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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Darlehnsvereine - Darm

der Generalanwaltsverband ländlicher Genossenschaften für Deutschland. Der Verband der D. zählte 1892: 1033 Vereine. - D. giebt es jetzt nicht bloß in Deutschland, sie verbreiten sich auch im Auslande, so in Italien, Siebenbürgen, der Schweiz, Österreich u. a. - Vgl. Schulze-Delitzsch, Die Raiffeisenschen Darlehnskassen (Lpz. 1875); Kraus, Die Raiffeisenschen D. in der Rheinprovinz (Bonn 1875-77); Marchet, Der Kredit des Landwirthes (Berl. 1878); Märtlin, Die ländlichen D., ein Hilfsmittel zur Bekämpfung des Wuchertums (Karlsr. 1880); Raiffeisen, Die D. (4. Aufl., Heddesdorf-Neuwied 1883); Faßbender und Kirchem, Die ländlichen Spar- und D. nach Raiffeisen (2. Aufl., Münst. 1890); Lauer, Handbuch für D. (Stuttg. 1890).

Darlehnsvereine, im Gegensatz zu öffentlichen (staatlichen und kommunalen) Darlehnskassen (s. d.) Kreditvereinigungen privater Natur, welche (hauptsächlich auf dem Princip der Selbsthilfe beruhend) lediglich oder vorzugsweise an ihre Mitglieder Gelddarlehen zu Gewerbs- und Wirtschaftszwecken gewähren. Sie sind hauptsächlich dazu bestimmt, das Kreditbedürfnis des mittlern und kleinern Gewerbe-, Handels- und Bauernstandes dauernd zu befriedigen und unterscheiden sich auch dadurch von den öffentlichen Darlehnskassen, welche in der Regel nur einem vorübergehenden Notstand abzuhelfen berufen sind. Zu den D. zählen in erster Linie die nach dem Schulze-Delitzschschen Princip in Deutschland und anderwärts gegründeten Vorschuß- und Kreditvereine (s. d.), sodann die nach dem Raiffeisenschen System begründeten ländlichen Darlehnskassenvereine (s. d.). Den letztern stehen sehr nahe die von den schottischen Banken etablierten D., welche den schott. Pächtern kurzfristige Darlehen gewähren und wie die Darlehnskassenvereine ihre Thätigkeit örtlich begrenzen, auch durch die besondere Pflege des Depositengeschäfts auf den Sparsinn der Bevölkerung günstig einwirken.

Darlehnsvorvertrag, s. Darlehn.

Darley (spr. -lĭ), Felix Octavius Carr, amerik. Zeichner, geb. 23. Juni 1822 zu Philadelphia, ließ sich 1848 in Neuyork nieder, besuchte 1865 zum erstenmal Europa und hielt sich längere Zeit in Rom, die Antike studierend, auf. Seine Reiseerinnerungen legte er nieder in "Sketches abroad with pen and pencil" (Neuyork 1868). Die Werke D.s sind hauptsächlich Illustrationen zu beliebten Werken, z. B. der "Library of humorous American works", "St. Judd's Margaret" (1856), der Werke von Cooper, Wash. Irving, Simms, Dickens, Longfellow. Am bedeutendsten sind die "Outlines compositions from Hawthorne's scarlet letter" (1879; neue Aufl. 1883) und die lebensvollen und scharfen Umrißzeichnungen zu Longfellows "Evangeline" (1883). Berühmt sind auch seine "Illustrations to Shakespeare's plays" (1886) und patriotische Bilder, wie "Dahlgren's charge at Fredericksburg" und "Sherman's march to the sea".

Darling (engl.), Liebling.

Darling, größter Nebenfluß des Murray (s. d.), der längste Strom des austral. Festlandes, entsteht aus der Vereinigung des Balonne und Barwan. Ersterer entspringt als Condamine am Mont-Mitchel, nur 100 km von der Ostküste entfernt, fließt zuerst zwischen dem Höhenzuge der Darling-Downs und Craig-Range nach NW., dann nach SW.; nach Aufnahme des Maranoa teilt er sich in mehrere Arme, die sich oberhalb Fort Bourke mit dem Barwan vereinigen. Dieser entspringt unweit südlich der Quelle des Condamine, macht einen ähnlichen nach N. gerichteten Bogen, fließt aber im Unterlauf westlich. Er nimmt von rechts den Monie, von links den Meei, Peel (Namoi), Macquarie und Bogan auf. Der vereinigte D. oder Calewatta fließt südwestlich durch Steppen und Weideland, nimmt von N. den Warrego auf und mündet in zwei Arme bei Wentworth. Er bildet zumeist keinen zusammenhängenden Wasserfaden, wird aber bei hohem Wasserstande bis Fort Bourte mit Dampfern befahren.

Darling-Downs (spr. dauns), s. Darling.

Darling-Range (spr. rehndsch), Höhenzug an der Westküste von Westaustralien, läuft parallel der Küste und erreicht im Mount-William 1097 m Höhe.

Darlington (spr. -lingt'n), Stadt in der nordengl. Grafschaft Durham, 26,3 km südlich von Durham, in fruchtbarer Gegend unweit des Tees und an dessen Zufluß Skerne, hat (1891) 38 060 E., eine 1160 erbaute, von Scott restaurierte, got. Kirche, eine Lateinschule, ein Handwerkerinstitut; Wollkämmerei und Flachsspinnerei, Baumwoll- und Worstedfabrikation, Segeltuchweberei, bedeutende Lokomotivenfabrikation, Brauerei und Gerberei, Seiler-, Eisen- und Messingwarenindustrie und ansehnlichen Handel und Schiffahrt. - Von D. nach Stockton führte 1825 die erste Personeneisenbahn mit Lokomotivenbetrieb der Erde.

Darlingtonia Torr., Pflanzengattung aus der Familie der Sarraceniaceen (s. d.) mit nur einer einzigen Art, D. californica DC. (s. Tafel: Insektenfressende Pflanzen, Fig. 6), in der Sierra Nevada in Kalifornien. Es ist eine krautartige Pflanze mit eigentümlich gestalteten Blättern; die Blattstiele sind schlauchförmig ausgebildet und die kleine Blattspreite sitzt diesen Schläuchen gewissermaßen als Deckel auf. Die Innenwandungen der Schläuche sind mit zahlreichen Drüsen und Haaren besetzt; die Drüsen scheiden reichlich wässerigen Saft ab, sodaß die Schläuche mit Flüssigkeit gefüllt werden; die Haare sind schief nach abwärts gerichtet und verhindern so das Hinaufkriechen kleiner Insekten an den Wandungen. Die Pflanze gehört wie alle Sarraceniaceen zu den Insektenfressenden Pflanzen (s. d.), die mit Saft gefüllten Schläuche und die nach abwärts gerichteten Haare dienen als Fangapparat. Die Einwohner der Sierra Nevada sollen die Pflanzen zum Fangen der Insekten benutzen. Die Blüten bestehen aus fünf Kelchblättern, zahlreichen Staubgefäßen und einem dreifächerigen Fruchtknoten, dem ein Griffel aufsitzt; Blumenblätter fehlen gänzlich. Die Pflanze wird in Deutschland häufig in Gewächshäusern gehalten.

Darm (Darmkanal, Intestinum), ein wichtiger Abschnitt des Verdauungsapparats, welcher die Bestimmung hat, die in den Magen eingeführten und dort vorläufig verarbeiteten Nahrungsstoffe aus diesem aufzunehmen, sie durch eigentümliche, den Windungen eines Wurms ähnliche (peristaltische) Bewegungen nach und nach weiter zu schieben und dabei durch eine Reihe von chem. Prozessen das zur Ernährung des Körpers Taugliche von dem dazu Untauglichen abzuscheiden, ersteres in eine zur Aufnahme in die Säftemasse geeignete Form überzuführen, letzteres aber aus dem Körper wieder auszuscheiden. Der menschliche Darmkanal stellt ein beim Erwachsenen 8-9 m langes häutiges Rohr dar, welches vom sog. Pförtner des Magens (s. d.) bis zum After reicht, seine Lage in der Bauch- und