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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cramer; Crämer; Crampas; Crampel; Cran; Cranach

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Cramer (Karl Gottlob) – Cranach

ließ und 8. Dez. 1807 starb. Seine urteilslose Begeisterung für Klopstock veranlaßte ihn zu den lobrednerischen Werken «Klopstock. Er und über ihn» (5 Bde., Lpz. 1790‒92) und «Klopstock. In Fragmenten aus Briefen von Tellow an Elisa» (2 Bde., Hamb. 1777‒78). Sein «Tagebuch aus Paris» (2 Bde., Par. 1800), «Individualitäten aus und über Paris» (4 Hefte, Amsterd. 1806‒7) u. a. enthalten interessante Aufschlüsse über die damaligen Pariser Verhältnisse. Sein 20bändiges Werk «Menschliches Leben» (Altona 1791‒97) faßt gewissermaßen seine Bestrebungen zusammen.

Cramer, Karl Gottlob, Romanschriftsteller, geb. 3. März 1758 zu Pödelitz bei Freyburg a. d. U., studierte in Leipzig Theologie und lebte seit 1795 als herzoglich sächs. Forstrat in Meiningen. Als Lehrer an der Forstakademie zu Dreißigacker bei Meiningen starb er 7. Juni 1817. Sein erster Roman war «Karl Saalfeld, oder Geschichte eines relegierten Studenten» (Lpz. 1782), dem noch über 50 geschmacklose Ritter- und Räuberromane folgten, ihrer Zeit die Lieblingslektüre des Leihbibliothekpublikums. Die bekanntesten sind: «Leben und Meinungen, auch seltsame Abenteuer Erasmus Schleichers, eines reisenden Mechanikus» (1789), «Der deutsche Alcibiades» (1790), «Hermann v. Nordenschild» (1791), «Haspar a Spada» (1792) und «Leiden und Freuden des ehrlichen Jakob Luley, eines Märtyrers der Wahrheit» (1796).

Crämer, Karl von, Politiker, geb. 9. Dez. 1818 zu Markt Kleinlangheim in Unterfranken, brachte es vom Fabrikarbeiter zum Direktor und Teilhaber des Geschäfts, aus dem er sich 1870 in das Privatleben zurückzog. C. war 1848‒93 Mitglied der bayr. Zweiten Kammer und saß auch im Zollparlament und ersten Deutschen Reichstag. Bei der Landtagswahl Juli 1893 unterlag er dem socialdemokrat. Gegner. Als langjähriger Referent des Finanzausschusses nahm er in der bayr. Kammer eine hervorragende Stellung ein und war einer der Führer der freisinnigen Partei in Bayern. Nach dem Anschluß derselben an die freisinnige Volkspartei Dez. 1893 zog er sich vom Parteivorsitz zurück. Durch Verleihung des Kronenordens wurde er 1882 geadelt.

Crampas, Gemeinde und Ostseebad im Kreis Rügen des preuß. Reg.-Bez. Stralsund, auf der Insel Rügen unweit Saßnitz, an der Nebenlinie Stralsund-C.-Saßnitz (50,4 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 602 E., Postzweigstelle und Telegraph (nur im Sommer), Personendampferverbindung mit Stettin sowie gute Badeeinrichtungen, Villen, prachtvolle Ausflüge in dem Buchenwald Stubnitz.

Crampel, Paul, franz. Afrikareisender, geb. 1863, begab sich im Nov. 1886 nach dem franz. Kongo zu Savorgnan de Brazza und unternahm in dessen Auftrag eine glücklich ausgeführte Expedition (12. Aug. 1888 bis Ende Jan. 1889) von Madiville am mittlern Ogowe aus in das Land der Fan im Norden und zurück nach der Coriscobai. Im darauf folgenden Jahre erhielt er von dem Comité de l’Afrique française den Auftrag, vom Kongo aus durch das unerforschte Binnenland den Tsadsee zu erreichen. 15. Aug. 1890 ging er mit 30 Senegalesen und 250 Trägern von Stanley Pool ab, in Gemeinschaft mit Lauzière, Biscarrat und Nébout, und erreichte 25. Sept. Bangui am Ubangi (4° 21′ nördl. Br. und 19° östl. L. von Greenwich), die letzte europ. Station. 1. Jan. 1891 trat er mit Lauzière den Marsch nach Norden an, Biscarrat und Nébout in der Nachhut lassend, und gelangte nach mühseligem Marsch gegen Ende Februar nach dem ungefähr 500 km vom Ubangi entfernten Ort El-Kuti (zwischen dem 9.° und 10.° nördl. Br., nahe südlich von Wadai). Von seinen Leuten bis auf 5 Mann verlassen, versuchte er, ehe die Nachhut herangerückt war, weiter nach Norden zu marschieren, wurde aber Mitte April nicht fern von El-Kuti von den Senussi ermordet. Lauzière war schon einen Monat vorher der Dysenterie erlegen. Biscarrat fiel 25. Mai meuchlings durch die Hände der Mohammedaner in Mpoko (18 Tagemärsche südlich von El-Kuti); Nébout brachte als einzig Überlebender die Trauerbotschaft nach Brazzaville am Kongo Ende Juli 1891.

Cran (spr. kränn), englisches, auch beim Heringsfang übliches Fischmaß, enthält 45 Imperial-Gallons oder 204,456 l nicht ausgenommener und gegen 37½ Imperial-Gallons oder gegen 170,380 l gesalzener Fische. Von Heringen soll die Anzahl 700 bez. 850 Stück betragen.

Cranach, Kranach oder Kronach, Lukas, Maler, geb. 1472 zu Kronach im Bistum Bamberg; sein eigentlicher Familienname war Müller. Er erlernte von seinem Vater die Kunst, wurde 1504 Hofmaler des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen und genoß einen ausgezeichneten Ruf. Von seinen Zeitgenossen wird besonders die Natürlichkeit seiner Darstellungen und die Schnelligkeit, womit er sie zu stande brachte, gerühmt. Im Auftrage seines Herrn machte er 1509 eine Reise nach den Niederlanden, bei welcher Gelegenheit er den spätern Karl Ⅴ. (damals acht Jahre alt) malte. Zu Friedrich dem Weisen und dessen beiden Nachfolgern stand C. unausgesetzt in persönlichen Beziehungen. Auch das brandenb. Kurhaus und die sächs. Herzöge nahmen seine Dienste in Anspruch. 1537 und 1540 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Wittenberg erwählt, welches Amt er bis 1544 verwaltete. Zu den großen kirchlichen Reformatoren stand C. in innigem Freundschaftsverhältnis. Er ging 1550 zu seinem gefangenen Fürsten und blieb bei ihm bis zum Ende der Haft in Augsburg und Innsbruck. Mit Friedrich kehrte er sodann 1552 nach Sachsen zurück und starb 16. Okt. 1553 zu Weimar, wo er in der Hofkirche begraben wurde.

C., der Ältere genannt, mißbrauchte in der spätern Zeit seines Lebens sein Können zu handwerksmäßiger Mache; aber auch seine frühern sorgfältiger ausgeführten Werke sind an geistiger und künstlerischer Bedeutung denen Dürers und Holbeins nicht zu vergleichen. Immer aber bleibt C. einer der phantasievollsten und eigenartigsten Künstler Deutschlands. Seine Darstellungen aus der Sagenwelt, wie der sog. Ritter am Scheidewege, Simson unter den Händen der Delila, die kleinen Waldbilder mit Apollo und Diana u. s. w., endlich aus spätester Zeit der Brunnen der Jugend verraten ein gewisses Streben nach Anmut und Leichtigkeit des Vortrags. Sobald er aber die Menschengestalt in großem Maßstabe und mit idealistischer Absicht behandelte, wie z. B. in seiner Venus (1529; Paris, Louvre), dem ersten Menschenpaare u. s. w., reichten seine Kräfte nicht aus. Von seinen Bildern aus der heiligen Geschichte sind aus diesem Grunde diejenigen die anziehendsten, in welchen die genrehaft gehaltenen Figuren überwiegen, wie z. B. in der heil. Ursula mit den Jungfrauen. Von C.s größern Werken sind zu nennen: Die Vermählung der heil. Katharina im Tom zu Erfurt, ein Bild aus seiner frühesten

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