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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Die - Diebstahl
des Lumichen Systems ^bilden, also die meisten
Arten der Labiaten und ^crophulariaceen.
Die (spr. dih). 1) Arrondissement des franz.
Tcpart. Dröme, hat 2348,^; A-m, (1891) 54900 E.,
117 Gemeinden und zerfällt in die 9 Kantone Vour-
deaur (129,00 ^m, 8386 E.), La Chapelle en Ver-
cors (220,68 ykm, 4010 E.), Chätillon (350,25 qkm,
5257 E.), Crest-Nord (308,14 ^in, 13 244 E.), Crest-
Snd (240,65 ^m, 8518 E.), D. (309,4i ci^m, 6826 E.),
Luc-en Diois (263,56 ^m, 4843 E.), La Motte-Cha-
lancon (341,09 ^in, 5062 E.), Saillans (185,22
^m, 3754 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondisse-
ments D., 61 km südöstlich von Valence, in 204 m
.höhe, am Fuße des steilen Mont-Glandaz oder
Glandasse (2025 m), an der Dröme und an der
Linie Livron-Crest-D. (54 km) der Franz. Mittel-
meerbahn gelegen. D. ist altertümlich gebaut und
zum Teil noch mit betürmten Mauern umgeben; es
ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz und eines
prot. Konsistoriums, hat (1891) 3257, als Gemeinde
3729 E., Post, Telegraph, ein altes Schloß, eine
Kathedrale mit 81 m langem Schiff und schönen
Granitsäulen eines antiken Cybelctempcls, eine
prot. Kirche, einen ehemals bischöfl. Palast, viele
Überbleibsel aus der Römerzeit, namentlich Reste
einer Wasserleitung und auf dem Wege nach Gap
einen wohlerhaltenen Triumphbogen, la Porte St.
Mareel genannt; Seidenranpenzucht, Fabrikation
von Tuchen, Nudeln, Seiden- und Naumwoll-
spinnerei, Sägemühlen, Gerbereien, Ziegeleien,
bedeutenden Handel mit Seidenwaren, Tnchen und
weißem, moussierendem Wein (lüi3,ii'6tt6 äs Die).
- D., das alte Dea ^u§u8t3. Vocontiormii, im
4. Jahrh. Bischofssitz, kam später in frank. Besitz
und endlich unter die deutschen Kaiser. Das Bistum
wurde 1276 mit Valence vereinigt, 1687 wieder
hergestellt und 1794 aufgehoben. Vor der Auf-
hebung des Edikts von Nantes (1685) hatten hier
die Calvinisten eine Universität. - Vgl. Martin,
^Uti^uit68 6t iu8Clipti0U8 ä68 VÜ168 ä6 D. (1818).
Diö, Sa int-, Arrondissement und Stadt in
Frankreich, s. Saint-Die'.
Dieb (Käfer), f. Vohrkäfer.
Diebcsdaumen, ein im Volksaberglauben eine
große Rolle spielender Gegenstand. Alles, was
von einem Hingerichteten herrührt, gilt für glück-
bringend ; ein Fingerglied oder ein anderes Knöchel-
chen eines armen Sünders, in dem Geldbeutel
aufbewahrt, mehrt das Geld und läßt den Bentel
nie leer werden; es schützt den Dieb, daß der Ve-
stohlene nicht aufwacht, bewahrt vor Ungeziefer und
schafft, unter der Hansschwelle vergraben, bestän-
digen Haussegen. Letzteres bewirkt vor allem ein
Daumen eines gehängten Diebes, der, neben oder
unter die Waren gelegt, auch dem Kaufmanne un-
veränderliches Glück bringt.
Diebeskerze, das mit Talg umhüllte Finger-
chen eines toten, womöglich ans dem Muttcrleibe
geschnittenen Kindes, das den Dieb unsichtbar
machen und vor jeder Störung bewahren sollte.
Diesem Aberglauben fielen noch im 17. Jahrh,
schwangere Frauen zum Opfer.
Diebessprache, f. Notwelsch.
Diebestelegraph, f. Alarmapparate.
Diebitsch-Sabalkanskij, Iwan Iwanowitfch,
Graf, russ. Feldmarschall, geb. 13. Mai 1785 auf dem
Ritterguts Grohleippe in Schlesien, hieß eigentlich
Hans Karl Friedrich Anton von Diebitfch
und Narden. Er erhielt feine Bildung seit 1797
in dem Kadcttenhanse zu Berlin, nahm aber 1801
seine Entlassung aus preuß. Diensten, um in russische
zu treten, und machte als Fähnrich den Feldzug von
1805 bis 1807 gegen Napoleon mit. In der Drei-
laiserschlacht bei Aüsterlitz, 2. Dez. 1805, verwundet,
wurde er für feine Tapferkeit mit dem goldenen
Degen belohnt und nach der Schlacht von Fried-
land 14. Juni 1807 zum Kapitän befördert. 1812
kam D. als Obcrquarticrmeister zum Gcneralstab
des Wittgensteinschen Korps und zeichnete sich bei
Poloct 18. und 19. Okt. 1812 rühmlichst aus. Zum
Generalmajor befördert, war er gezwungen, sich
gegen die Preußen unter Jork zu wenden; er bewog
! letztern, da er von den" Franzosen nahezu abge-
^ schnitten war, zum Abfall von Napoleon (Kon-
vention von Tauroggen, 30. Dez. 1812). Mit Pork
hielt D. 12. März 1813 als rusf. Generalquar-
tiermeister seinen Einzug in Berlin. Nach der
Schlacht dei Lützen 2. Mai 1813 wurde er zu
Barclay de Tollys Armeekorps nach Schlesien ver-
setzt und nahm teil an den Schlachten bei Dresden,
Kulm und bei Leipzig, worauf ihn der Kaiser zum
Generallieutenant erhob. Bei Napoleons Rückkehr
von Elba März 1815 wurde er vom Kongreß zu
Nicn als Chef des Generalstabes zur Ersten Armee
gesandt, die unter Barclay de Tolly in Mohilew
stand. 1820 zum Chef des Großen kaiserl. General-
stabes ernannt, begleitete er als Generaladjutant
Alexander I. fast auf allen Reifen. Nach Unter-
drückung der Militärrevolution der Dekabristen
(s. d.) von 1825 wnrde D. in den Grafenstand er-
hoben. Im Türkischen Feldzuge von 1828 beteiligte
D. sich unter Fürst Menschikow II. und Admiral
Greigh II. 7. Okt. bei der Erstürmung der Festung
Varna, übernahm den Oberbefehl über das 2. Armee-
korps an Stelle Wittgensteins, schlug 11. Juni 1829
den Grohwesir Reschid Pascha in den Engpässen von
Külefee, eroberte 30. Juni die Festung Silistria
und bahnte sich den Übergang über den Balkan.
Siegreich gegenAbd nl-RahmanPascha vordringend,
eroberte D. 23. Juli das befestigte Lager bei Mi-
sivria und nahm 30. Juli nach hartnäckiger Gegen-
wehr M'tos. Für diese Siege am Balkan erhielt er
II.Aug. den Beinamen "Sabalkanskij" ("übersteiger
des Balkans"). Er erschien mit seinen siegreichen
Truppen 19. Aug. vor Adrianopcl, das sich ihm
20. Äug. mit bedeutenden Vorräten, 560 Kanonen,
25 Fahnen und 5 Roßschweifen ergab. ' 14. Sept.
1829 schloß er den Frieden zu Adrianopel. D. er-
hielt 4. Ott. 1829 den Generalfeldmarfchallsrang.
Nach Ausbruch der Polnischen Revolution wurde
ihm der Oberbefehl über das rusf. Heer von neuem
anvertraut. Am 5. Febr. 1831 rückte er mit 150000
Mann in Polen cm, siegte 25. Febr. bei Grockow,
doch wagte er den Angriff auf Warfchau nicht. Bald
nach der siegreichen Schlacht bei Ostrolcnka (26. Mai)
verlegte er sein Hauptquartier nach Kleczewo bei
Pultüsk, wo er an der Cholera 10. Juni 1831 starb. -
Vgl.Velmont (Pseudonym für Schümberg), GrafD.
(Dresd. 1830); Stürmer, Der Tod des Grafen D.
(Berl. 1832); Vantyfch-Kamenfkij, Biographien der
russ.Feldmarfchälle (russisch, Bd. 4, Petersb. 1841).
Diebsiltfeln, Inselgruppe im Großen Ocean,
s. Ladronen.
Diebftahl. Nach dem Deutschen Strafgefetz-
buche wird wegen D. bestraft: Wer eins fremde,
bewegliche Sache einem andern in der Absicht weg-
nimmt, diefelbe sich rechtswidrig zuzueignen (§.242).