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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Dekatierer; Dekatiermaschine; Dekeleia; Deken; Dekhan; Dekker; Deklamation

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Dekatierer - Deklamation

außen durchdringt. Der Stoff erhält hierdurch einen angenehmen Glanz, den er weder durch Nässe (selbst nicht im Färbekessel), noch durch das nachfolgende letzte Rauhen und Scheren, noch auch durch das Tragen der Kleidungsstücke verliert. Auch behält das auf der Oberfläche liegende Haar besser die Lage nach dem Strich, sodaß das Tuch sich nicht rauh trägt.

In England bedient man sich einer Methode, nach der eine mit Tuch umwickelte Metallwalze mehrere Stunden lang stehend in einen mit siedendem Wasser gefüllten Behälter eingesenkt bleibt, wodurch der Stoff zwar weniger glänzend wird, dafür aber einen höhern Grad der Geschmeidigkeit behält. Zuweilen werden beide Behandlungsweisen, die der Wasser- und die der Dampfkrumpe, in der Art miteinander verbunden, daß man den Stoff zuerst der Wirkung des Dampfes, dann auf derselben Walze der des kochenden Wassers aussetzt.

Dekatierer oder Decateur (spr. -töhr), derjenige, welcher das Dekatieren (s. d.) gewerbsmäßig betreibt.

Dekatiermaschine, Dekatiertisch, s. Dekatieren.

Dekeleia (lat. Decelēa, jetzt Tatóï), im alten Attika einer der wichtigsten strategischen Punkte, etwa 22 km nordnordöstlich von Athen gelegen, beherrscht den durch den östl. Teil des Gebirges Parnes führenden Paß nach Böotien. Im Peloponnesischen Kriege, im April 413 v. Chr., wurde auf den Rat des Alcibiades von den Spartanern auf einem Berge (jetzt Katsomyti) bei D. ein Kastell angelegt und zum größten Schaden der Athener 9 Jahre lang mit bleibender Besatzung belegt. Dieser Teil des Peloponnesischen Krieges (413-404) wird daher als Dekaleïscher Krieg bezeichnet.

Deken, Agathe, holländ. Dichterin, geb. 10. Dez. 1741 bei Amstelveen. Schon früh erwachte in ihr die Neigung zur Poesie; sie dichtete religiöse Lieder, die eine herzliche Frömmigkeit atmen. Ihre schriftstellerische Arbeit wurde besonders durch ihre Freundin Elisabeth Bekker, mit der sie seit 1777 bis zu ihrem Tode unzertrennlich zusammenlebte, gefördert. Sie starb 14. Nov. 1804. Die beiden Freundinnen arbeiteten meist gemeinschaftlich und zeichneten sich durch ihre Originalromane aus, z. B. "Historie van Sara Burgerhart" (1782), "Historie van Willem Levend" (1785), "Brieven van Abraham Blankaart" (1787), "Historie van Cornelia Wildschut" (1793). (S. Bekker, Elisabeth.) Wiewohl sie den engl. Schriftsteller Richardson sich zum Muster nahm, verstand sie es doch meisterhaft, den holländ. Volkscharakter darzustellen. Auch ihre "Liederen voor den boerenstand" (1804) und "Liederen voor kinderen" werden hochgeschätzt. 1884 wurde ihr und der Elisabeth Bekker in Vlissingen ein Denkmal gesetzt.

Dekhan (Deccan), s. Ostindien.

Dekker, Eduard Douwes, niederländ. Schriftsteller, geb. 2. März 1820 zu Amsterdam, ging Ende 1838 nach Java und erhielt 1856 eine Anstellung als Assistent-Resident in Lebak, reichte aber wenige Monate später seine Entlassung ein, weil er, als er gegen die ungeheuren Erpressungen der ind. Häupter kühn auftrat, von seinen Vorgesetzten getadelt und bestraft worden war. 1857 kehrte er arm nach Europa zurück, lebte seit 1806 in Deutschland, lange Jahre in Wiesbaden, schließlich in Nieder-Ingelheim, wo er 19. Febr. 1887 starb. D. schrieb unter dem Pseudonym Multatuli den Roman "Max Havelaar, of de koffiveilingen der Nederlandsche Handelsmaatschappij" (Amsterd. 1860; 10. Aufl. 1891), in

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dem er sein Streben und die ind. Verhältnisse offen darlegte, zugleich aber das ind. Leben sehr anmutig schildert, so in der berühmt gewordenen Idylle Saïdjah und Adindah. Später veröffentlichte D. eine Reihe von satir. Schriften über polit., sociale, philos. Gegenstände in erzählender, dramat., aphoristischer oder polemischer Form. So entstanden: "Minnebrieven" (1862; 7. Ausg. 1881), "Over vryen arbeid in Nederlandsch Indië", "Ideën" (7 Bde., Amsterd. 1862-77); besonders hervorzuheben sind seine vortrefflichen Parabeln, seine Novelle "La Saint - Vierge", das Drama "Vorstenschool" ("Ideën", 4. Bd.) und die unvollendete "Geschiedenis van Woutertje Pieterse" (hg. von seiner Witwe, 2 Bde., 1888); "De bruid daarboven" (1864), ein Trauerspiel, "Een en ander over Pruisen en Nederland" (1865), als Widerlegung von J. Bosschas Broschüre "Pruisen an Nederland"; "Duizend en eenige hoofdstukken over specialiteiten" (Delst 1871); "Nog eens: Vrije arbeid in Nederlandsch Indië" (Amsterd. 1871), "Millionenen-Studien" (ebd. 1872). Eine Volksausgabe seiner gesammelten Werke (Amsterd., Elzevier) erschien 1892 in 2. Aufl. 1890 begann seine Witwe die Herausgabe seiner Korrespondenz, von der bis jetzt sieben Bände erschienen. Diese, wie alle seine Werke, zeichnet sich aus durch einen feurigen, hinreißenden und doch sorgfältigen Stil, durch orient. Bilderreichtum, durch Originalität der Gedanken und Unabhängigkeit der Gesinnung. - Vgl. Huet, Multatuli (1886); Polak, Multatuli (1887); A. T. (Thym), Multatuli (1891).

Deklamation (lat.), der kunstgerechte Vortrag vorgeschriebener Rede, durch welchen der Sinn derselben lebendig wiedergegeben wird. Alle Recitation erhält durch die D. erst Bedeutung, und das gesprochene wie gesungene Wort unterliegt ihren Gesetzen. Die D. setzt die Richtigkeit des Sprechens voraus, also Deutlichkeit, Wohllaut, Reinheit, ferner ein geschicktes, von Berücksichtigung der Interpunktion abhängiges Atemholen und löst ihre eigentliche Aufgabe durch Anwendung der Hebungen und Senkungen der Stimme, durch deren mannigfache Beugung (Modulation), wie durch Beschleunigung und Verzögerung des Zeitmaßes (Tempo). Ihre Mittel sind also musikalischer Natur. Durch deren Verwendung giebt die D. der Rede die richtige Betonung (den logischen, auch rhetorischen Accent), indem sie durch tiefere und höhere Tonstufen die wichtigen Redeteile unterscheidet; sie giebt Worten und Perioden die zum Verständnis notwendige Gliederung (Artikulation) und hebt den Ausdruck der Rede hervor, indem sie zusammengehörige Perioden durch gleiche Schwebung der Stimmlage oder gemeinsame Steigerung, Senkung oder Abdämpfung sammelt (Phrasierung), die gegensätzlichen, folgernden, fragenden u. s. w. durch teils allmähliche, teils sprungweise Modulationen dagegenstellt und durch wechselnden Fortschritt der Rede belebt. Dies bezeichnete Rötscher als den logischen Accent, als den ethischen aber die Aufgabe der D., Charakter, Stimmung und allen Wechsel der Empfindung durch den ganzen Umfang des Ausdrucks der menschlichen Stimme zu versinnlichen; je ausdrucksfähiger daher die Stimme ist, desto größere Wirkungen bringt die D. hervor. Vom Muster der lebendigen, natürlichen Rede darf sich die D. nie entfernen; in der metrischen Rede soll sie nur feines Gefühl für den Rhythmus, nie aber Abhängigkeit von der Skansion bemerken lassen. Schon Tieck beklagte, daß "der falsche