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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cunard Steam Ship Company; Cunctator; Cunctātor; Cundinamárca; Cunĕo; Cuneo d; Cunĕo d’Ornāno

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Cunard Steam Ship Company – Cuneo d’Ornano

unterstützt durch eine jährliche Subvention von 65000 Pfd. St. von seiten der brit. Postverwaltung, eine regelmäßige Dampfschiffsverbindung zwischen Europa und Nordamerika ins Werk zusetzen, obwohl die Techniker von einer Befahrung des Atlantischen Oceans mit Dampfern abrieten. Am 4. Juli 1840 lief die «Britannia» von Liverpool aus und kam glücklich in Boston an. Von da an datiert die großartige Entwicklung der transatlantischen Dampfschiffahrt. C. wurde 1859 engl. Baronet und starb 28. April 1865.

Cunard Steam Ship Company, mit dem Sitz in Liverpool, gegründet 1840 von Samuel Cunard (s. d.), war lange Zeit die erste Reedereigesellschaft für den Passagierverkehr zwischen Europa und Neuyork, namentlich erfreuten sich ihre Fahrten des Rufes besonderer Sicherheit. Nachdem aber seit etwa einem Jahrzehnt verschiedene andere brit. und kontinentale Gesellschaften (der Norddeutsche Lloyd seit 1881, die Compagnie Générale Transatlantique seit 1882, und neuerdings besonders die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktiengesellschaft) mit dem Bau großer und prächtiger Schnelldampfer vorgegangen sind, hat die Cunard-Linie ihre beherrschende Stellung verloren. Die engl. Regierung hat ihr, in Verbindung mit der Oceanic Steam Navigation Co., 1887 von neuem die Beförderung der nicht mit einer bestimmten Linienvorschrift versehenen Postsachen übertragen. Gegen Erhöhung der Zahlungen hierfür hat die Linie anderweitige Pflichten gegen die Regierung, namentlich in Bezug auf Verwendung ihrer Schiffe im Kriegsfalle, übernommen. Nur ungern ist, aus Furcht vor Beeinträchtigung der Sicherheit, die Linie im Bau von Schnelldampfern gefolgt. Durch die Konkurrenz dazu gezwungen, hat sie 1884 die Etruria und Umbria gebaut, die mit 19 Knoten die bis dahin schnellsten Schiffe um 2 Knoten übertrafen. 1893 hat sie wiederum zwei Schnelldampfer fertiggestellt. Sie unterhält: Fahrten von Liverpool via Queenstown nach Neuyork, zweimal wöchentlich; von Liverpool nach Boston, einmal wöchentlich; zwischen Liverpool und Havre, wöchentlich; Mittelmeerfahrten nach Italien, Sicilien und dem Adriatischen Meer, 14tägig, sowie nach Kleinasien, Konstantinopel und Odessa, 14tägig. Die Flotte besteht aus 22 Seeschiffen mit 84000 Bruttoregistertons.

Cunctātor (lat., «der Zauderer», «der Unentschlossene»), Beiname des röm. Feldherrn Quintus Fabius Maximus (s. Fabier).

Cundinamárca, Departamento der Republik Columbia in Südamerika, umfaßt 206400 qkm und (1884) 537658 E., ohne die wilden Indianer. Das Gebiet begreift das mittlere Becken des Magdalenenstroms und die Ostcordillere, welche sich ostwärts in das Tiefland des fast unbewohnten ehemaligen Territoriums San Martin zwischen Rio Meta im N. und Rio Guaviare im S. hinabsenkt. Der Boden ist bis auf die höchsten Teile der Hochgebirge sehr fruchtbar; die kultivierte Fläche wird auf 23100 qkm berechnet. Außer Mais baut man auf den Hochebenen Weizen und Kartoffeln, in den wärmern Landstrichen Bananen, Kakao, Tabak und etwas Kaffee, in den heißen Thälern auch Zucker. Der wichtigste Ausfuhrartikel ist die Chinarinde. Der Bergbau ist nicht bedeutend; zu C. gehören die Silberminen von Sta. Ana und die reichen Steinsalzlager von Zipaquira im N. von der Hautstadt Bogota (s. d.). – C. verdankt seinen Namen einer alt-amerik. Göttin und bildete vor der span. Eroberung durch Gonzalo Ximenes de Quesada einen der Hauptsitze indian. Civilisation. Das herrschende Volk waren die Chibchas.

Cunĕo, in der Volkssprache Coni. 1) Provinz des Königreichs Italien, der südl. Teil der Landschaft Piemont, grenzt im N. an die Provinz Turin, im O. an Alessandria, im SO. an Genua, im S. an Porto-Maurizio, im S. und SW. an Frankreich, hat 7135,65 (nach Strelbitskij 7491) qkm, (1881) 635400 E. und zerfällt in die 4 Kreise Alba (134883 E.), C. (186293 E.), Mondovì (155275 E.) und Saluzzo (158949 E.) mit zusammen 263 Gemeinden. Der Boden gehört teils zu den Ausläufern der Cottischen und Seealpen, teils zur obern Ebene (400‒500 m) des Po. Hauptflüsse sind, außer dem Po, Bormida, Belbo, Tanaro, Stura, Maira und Varaita; außerdem bewässern zahlreiche Kanäle das Land, das durch schöne Wiesen und Anbau von Getreide, Flachs, Hanf, Obst, Kastanien, Nuß- und Maulbeerbäumen sowie durch Fabrikation von Käse ausgezeichnet ist. Der Bergbau erstreckt sich auf die Ausbeute der Eisen-, Blei- und Silberminen sowie der Marmor- und Granitbrüche; die Industrie auf Seidenspinnerei und Weberei, Fabrikation von Tuch, Leinwand, Wolle, Leder, Glas und Fayence. Von der Hauptstadt C. aus durchziehen Eisenbahnlinien strahlenförmig die Provinz. – 2) Hauptstadt der Provinz und des Kreises C., in 457 m Höhe, am Zusammenfluß der Stura und des Gesso und an den Linien Turin-C.-Limone (120 km), C.-Ventimiglia (32 km) und C.-Mondovì (27 km) des Mittelmeernetzes, in reizender, fruchtbarer und wohlbebauter Umgebung, ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, einer Genie-Territorialdirektion, der Kommandos der 4. Division und der Infanteriebrigade «Torino», hat schöne Promenaden an Stelle der Festungswerke, (1881) 13272, als Gemeinde 24853 (1890: 29000) E., in Garnison das 81. Infanterieregiment und das 2. und 3. Bataillon des 82., ferner die 1. bis 4. Batterie des 23. Feldartillerieregiments; ein 1879 errichtetes Denkmal für Barbaroux auf der Piazza Vittorio Emanuele, eine got. Franziskanerkirche aus dem 12. Jahrh., 2 andere Kirchen, Klöster, Paläste, ein schönes Stadthaus mit hohem Turme, Justizgebäude, hübschem Theater, Gymnasium, Lyceum, Seminar, Gewerbeschule, eine Handelskammer und ein Militärhauptspital. Die Industrie erstreckt sich auf Seidenspinnerei, Seiden- und Wollweberei, Papierfabrikation; der bedeutende Handel auf Ausfuhr von Getreide, Seide und Hanf nach der Lombardei, Schweiz und Deutschland. – Die Stadt, seit 1382 den Grafen von Savoyen unterworfen, war im 16. Jahrh. stark befestigt und hatte mehrere Belagerungen auszuhalten. Am 30. Sept. 1744 lieferten hier die Franzosen und Spanier den zum Entsatz heranrückenden Sardiniern und Österreichern die Schlacht an der Stura; 1796 wurde C. von den Franzosen eingenommen; doch mußte die franz. Besatzung 4. Dez. 1799 unter Clement kapitulieren. Nach der Schlacht bei Marengo fiel C. 1801 abermals in die Hände der Franzosen, die die Festung schleiften. C. war hierauf während der franz. Herrschaft Hauptstadt des Depart. Stura.

Cunĕo d’Ornāno, Gustave, franz. Politiker, geb. 17. Nov. 1845 zu Rom, Enkel jenes C., der, ein treuer Waffengefährte Napoleons Ⅰ., nach dessen Sturze die Familie Bonaparte nach Rom geleitete. C. studierte die Rechte und wurde Advokat in Paris. Im Kriege von 1870 diente er in der Mobilgarde

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