Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Diricksens; Dirigént; Dirimieren; Diritta; Diritto; Dirk; Dirke; Dirksen; Dirschau

344

Diricksens - Dirschau

Dedekind (4. Aufl., Braunschw. 1894), seine «Vorlesungen über die im umgekehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung wirkenden Kräfte» von Grube (Lpz. 1876; 2. Aufl., ebd. 1887) herausgegeben. Auf Veranlassung der Berliner Akademie hat Kronecker die Werke D.s gesammelt (2 Bde., Berl. 1890).

Diricksens, Jodokus Josef, vläm. Schriftsteller, s. Zetternam.

Dirigént (lat.), der Musiker, der in Oper oder Konzert den Vortrag der ausführenden Personen (Orchester, Chor, Solisten) leitet. Ein D. ist bei jedem Ensemble nötig: bei einem Duo, Trio, Quartett und andern Formen der Kammermusik bestimmt einer der Mitwirkenden in der Probe an fraglichen und entscheidenden Stellen über Auffassung und Behandlung. Doch ist bei kleinen Ensembles eine Direktion während der Aufführung unnötig. Dagegen war sie von jeher unentbehrlich, wo größere Mengen sich an dem Vortrag eines Musikstücks beteiligten; solange Vokal- und Instrumentalkapellen existieren, haben sie D. gehabt, die bei Aufführungen ihren Willen durch bestimmte Zeichen (mit Papierrollen, Violinbogen, neuerdings mit besondern Stäben: Taktstöcken) erkennbar machten. Je größer Chöre und Orchester, je komplizierter die Partituren wurden, um so mehr wuchs die Bedeutung des D. Dieser ist der eigentliche Vortragende; von seiner Begabung und Bildung hängt der geistige Wert einer Aufführung vollständig ab, in seiner Hand bildet die größte Masse ein Instrument, auf dem er spielt. Die erste Bedingung für das Dirigieren ist die Fähigkeit, eine Partitur lesen und lesend im Geiste hören zu können. Weiter macht sich erforderlich Vertrautheit mit der Technik von Instrumenten und Singstimmen und feines scharfes Gehör. Hierzu kommt noch Gewandtheit in der beim Dirigieren üblichen Zeichengebung. Die Regeln dieser Zeichensprache finden sich in vielen Musiklehren; gut und knapp giebt sie Berlioz im Anfang seiner Instrumentationslehre. Alle genannten Forderungen lassen sich durch Fleiß und Übung erlernen. Ihre Erfüllung macht aber nicht viel mehr als einen «Taktschläger» aus, zum wirklichen D. gehört noch eine überlegene musikalische Bildung, umfassendes Wissen, Kenntnis aller Stilarten, Elasticität und Objektivität der Auffassung und als bestes eine in der Persönlichkeit liegende Macht über die Gemüter der Ausführenden. – Vgl. Pembaur, Über das Dirigieren (Lpz. 1892).

Dirimieren (lat.), trennen, scheiden, entscheiden; Diremtion, Trennung, Entscheidung.

Diritta (ital.) oder alla diritta, in der Musik: stufenweise von einem Ton zum andern.

Diritto, Il («Das Recht»), italienische, in Rom erscheinende, unabhängig-liberale Tageszeitung mit einer litterar. Wochenbeilage. Auflage: 8000; Verleger: Giuseppe Civelli; Redacteur: Cav. G. Ballesio. Das Blatt, 1854 zu Turin gegründet, zählte u. a. Depretis und Crispi zu seinen Mitarbeitern.

Dirk (engl., spr. dörk), langes einschneidiges Dolchmesser der Schotten, hat aufwärts gebogene Daumenbügel, während die Parierstangen nach vorwärts gebogen sind, um damit eine Angriffswaffe fassen zu können.

Dirk, im Schiffswesen das Tau, das, von einer Mastspitze schräg nach hinten abwärts gehend, den Baum der Gaffelsegel (s. Gaffel) horizontal hält.

Dirke, in der griech. Sage die böse Gemahlin des Lykos, Königs in Theben, welche die Antiope (s. d.) peinigt und dafür von deren Söhnen Zethos und Amphion an die Hörner eines Stieres gebunden wird; dieser schleift sie durch das Gebirge, bis sie Dionysos in eine Quelle verwandelt. Bei Theben gab es eine Quelle und einen Fluß Namens D.; dort wurde auch das Grab der D. gezeigt und an demselben sühnende Totenopfer begangen. D.s Bestrafung ist in der berühmten Kolossalgruppe zu Neapel, dem sog. Farnesischen Stier (s. d.), dargestellt.

Dirk Hartog, Insel an der Westküste Australiens, im NNW. vom Kap Steep Point, die südlichste und größte der drei vor der Scharks-Bai liegenden Inseln, ist 70 km lang, 15 km breit, steil und bildet ein 60‒200 m hohes Plateau mit guten Weiden. Wasser ist reichlich vorhanden. Die Insel ist trotz der umgebenden Korallenbänke leicht zugänglich.

Dirksen, Heinr. Eduard, Rechtsgelehrter, geb. 13. Sept. 1790 zu Königsberg, studierte in Heidelberg und Berlin und wurde 1817 ord. Professor des röm. Rechts in seiner Geburtsstadt. 1829 siedelte er nach Berlin über, wo er als Honorarprofessor lehrte; 1841 wurde er Mitglied der Berliner Akademie. Er starb 10. Febr. 1868. D. hat sich um die Bearbeitung der röm. Rechtsgeschichte und Rechtsquellen hervorragende Verdienste erworben. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «Civilistische Abhandlungen» (2 Bde., Berl. 1820), «Manuale latinitatis fontium juris civilis Rom.» (ebd. 1837‒39), «Versuche zur Kritik und Auslegung der Quellen des röm. Rechts» (Lpz. 1823), «Übersicht der bisherigen Versuche zur Kritik und Herstellung des Textes der Zwölftafelfragmente» (ebd. 1824), «Beiträge zur Kunde des röm. Rechts» (ebd. 1825). D.s «Hinterlassene Schriften» wurden herausgegeben von F. D. Sanio (2 Bde., ebd. 1871). – Vgl. Sanio, Zur Erinnerung an H. E. D. (Lpz. 1870).

Dirschau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Danzig, hat 465,92 qkm, (1890) 36451 (17769 männl., 18682 weibl.) E., 1 Stadt, 31 Landgemeinden und 48 Gutsbezirke. – 2) D., Kreisstadt im Kreis D., 31 km im SO. von Danzig, am linken Ufer der Weichsel in fruchtbarer Gegend, an den Linien Berlin-Königsberg-Eydtkuhnen, D.-Danzig (35,5 km) und Bromberg-D. (127,3 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, Amtsgerichts (Landgericht Danzig), Steueramtes und einer Eisenbahnbauinspektion, hat (1890) 11897 (5826 männl., 6071 weibl.) E., darunter 5719 Katholiken, 5704 Evangelische, 102 andere Christen und 372 Israeliten, Postamt erster Klasse, Bahnpostamt mit Zweigstelle, Telegraph; eine gotische kath. Kirche, evang. Kirche, je eine Luther- und Baptistenkapelle, Synagoge, Realprogymnasium, höhere Mädchenschule; Stadtlazarett, St. Georgshospital, städtische Sparkasse, Darlehnsverein. Die Industrie erstreckt sich auf Eisen- und Metallgießerei, Fabrikation von landwirtschaftlichen und andern Maschinen, Klempnerwaren und Zucker (Dirschauer Zuckerfabrik, Ceres-Zuckerfabrik). Jährlich finden vier Viehmärkte statt, außerdem Holz- und Getreidehandel. In D. hat die 2. Sektion der Müllerei-Berufsgenossenschaft ihren Sitz. D. hat seit 1888 einen Winterhafen. 1889 gingen hier 1161 Weichselkähne zu Berg und 1032 zu Thal. D. ist der Geburtsort des Weltumseglers Joh. Reinh. Forster und des Astronomen Wolf.

^[Abb. Wappen von Dirschau]