige oder tatarische Meerkohl (C. tartaria Jacq.). Diese Art wächst im östl. Europa wild und kommt noch in Mähren vor. Ihre mild schmeckende Wurzel wird in Ungarn in der Weise wie die Selleriewurzel zu Salat benutzt, auch samt den Blättern gekocht als Gemüse verspeist.

Cramer, Daniel, luth. Theolog und lat. Dramatiker, geb. 20. Jan. 1568 zu Reetz in der Neumark, war Professor in Wittenberg und starb 5. Okt. 1637 als Pastor an der Marienkirche in Stettin. Er schrieb eine breit angelegte «Pommersche Kirchenhistorie» (Frankf. a. M. 1614; lat. und deutsch hg.) und zwei vortreffliche lat. Komödien in Frischlins Art: «Areteugenia» (Wittenb. 1592; übersetzt von J. Sommer, Magdeb. 1602), schildert nach einer ital. Novelle den Wert der Kenntnisse; «Plagium» (Wittenb. 1593; oft übersetzt) dramatisiert mit ausgezeichneter Charakteristik den sächs. Prinzenraub.

Cramer, Joh. Andr., Kanzelredner und Dichter, geb. 27. Jan. 1723 zu Jöhstadt im sächs. Erzgebirge, studierte seit 1742 Theologie zu Leipzig, war Mitarbeiter an den «Bremer Beiträgen» (s. d.), wurde 1748 Prediger zu Crellwitz, 1750 Oberhofprediger zu Quedlinburg und durch Klopstocks Einfluß 1754 Oberhofprediger, später auch Professor der Theologie zu Kopenhagen. Durch Struensees Einfluß des Landes verwiesen, nahm er 1771 einen Ruf als Superintendent nach Lübeck an, von wo er 1774 als erster Professor der Theologie nach Kiel ging. 1784 zum Kanzler und Kurator der Universität ernannt, starb er hier 12. Juni 1788. C. war einer der ersten Kanzelredner seiner Zeit. Als Dichter wurde er besonders bekannt durch seine geistlichen Lieder und Oden. Sie erschienen in den Sammlungen: «Sämtliche Gedichte» (3 Bde., Dess. und Lpz. 1782‒83) und «Hinterlassene Gedichte», hg. von seinem Sohne K. F. C. (3 Hefte, Hamb. 1791). Unter den Zeitschriften, die C. leitete, genoß «Der nordische Aufseher» (Kopenh. 1758) verdientes Ansehen.

Cramer, Joh. Baptist, Pianofortevirtuos, geb. 24. Febr. 1771 zu Mannheim, kam mit seinem Vater, dem tüchtigen Violinisten Wilhelm C., im zweiten Lebensjahre nach London. Zuerst auf der Violine unterrichtet, ging er bald zum Klavierspiel über. Nach einer erfolgreichen Kunstreise (1788‒91) wurde er in London ein sehr gesuchter Klavierlehrer und gab seine ersten Kompositionen heraus. Nach abermaligen Reisen lebte C. lange in London, wo er auch Mitbegründer einer noch jetzt bestehenden großen Musikalienhandlung wurde, machte mehrmals Ausflüge nach dem Kontinent, ging 1832 nach Paris und kehrte 1845 nach London zurück. C. starb 16. April 1858 in London (Kensington). Sein Klavierspiel war ausgezeichnet durch Korrektheit im Technischen wie durch feinen und gefühlvollen Vortrag; seine ganz besondere Stärke war das gebundene Spiel. Komponiert hat C. eine Menge von Klavierstücken, von denen die größern (z. B. 105 Sonaten, 7 Konzerte, einige Quartette und Quintette) etwas steif und trocken, die kleinern dagegen (Notturnen, Variationen, Rondos u. s. w.) vielfach frisch und anmutig sind. Seine «Etüden» gehören nicht nur zu den solidesten technischen Grundlagen für das Pianofortespiel, sondern haben auch einen hohen musikalischen Gehalt. Chopin und Moscheles konnten an diese Arbeiten anknüpfen.

Cramer, Joh. Friedrich, Pädagog, geb. 19. Nov. 1802 in Tiefthal bei Erfurt, studierte zu Berlin und wirkte hierauf zunächst als Lehrer am Friedrich-Werderschen Gymnasium in Berlin, später (1829) kurze Zeit in Elberfeld. 1830 wurde er als Konrektor und Professor nach Stralsund berufen, wo er bis 1855 thätig war. Er starb daselbst 29. März 1859. Er ist besonders bekannt durch seine «Geschichte der Erziehung und des Unterrichts im Altertum» (2 Bde., Elberf. 1834‒38) und «Geschichte der Erziehung und des Unterrichts in den Niederlanden während des Mittelalters» (Stralsund 1843); außerdem ist zu erwähnen: «De Graecis medii aevi studiis» (2 Bde., ebd. 1849‒53).

Cramer, John Antony, engl. Philolog, geb. 1793 zu Mitlödi im schweiz. Kanton Glarus, aus einer deutschen Familie, studierte in England und wurde 1822 Pfarrer zu Binsey in der Grafschaft Oxford. 1831 wurde er zum Public Orator, 1842 zum Professor der neuern Geschichte an der Universität zu Oxford ernannt; er starb 24. Aug. 1848 zu Brighton. Von seinen Werken sind, außer der gemeinschaftlich mit H. L. Wickham bearbeiteten «Dissertation on the passage of Hannibal over the Alps» (Oxf. 1820; 2. Aufl. 1828), hervorzuheben: die Beschreibungen des alten Italien (2 Bde., ebd. 1826), Griechenlands (3 Bde., ebd. 1828) und Kleinasiens (2 Bde., ebd. 1832); ferner «Anecdota Graeca e codicibus manuscriptis bibliothecarum Oxoniensium descripta» (4 Bde., ebd. 1835‒37), «Anecdota Graeca e codicibus manuscriptis bibliothecae regiae Parisiensis» (4 Bde., ebd. 1839‒41), «Catenae Graecorum patrum in Novum Testamentum» (8 Bde., ebd. 1838‒44), «Letter on study of modern history» (ebd. 1843).

Cramer, Karl Eduard, Botaniker, geb. 4. März 1831 zu Zürich, studierte in Zürich und Freiburg und wurde 1855 an der Hochschule in Zürich Privatdocent der Botanik. 1861 zum Professor der allgemeinen Botanik am schweiz. Polytechnikum gewählt, richtete C. bei Anlaß der Gründung einer schweiz. landwirtschaftlichen Schule am Eidgenössischen Polytechnikum ein pflanzenphysiol. Institut ein, wurde 1880 auch zum Ordinarius der Hochschule und 1882 zum Direktor des Botanischen Gartens in Zürich ernannt. Er veröffentlichte namentlich: «Pflanzenphysiol. Untersuchungen», in Gemeinschaft mit Nägeli (4 Hefte, Zür. 1855‒58), «Untersuchungen über die Ceramiaceen» (Heft 1, ebd. 1863), «Bildungsabweichungen bei einigen wichtigern Pflanzenfamilien» (ebd. 1864), «Fossile Hölzer der arktischen Zone» (in Heers «Flora fossilis arctica», ebd. 1868), «Über den Gitterrost der Birnbäume» (in der «Schweiz. landwirtschaftlichen Zeitschrift», 1876), «Über die geschlechtslose Vermehrung des Farnprothallium» (in den «Denkschriften der Allgem. schweiz. Gesellschaft für die gesamte Naturwissenschaft», Zür. 1881), «Über die verticillirten Siphoneen» (ebd. 1887 u. 1890), «Über Caloglossa Leprieurii» (in der «Festschrift zu Ehren von Nägeli und Kölliker», ebd. 1891).

Cramer, Karl Friedrich, Schriftsteller, Sohn von Joh. Andr. C., geb. 7. März 1752 zu Quedlinburg, studierte in Göttingen und Leipzig, war Mitglied des Göttinger Dichterbundes und wurde 1775 außerord., 1780 ord. Professor der griech. und orient. Sprachen in Kiel. Wegen seiner Sympathien für die Französische Revolution 1794 seines Amtes entlassen, ging er nach Hamburg und 1795 nach Paris, wo er sich als Buchhändler und Buchdrucker nieder- ^[folgende Seite]

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