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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Distelfalter - Distichon
(^ränuL) (^'rsium, l^HrUna. Ono^oiäon, 3i^I)um,
I^c^inopZ, sämtlich zu der Familie der Kompositen
gebörig. (S. die einzelnen Artikel.)
Distelfalter (VanesZa caräui I).), ein hänsiger
Tagschmetterling von 5)5 bis 65 mm Spanndreite,
heller rotbrauner Grundfarbe mit schwarzen, an
der Spitze der Vorderflügel anch weißen Fleckchen.
Unterseite äußerst mannigfach gezeichnet, wenn
auch einfach in der Färbung. Der Schmetterling
ist dadnrch merkwürdig, daß er fast ans der ganzen
Erde, bis auf die Inseln der Südsee und Neusee-
land, vorkommt, und daß er weiter sich gelegentlich
in großen Scharen zusammenfindet und "rätselhaste
Wanderungen in ganz bestimmten Richtungen unter-
nimmt. Seine grauschwarze, gelb gezeichnete Dorn-
ranpe lebt auf Vreunefseln und Disteln in zusam-
mengezogenen Blättern.
Distelfink, s. Stieglitz.
Disteli, Martin, Karikaturenzeichner, geb.
1. Mai 1802 zu Ölten im Kanton Solothurn, stu-
dierte in Freiburg und Jena. Zwei große Karika-
tnren, die er auf die Wände des Karzers in Jena
malte, erregten solches Aufsehen, daß der Karzer
auf Befehl des Großhcrzogs, um diefe Zeichnungen
zu erhalten, geschlossen ward. Er besuchte dann
einige Zeit die Münchener Akademie und lebte
hierauf zu Ölten. Seine Darstellungen zu Froh-
lichs "Fabeln^, von naivem Humor belebt, sind
meisterhaft. Sodann wandte er sich dcr polit. Kari-
katur zn, vornehmlich in dem von ihn: seit 1839
in Eolothurn herausgegebenen "Schweiz. Vilder-
lalender". 1814 lieferte D. 1l! radierte Blätter zu
den Abenteuern des Freiherrn von Münchhansen.
Er starb 18. März 1844 zu Eolothurn. - Vgl. Zehn-
dcr, Martin D. (Basel 1883).
Distelmeyer, Lampert, kurbrandenb. Kanzler,
geb. 22. Febr. 5522 in Leipzig, studierte daselbst
Theologie, Humanoria und rom. Recht und kam
1545 in die Kanzlei des Herzogs Moritz, aus der
er 1547 in den Dienst der Lausitzcr Stände und
1550, mittlerweile in Leipzig zum Docwr Mrig
promoviert, an den Hof Joachims 11. von Branden-
burg gezogen wurde, wo er, feit 1558 als Kanzler,
die Politik des Kurstaates leitete. Schon in dem
Kevege gegen Karl V. 1552, dann bei dem Neligions-
friedcn von Augsburg 1555 wirkte er bedeutend
mit im Sinne der prot. Politik, zu deren Sicherung
er die alte Erbcinung mit Sachseil und Hessen er-
neuerte. 1569 verschaffte er dem Kurfürsten die
Mitbclehnung auf das Herzogtum Preußen, woran
sich 1573 die Aussicht auf die Erwerbung von
Cleve-Iülich knüpfte: ein diplomat. Erfolg, den ihm
Joachim II. mit der Erteilung des Ritterschlages
vergalt. D. kann auch in seiner innern Politik, die
ausstrasfe Ausbildung der Territorialinacht abzielte,
als einer dcr Gründer des hohcnzoll. Staates gelten.
Er starb 12. Okt. 1588. - Vgl. Heidemann, Ein Tage-
buch des brandenb. Kanzlers L. D. (Berl. 1885).
Diftelorden oder Andreasorden, schott. Or-
den, nach der Sage 787 durch Achajus und Hungus,
Könige der Pieten und Scoten, zur Erinnerung an
einen <^ieg gestiftet, den sie dem heil. Andreas zu
verdanken glaubten. Wiederhergestellt wurde er
1540 durch den schott. König Jakob V. und, nach-
dem er längere Zeit in Vergessenheit geraten war,
nochmals 29. Mai 1087 von Jakob II. von Groß-
britannien. Mit der Vertreibung Jakobs verfiel er
abermals, wurde 31. Dez. 1703 von der Königin
Anna wiederhergestellt und 17. Febr. 1715 dnrch
Georg I. bestätigt. Dieser veränderte die Statuten,
behielt aber die ursprüngliche ZwölfZahl der Ritter
bei, die immer schottische oder mit Schottland in
Verbindung stehende Peers sind, und ordnete die
jährliche Feier des Ordensfestes am 30. Nov. an.
Weitere Änderungen der Statuten erfolgten 1717,
1827 und 1833. Die Ritter tragen an dunkelgrünem,
über die linke Schulter geschlungenem Bande das
Bild des heil. Andreas hinter einem Mävtvrerlreuze,
das er festhält, innerbalb ovaler goldener Umfassung
mit der Ordens-Devise "I^emc" m6 im^uno Iac!683it"
("Niemand fordert micb ungestraft heraus"), sodann
auf der Brust einen silbernen Stern, auf dem ein
rundes goldenes Schild mit einer blühenden Distel
in grünem Felde liegt, umgeben von der Ordens-
devife. Bei Feierlichkeiten tragen die Ritter eine
eigene Ordenstracht. Als Beamte des Ordens fun-
gieren ein Dekan, ein Sekretär, ein Wappenkönig
nnd ein Grünstab (uzliöi- of tll6 31-0011 roä).
Distclzeisig, s. Stieglitz.
Distendieren (lat.), auseinandcrspannen, deh-
nen; Distension, Ausdehnung, Umfang.
Disthen(vongrch.8tIi6N03,"K^aft'>,doppelkräftig
durch Hauy benannt, weil auf den Spaltungsflächen
das Ritzen in verschiedener Richtung abweichende
Kraft erfordert und angeblich manche Krystalle beim
'Reiben anf Flächen von gleicher Glätte positiv, an-
dere negativ eleltrisch würden), ein tritlincs Mine-
ral, in meist langgestreckten, brcitsaulenförmigen
Krystallen, die vorwiegend durch diePinakoide (106"
15^) und durch Prismen gebildet werden, und nack
mehrfachen Gesetzen vcrzwillingt sind. Die Härte ist
nach verschiedenen Richtungen auffallend abweichend,
anf den breiten Seitenflächen der Säulen dcr Länge
nach 5 (mit dem Messer noch gut ritzbar), dcr Quere
nach 7 (so hart wie Quarz); spec. Gewicht 3,5 bis 3,7.
Das Mineral ist an sich farblos, aber häusig gefärbt,
insbesondere bläulichweiß, bcrlincrblan und himmel-
blau (alsdann Cyanit genannt), auch grünlich, röt-
lich. Chemisch ist der D. das Zweidrittcl-Aluminium-
silikat, /V^Li^Z, mit 36,9 Proz. Kieselsäure und 63,i
Thonerde, a"o ebenso zusammengesetzt wie der rhom-
bische Andalusit. Säuren sind gänzlich ohne Wir-
lnng. Das Hauptvorkommen ist:m Glimmcrschiefer
und Quarz: die schönen blauen Krystalle in den
bellen schiefern am Monte-Campione im obern
Tcssinthal, diebreiten blanen, oft krnmmschaligen
Strahlen im Quarz des Pfitschthals bei Sterzing
in Tirol; ferner am Greincr im Zillcrthal, bei Pet-
schau in Böhmen, Pontivy im franz. Depart. Mor-
bihan;. auch in Granulitcn und Eklogiten; intensiv
dunkle und doch klare, abgerollte Krystalle finden
sich in den Goldscifen des südl. Urals. In Werm-
land bildet der Cyanit selbständige Lager von meh-
rcrn Klaftern Mächtigkeit. Die schmalen Strahlen
des D., bald weiß, bald durch Kohlenstoff gran nnd
fchwarz gefärbt, und büfchelförmig gehäuft, nannte
Werner Rhäticit.
Distichiasis (grch.), ein fehlerhafter Stand der
Augenwimpern, die in mehrern Reihen hinterein-
ander angeordnet, zum Teil einwärts gegen den
Angapfel gerichtet sind und ihn fortwährend reizen.
Distichon (grch.), eine zweizeilige Strophe, vor-
zugsweise ein aus Hexameter und Pentameter be-
stehendes Zeilenpaar; z. V. Schillers D. auf das D.:
Im Hexameter steigt des Sprwgauoll? llüssia.e Säul?.
Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.
Die Griechen und ihre Nachahmer, die Römer,
wandten das D. namentlich an für die Elegie, und