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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cypergras - Cypern
vereinigt. Als Nutzpflanzen sind die C. nicht zu
brauchen, die Früchte tonnen nicht zurMehlbcreitung
verwendet werden, und die großen Pflanzen sind
auck als Viehfutter nicht zu verwerten; sumpfige
Wiesen, auf denen zahlreiche (5. vorkommen, sind
unter dem Namen saure Wiesen bekannt und liefern
ein sehr minderwertiges Futter. Einzelne (5. baben
allerdings auch gewissen Nutzen, so dient eine Carer-
Art(^Hi'6X3,r6UÄi'i^.)ähnlich wie derEandhaferzur
Befestigung losen Sandes. Ferner werden viele Arten
als Binsen zum Flechten und zum Verpacken benutzt.
Die bekanntesten Gattungen einheimischer E. sind
die eigentlichen Riedgräser oder Seggen (s. (^ix;x),
die Binsen (s. 8cii-M3) und die Wollgräser ff. ^iio-
plioruin). Zur Familie der C. gehört auch die Pa-
pyrusstaude (s. ?ap)^u5). (Hierzu Tafel: Cypera -
Eypergras, s. '^peruZ. "cen.)
Gypergräser, s. Cypcraceen.
Eyperkatze, s. Katze.
Cypern (grch. Kypros; türk. und arab. Ki-
bris), eine zum Osmanischen Reiche gebörige, seit
1878 unter engl. Protektorat stehende Insel am östl.
Ende des Mittelmeers, südlich von Kleinasien in wick-
tiger Lage zum ^ueskanal und zu ^'lgypten, hat die
Gestalt eines von W. nach O. gestreckten, aber viel-
fach eingebuchteten Rechtecks, welches gegen NO. die
lange, im Kap des heil. Andreas (dein Vorgebirge
Dinarctum der Alten) endende Halbinsel Karpas
(Karpasia) aussendet, und nimmt bei einem Flächen-
raum von 9601 hkin unter den Inseln des Mittel-
meers die dritte Stelle ein.
Bodengestaltnng. Nach den Untersuchungen der
franz. Geologen Gaudry und Damour (1853) ent-
stammt die Insel wahrscheinlich dem letzten Drittel
der Tertiärperiode. Die Oberfläche ist größtenteils
gebirgig. Längs der Nordküste, vom Kap Kormakiti
(Krommyon) im W. bis zum Kap St. Andreas im
O., erhebt sich eine mauerförmige Kalksteinkettc mit
dürftiger Vegetation und zahlreichen Gipfeln, die
im westlichern Teile die bedeutendste Höhe (990 m)
erreichen. Dieser parallel durchstreicht den S. der
Insel, das Gestade selbst nur in Seitenverzwciguu-
gen berührend, die mächtige archäische Gebirgskette
des Olymp mit reizenden Thälern, prachtvoller
Waldvegetation und zahlreichen, einige Monate
mit Schnee bedeckten domförmigen Kuppen. Die
drei Haupterhcbungen dieses Gebirgszugs (vou W.
nach O.) werden jetzt Troodos (1952 m), Machäras
(1442 m) und Stavrovuni oder St. Croce (700 ni)
genannt. Zwischen den beiden Hauptgebirgsketten
breitet sich die tertiäre und alluviale Ccntralebcne
Messaria aus, welche die am Olymp nabe beiein-
ander entspringenden, etwa 150 km lang einander
parallelen Hanptflüsse C.s, der Pedias (früher Pe-
diäos) und ^)alias (Aoos der Alten), von W. gegen
O. durchströmen. Die meisten andern Bäche trock-
nen in den beißen Sommern aus. Das Klima ist
gesund, der Anbau des fruchtbaren Bodens aber sehr
vernachlässigt und die Insel ein Land voll Trüm-
mer. Ziegen zerstören den Nachwuchs der Wälder.
Erdbeben, Kriege, Krankheiten und die barbarische
Türkenherrschaft haben die Insel entvölkert.
Pflanzen- und Tierwelt. Die Vegetation ent-
wickelt sich am lebhaftesten vom Januar bis April
bei steigender Temperatur bis zum Aufhören des
Negens. Merkwürdigerweise besitzt die Insel fast nur
Nadelwald, während in dem gegenüber liegenden
Syrien die Laubhölzer allgemein vorherrschen', der
asiat. Wacholder s<1uuip6i'U8 excelzg. H5. Z?'eb.)
Artikel, die man unter C verm
waltet in der obern Bergregion vor, unten die
Schwarz- und Secstrandstiefern. Von der Tierwelt
ist bemerkenswert nur der Musjlon, der noch im
Hochgebirge haust; die sog. Cypertatze stammt nicht
von C., sondern aus Syrien.
Landwirtschaft, Industrie und Handel. Die Be-
wirtschaftung beschränkt sich auf Getreide (Gerste
und Weizen, die in der mittlern Ebene gedeihen) und
Gartenbau, Gewiuuung von Baumwolle, Alizari
oder levantischen Krapp und Südfrüchten. Auch ist
C. die Heimat des Blumenkohls. Besonders wird
Johannisbrot gebaut; dieViebzucht ist unbedeutend,
ebenso die Bienen- und Seidcnzucht. Die Industrie
verarbeitet Seide, Leder und Baumwolle. Noch jetzt
stehen in bobem Werte die Cyp crw eine, von denen
der Commandcria aus der Gegend von Limassol im
Lande getrunken, der Mavro ausgeführt wird. Sie
sind, wenn sie aus der Presse kommeu, rot, werden aber
dann nach 5-6 Jahren blässer; nur eine Sorte,
der sebr süße Muskateller, bat iu den ersten Jahren
eine weiße Farbe, wird je älter desto röter und nach
Jabren dick wie Sirup. Anfangs werden diese Weine
in verpichte Sckläuckc gefüllt, weöhalb sie einen
starken Pcchgeruch erst nach mehrern Jahren ver-
lieren. Nach dem festen Lande kommen sie in Ge-
binden, müssen aber dann auf Flaschen abgezogen
werden, wenn sie sich halten sollen. Die Insel ist
ohne natürliche Häfen; dagegen besaß sie bereits im
Altertum einen, unter Benutzung von vorgelegencn
Sandbänken durch Molen hergestellten künstlichen
Hafen bei Famagusta, der später versandete, seit der
engl. Besitznahme aber wieder hergestellt wurde.
Ein zweiter künstlicher Hafen zu Limassol (Limisso)
wurde 6. Okt. 1881 den: Verkehr übergeben und
nimmt einen großen Aufschwung. Die Einfuhr
betrug 1891/92: 344125 Pfd. St., die Ausfuhr
432419 Pfd. St. Wert. Schiffe mit 523729 t Ge-
balt verkehrten in den Häfen. Gegenstände der
Ausfuhr sind, außer Wein, auch Baumwolle, Süd-
früchte, Salz, Weizen und Gerste.
Bevölkerung und Verwaltung. Die Einwohner-
zabl, die im Mittelalter über 1 Mill. betragen haben
soll, belief sich 1891 auf 209291 (100887 männl.,
102404 weibl.) E., worunter 48044 Mohammeda-
ner. Die übrigen gehören, mit Ausnahme von etwa
3000 Katholiken, Juden und Protestanten, der griech.
Kirche an. Der Erzbischof von C. ist unabhängig,
keinem Patriarchen unterworfen und hat unter dem
Beirat der übrigen 3 Bischöfe von Paphos (Vapho),
Larnaka und Kerynia, sowie einiger Laien das Ab-
gabenwesen der chriftl. Bevölkerung und das Lan-
dessckuldenwesen zu ordnen. Die herrschende Sprache
ist die griechische, die auch von den Türken gesprochen
oder doch verstanden wird. 189 l bestanden 278
christl. und 103 mobammed. Schulen mit zusammen
14538 Schülern. Es erscheinen 2 engl. und 6 griech.
Zeitungen. Seit der cngl. Occupation zerfällt die
Insel in die 6 Kreise Levkosia, Famagusta, Larnaka,
Limassol, Kcrynia und Paphos. Ein von der Königin
von England ernannter Hi^ii (^oinmiLgioiiLi', zu-
gleicb Obersttommandiercnder, verwaltet die Insel.
Ein Rat von 4 Mitgliedern steht ihm zur Seite. Die
gesetzgebende Versammlung besteht aus 6 Beamten
und 12 (darunter 3 von den Mohammedanern) er-
wählten Mitgliedern. Die Einnahmen der Insel
betrugen 217162 Pfd. <^t., die Ausgaben nur
112 742 Pfd. St., wozu aber uoch die Abgaben an
die Pforte von 92 799 Pfd. St. kommen. Haupt-
ort ist Lcvkosia oder Nikosia (12515 E.).
ißt, sind unt^'r K aufzusuchen.