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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Exponént; Exponentiālfunktion

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Exponent - Exponentialfunktion

b. Salpetersaurer Baryt; hierher gehört das belg. Barytpulver und das Saxifragin.

c. Salpetersaures Ammoniak beim grobkörnigen Pulver c/86.

2) E. mit chlorsaurem Kalium als Sauerstoffträger, wie das muriatische Schießpulver von Berthollet (s. Berthollets Schießpulver), ferner das Pulver von Kellow und Short, Hafenegger, Pudrolith von Oller; zu den chlorsaures Kalium enthaltenden E. geboren ferner die weißen Pulver (s. Augendres Schießpulver, Schultzes Pulver, Uchatiuspulver) sowie das von Krafft, Callou, Spence, Ehrhardt, Hahn, Horsley.

Ersatzmittel des chlorsauren Kaliums ist überchlorsaures Kalium: Nissers Pulver und Ammonit. Letzteres ist ein neuerer Sprengstoff, ein Gemisch von Ammoniumnitrat und Mononitronaphthalin, also dem Bellit (s. d.) sehr ähnlich, mit welchem es auch fast alle Eigenschaften teilt. In Belgien wird es von Favier fabriziert, daher auch Faviers Sprengmittel genannt.

3) E. mit Surrogaten für die Kohle. Die Kohle ist in den E. durch die verschiedensten Stoffe ersetzt worden, so durch extrahierte Gerberlohe, Sägemehl, Kleie, Stärke, Zucker, Blutlaugensalz, Seignettesalz, weinsaures Kalium, humussaures Ammonium, Katechu, Gerbsäure u. a. Manche der vorhergenannten E. enthalten solche Surrogate.

4) E. mit Surrogaten für den Schwefel: Haloxylin (s. d.), Collodin (s. d.), Vigorit von Bjorkmann, Xanthatpulver.

5) E. mit organischen Nitroverbindungen.

a. E. mit Nitroglycerin. Zu diesen zur größten Wichtigkeit gelangten Sprengstoffen gehören außer dem Nitroglycerin (s. d.) die sämtlichen Dynamite (s. d.) und die meisten rauchschwachen Pulversorten (s. Schießpulver, rauchschwaches).

b. E. mit Nitrocellulose, Schießbaumwolle (s. d.), nitrifiziertes Holz von Schultze, Dualin (s. d.), Abels oder Brugères Pulver, rauchschwaches Schießwollpulver (Cotton gunpowder).

c. Die Sprengelschen Explosivstoffe, 1870 von Dr. Sprengel erfunden, bestehen aus zwei an und für sich nicht explosiblen Komponenten, welche erst kurz vor ihrem Gebrauch zusammengebracht werden und dann eine Mischung von großer Explosionswirkung abgeben. Der eine dieser Komponenten ist meist Salpetersäure, seltener ein anderer unorganischer Sauerstofflieferer, während der andere ein organischer, meist ein Nitrat der aromatischen Reihe wie Nitrobenzol, Binitrobenzol, Trinitrophenol, Nitronaphthalin, jedoch auch Schwefelkohlenstoff, oder endlich Pikrinsäure sein kann. (S. Panklastit, Hellhoffit, Emmensit, Rackarock, Romit.)

d. E. mit Nitrorohrzucker, Nitrostärke, Nitromannit u. a. Diese Verbindungen sind namentlich benutzt, um durch ihre eigene Explosion die anderer E. einzuleiten, indem man sie zur Füllung von Zündhütchen u. dgl. verwandt hat. Hierher gehört auch Uchatiuspulver (s. d.).

e. E. mit Pikrinsäure; dieselben führen auch die Bezeichnung Pikratpulver (s. d.).

f. E. mit salpetersaurem oder chromsaurem Diazobenzol (Knallanilin).

6) Metallische E.: Knallgold, Knallquecksilber und Knallsilber, welche auch den Namen Knallpräparate (s. d.) führen.

Der Wert der E. ist ein sehr hoher, einmal zur Erzeugung der treibenden Kraft in Feuerwaffen für militär., Jagd- und sonstige Zwecke, sodann als Sprengstoffe zu militär. Zwecken, im Bergwesen, im Straßen- und Eisenbahnbau, endlich als Zündmittel für Feuerwaffen und Sprengladungen. Über die Gesetzgebung gegen den gemeingefährlichen Gebrauch von E. s. Sprengstoffgesetz.

Litteratur. Rutzky und von Grahl, Das Schießpulver und seine Mängel (Wien 1863); E. Schultze, Das neue chem. Schießpulver (Berl. 1865); Neumeyer, Schieß- und Sprengpulver (Lpz. 1866); Steerk, Guide pratique de la fabrication des poudres et salpêtres (Par. 1866); Rutzky, Theorie der Schießpräparate und die innere Ballistik (Wien 1870); Upmann und von Meyer, Das Schießpulver, die Explosivkörper und die Feuerwerkerei (im «Handbuch der chem. Technologie», Braunschw. 1874); Isidor Trauzl, Die E. der Gegenwart (Wien 1877); Kerl und Stohmann (Muspratt), Encyklopäd. Handbuch der technischen Chemie (3. Aufl., 7 Bde., Braunschw. 1874‒80), Artikel Glycerin und Schießpulver; Berthelot, Sur la force des matières explosives (3. Aufl., 2 Bde., Par. 1883); P. F. Chalon, Traité théorique et pratique des explosifs modernes (ebd. 1889); A. Ledieu und E. Cadiat, La nouveau matériel naval (2 Bde., ebd. 1889‒90); Cundill, A dictionary of explosives (Lond. 1889); Eißler, Handbook of modern explosives (ebd. 1890). Vgl. auch: von Löbell, «Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen» (Jahrg. 1874‒82, Berl. 1875‒83).

Exponént (lat.), in der Mathematik die erhöht geschriebene Zahl einer Potenz (s. d.). Bei einem geometr. Verhältnisse nennt man häufig den Quotienten beider Glieder desselben (meist des zweiten durch das erste) den E.; demnach hat das Verhältnis 3:12 den E. 4. Ebenso ist der E. einer geometr. Progression oder Reihe der Quotient eines Gliedes durch das vorhergehende, z. B. bei der Progression 1, 3, 9, 27, 81 ist 3 der E. Eine Exponentialgröße ist eine Potenz, deren E. eine veränderliche Größe ist, z. B. a<sup>X</sup>). Eine Gleichung, worin Exponentialgrößen vorkommen, heißt eine Exponentialgleichung, eine krumme Linie, die eine solche Gleichung hat, eine Exponentialkurve, z. B. die logarithmische Spirale.

Exponentiālfunktion, eine Potenz, die als Funktion ihres Exponenten aufgefaßt werden kann (y = a<sup>X</sup>). Der Differentialquotient jeder E. ist ein Vielfaches der E. selbst. Sucht man die Funktion, die ihrem Differentialquotienten unmittelbar gleich ist (die einfachste transcendente Funktion), so wird man zu einer E. mit bestimmter Basis geführt, die sich vermöge jener Grundeigenschaft in eine für jeden beliebigen Wert der Urvariabeln konvergierende unendliche Reihe entwickeln läßt:

e^{x} = 1 + x + …

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Setzt man hier x = 1, so erhält man die Basis e, deren Zahlenwert e = 2,7182818…. ist. Die Umkehrung (inverse Funktion) der E. ist der Logarithmus (x = <sup>a</sup>)log y); nimmt man e zur Basis des Logarithmensystems, so gelangt man zu den natürlichen Logarithmen. Eine E. mit imaginären Exponenten führt durch Zerfällung in ihren reellen und ihren imaginären Teil zur Kosinus- und zur Sinusfunktion: e<sup>xi</sup> = cos x + i sin x (Moivresche Formel). Es lassen sich so die Reihen für cos x und sin x aus der oben angegebenen Reihe ableiten.