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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cromwell (Richard); Cromwell (Thomas); Cron; Cronaca; Cronberg

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Cromwell (Richard) – Cronberg

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Cromwell (Oliver)'

schließlich die Krone abgelehnt. Dafür wurde er noch einmal, diesmal vom Parlament, zum Lord-Protektor ernannt und 26. Juni 1657 pomphaft inthronisiert. Die Versetzung treuer Anhänger in das neu gebildete Oberhaus und die Wiederzulassung alter Gegner bewirkte indes eine bedenkliche Veränderung des Unterhauses, das Jan. 1658 zusammentrat und sich weigerte, die neue Verfassung anzuerkennen. Es kam zu heftigen Debatten, bis C. 4. Febr. 1658 im Zorne auch dies letzte Parlament heimschickte. Zu diesem schwer auf seiner Seele lastenden Druck kam die Aufregung wegen der endlosen Attentate gegen sein Leben und großes häusliches Leid, besonders der Tod seiner Lieblingstochter Elisabeth Claypoole (6. Aug. 1658). Seine Gesundheit war schon untergraben, als ihn ein Wechselfieber ergriff, dem er 3. Sept. 1658 erlag.

C. ist eine der eigenartigsten Erscheinungen der ganzen Geschichte. Die Grundlage all seines Denkens und Thuns war eine tiefe und wahrhaftige Frömmigkeit, in ihm trat noch einmal ein Feldherr und Politiker auf mit der Kraft des begeisterten Glaubenshelden. Aber nie wurde ihm der klare polit. Blick getrübt, seine Religiosität hinderte ibn nicht an kluger Berechnung und absichtlicher Zweideutigkeit. Sein mächtiger Ehrgeiz und seine gewaltige Herrschsucht wurden naturgemäß verstärkt durch seine wunderbaren Erfolge; aber nie war für ihn die Macht das Ziel an sich, sondern immer nur das Mittel, seine religiösen und nationalen Ideen zu verwirklichen. Daher war es ihm unmöglich, den Widerstand der von ihm weit übersehenen Parlamente ausgleichend zu dämpfen, er brach ihn stets gewaltsam, und darin lag schließlich sein und seines Werkes Verderben, denn er hat diesem eine gesetzliche, für die Zukunft gesicherte Form in der ihm vergönnten Spanne Zeit nicht geben können, und so ist es mit seinem Tode zerfallen. – Ihn überlebten zwei Söhne, Richard C. (s. d.) und Henry C. (s. d.), von denen der ältere ihm als Protektor folgte.

Selten ist ein Mann in der Geschichte von seinen Landsleuten undankbarer behandelt worden als C. Die haßerfüllte Zeit der Restauration der Stuarts hat sein Bild in unglaublicher Verzerrung überliefert. Noch heute wirkt auf die allgemeine Anschauung die ganz schiefe Beurteilung Humes in seiner «Engl. Geschichte» nach. Carlyle zuerst hat in seiner mit Erläuterungen herausgegebenen Sammlung «Oliver C.'s letters and speeches» (3 Bde., Lond. 1845; neue Ausg., 5 Bde., ebd. 1871) einer neuen Auffassung Bahn gebrochen. – Vgl. Oliver C. (im «Dictionary of national biography», Bd. 13, Lond. 1888), mit ausführlicher Litteraturangabe; O. Cromwell, Memoirs of the protector Oliver C. and of his sons Richard and Henry (ebd. 1820 u.ö.); Villemain, Histoire de C. (2 Bde., Par. 1819; deutsch, Lpz. 1830); Vaughan, The protectorate of Oliver C. (2 Bde., Lond. 1838); Merle d'Aubigné, Le protecteur, ou la république d'Angleterre aux jours de C. (Par. 1848; deutsch, Elberf. 1859); Pauli, Aufsätze zur engl. Geschichte (Lpz. 1869); ders., Oliver C. im «Neuen Plutarch», Bd. 1 (ebd. 1874); Picton, Oliver C., the man and his mission (1883); Brosch, Oliver C. und die puritanische Revolution (Frankf. a.M. 1886); Honig, Oliver C. (4 Tle., Berl. 1887–89); Harrison, Oliver C. (Lond. 1888); Palgrave, Oliver C., the protector, based on contemporary evidence (ebd. 1890). ↔

Cromwell, Richard, dritter Sohn Oliver C.s (s. d.), geb. 4. Okt. 1626, wurde von seinem Vater als ältester überlebender Sohn zum Nachfolger im Protektorat bestimmt und trat nach dessen Tod, 3. Sept. 1658, sein Amt an. Er war träge und wenig begabt, hatte nie ein Schwert geführt und stützte sich deshalb auf das Parlament, nicht wie sein Vater auf das Heer. Dies wurde in seinem Selbstbewußtsein gekränkt und bewirkte nun selbst den Sturz des aus ihm hervorgegangenen Protektorats. Ohne Widerstand legte Richard C. 22. April 1659 seine Würde nieder und lebte seit 1660 unter dem Namen John Clark in Paris, seit 1680 wieder in England, wo er 12. Juli 1712 starb. – Vgl. Guizot, Histoire du protectorat de Richard C. et du rétablissement des Stuarts (2 Bde., 1856; 3. Aufl. 1864).

Cromwell, Thomas, «der Hammer der Mönche», engl. Staatsmann, geb. um 1485 oder 1490 als Sohn eines Gewerbtreibenden zu Putney, wurde selbst Kaufmann, machte größere Reisen und ließ sich schließlich als Rechtsanwalt in London nieder. 1523 kam er ins Parlament, trat dann in die Dienste des Kardinals Wolsey und gewann nach dessen Sturze (1529) bald die Gunst Heinrichs VIII. Als der König gegen päpstl. Willen 1533 seine Ehe mit Katharina von Aragonien hatte lösen lassen, um sich mit Anna Boleyn zu vermählen, und dadurch der Bruch mit Rom unvermeidlich geworden war, suchte C., alle Verhältnisse nur vom praktischen Gesichtspunkte aus beurteilend, das Werk kirchlicher Reformation in England durchzuführen. Er wurde Generalvikar und Stellvertreter des zum Oberhaupt der engl. Kirche erhobenen Königs in allen kirchlichen Angelegenheiten, wobei der vom deutschen Protestantismus erfüllte Thomas Cranmer sein theol. Berater war. Die von C. brutal durchgeführte Säkularisation des Kirchengutes, die ihm seinen Beinamen eingetragen, war dem König willkommen, im Dogma dagegen wollte er nicht den auf prot. Boden fußenden Plänen seines Ministers folgen, dessen rücksichtsloses Gebaren ihm überall Haß und Feindschaft zuzog. Als C. nach der Hinrichtung der Anna Boleyn den König aus polit. Gründen zu einer Ehe mit Anna von Eleve bestimmt hatte, diese aber durch den Mangel jeden Reizes Heinrichs höchstes Mißfallen erregte, benutzten C.s Gegner diese Verstimmung, um dessen Sturz herbeizuführen. 1539 noch zum Grafen von Essex erhoben, endete er 28. Juli 1540 auf dem Schafott. – Vgl. Froude, History of England, Bd. 1 u. 2 (Lond. 1881); Galton, Character and times of Th. C. (Birmingham 1887); Pauli, Aufsätze zur Engl. Geschichte (Neue Folge, Lpz. 1883); Gasquel, Heinrich VIII. und die engl. Klöster (deutsch von Elsässer, 2 Bde., Mainz 1890–91).

Cron, Klara, Schriftstellerin, s. Weise, Klara.

Cronăca, Simone, florentin. Baumeister, geb. 1457, gest. 1508, studierte in Rom die antiken Denkmäler. In Florenz vollendete er Benedetto da Majanos Palazzo Strozzi, baute die anmutig belebte Sakristei von Santo Spirito, die Kirche San Francesco al Monte, den großen später von Vasari veränderten Ratssaal im Palast der Signoria und den schönen Palazzo Guadagni.

Cronberg, Stadt im Obertaunuskreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, an der Nebenlinie Rödelheim-C. (9,7 km) der Cronberger Eisenbahn, malerisch am Fuße eines Hügels, auf dem sich das im 13. Jahrh. erbaute, der Kaiserin Friedrich ge-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 603.

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