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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Föderāltheologie; Föderation

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Föderaltheologie – Föderation

ten, setzten Maßregeln zur Begründung des nationalen Kredits, zur Anerkennung der schwebenden Staatsschulden und zur Schaffung einer Nationalbank durch. In dem Kampf, der sich 1792 zwischen Frankreich und England vorbereitete und 1793 ausbrach, nahmen die konservativen Männer der Neuengland- und Mittelstaaten zusammen mit den aristokratischen Pflanzern von Südcarolina für England Partei, während die liberalen Elemente, die ihren Hauptrückhalt in den doktrinären Führern des Südens hatten, auf seiten Frankreichs standen. (S. Demokratische Partei.) Aus den kaufmännischen Klassen und den Konservativen gemeinsam entstand eine bestimmte Partei, die sich Föderalisten nannten. Die Bemühungen des franz. Gesandten, 1793 gegen die Regierung an das Volk zu appellieren, die Gefahr eines Krieges mit England und die sog. Whiskeyrebellion von 1794 befestigten die Stellung der Föderalistenpartei, der sich auch Washington anschloß. Bei der Präsidentenwahl 1796 errang John Adams nur mit Mühe den Sieg über Jefferson. 1798 verschaffte Talleyrands Insulte gegen die amerik. Gesandten den Föderalisten die größte Popularität, die sie jemals genossen, so daß sie die Fremden- und Aufruhrgesetze durchbringen konnten. Ein heftiger Zwist, der zwischen John Adams, dem offiziellen Führer der Partei, und Hamilton ausbrach, führte 1800 zu einer Verbindung der südl. Republikaner mit Neuyork, der sich Südcarolina anschloß, infolge deren die Föderalisten eine Niederlage erlitten, von der sie sich niemals wieder erholt haben. Jefferson wußte so geschickt zu operieren, daß er einen Teil der Föderalistenpartei zu sich herüberzog, und daß sogar John Quincy Adams, der Sohn seines Gegners John Adams, eine diplomat. Sendung von ihm annahm. 1804 setzten die Föderalisten nur noch 14 Elektoralstimmen durch, sogar Massachusetts stimmte republikanisch; 1808, während des Embargos, erreichten sie kaum ein Drittel der Stimmen; 1812 stellten sie gemeinsam mit den unzufriedenen Republikanern De Witt Clinton als Präsidentschaftskandidaten auf. Im Kongreß bildeten sie 1801‒17 eine kleine, aber energische Minorität, die zu schwach war, ihre Ansichten zur Geltung zu bringen, dagegen stets bereit, mit den principienlosen Republikanern gemeinsame Sache zu machen. Gegen den Krieg mit England machte sich in den Neuenglandstaaten eine sehr starke Opposition geltend, und 1814 trat die sog. Hartford-Convention zusammen, die einen Protest dagegen vorbereitete, der jedoch erst überreicht werden konnte, als der Friede bereits geschlossen war. Das Resultat war der Zusammenbruch der Föderalistenpartei. 1816 stimmten nur noch drei Staaten für den föderalistischen Präsidentschaftskandidaten. Die Partei hielt zwar ihre Organisation noch in einigen Staaten aufrecht, erlosch aber allmählich und war um 1822 ohne praktische Bedeutung. Die Verdienste der Föderalisten sind sehr groß. Sie organisierten und befestigten zuerst die Regierung in den Vereinigten Staaten, verfolgten eine gesunde Finanzpolitik und hielten Ordnung im Innern und Frieden nach außen aufrecht. Aber sie unterschätzten ihre Feinde und achteten die Grundsätze einer volkstümlichen Regierung gering. Einmal in die Minderheit geraten, zeigten sie Mangel an Patriotismus und konnten niemals ihre frühere Stellung wiedergewinnen. – Vgl. H. Adams, Documents relating to New England Federation (Bost. 1877); ders., History of the United States (Bd. 1‒2, Neuyork 1889); von Holst, Verfassung und Demokratie der Vereinigten Staaten, Tl. 1 (Düsseld. 1873); J. B. McMaster, History of the people of the United States (5 Bde., Neuyork 1883 fg.).

In Frankreich wurde in der Revolution von 1789 den Girondisten (s. d.), um sie beim Pariser Volke verhaßt zu machen, von den Gegnern die Bezeichnung Föderalisten und die Absicht beigelegt, die Hauptstadt durch die Provinzen zu tyrannisieren oder wohl gar die Einheit und Integrität des Gesamtstaates aufzuheben und an seine Stelle das lose Band einer bloßen Föderation der einzelnen Provinzen zu setzen. Auch in der neuern Zeit sind in Frankreich vereinzelte Versuche einer Milderung der Centralisation in föderalistischem Sinne hervorgetreten. (S. Centralisation.)

In den deutschen Bundesstaaten war früher der Name Föderalisten und F. als Parteiname nicht üblich. Die unterscheidende Parteibezeichnung für die Anhänger einer strengern und einer losern Form der Föderation (s. d.) war vielmehr in den polit. Kämpfen von 1848: Bundesstaat (s. d.) oder Staatenbund. Auch heute spielen bis jetzt weder Name noch Sache im Deutschen Reiche eine irgend erhebliche Rolle, da verfassungsrechtliche Streitfragen aus dem polit. Leben des Reichs bis jetzt mit Sorgfalt ferngehalten wurden.

Dagegen besteht in Österreich eine föderalistische Partei, welche die Selbständigkeit und polit. Sonderung der einzelnen Kronländer gegen die Idee des centralisierten Gesamtstaates vertritt und dermalen den beherrschenden Faktor der österr. Politik in Cisleithanien bildet, während im Königreich Ungarn die gerade entgegengesetzten Tendenzen in der Regierung maßgebend sind.

Föderāltheologie, Bundestheologie (lat. Theologia foederalis), eine der Dogmatik der reform. Kirche eigentümliche Auffassung der verschiedenen Stufen der erlösenden Gnadenreligion als aufeinander folgender Bünde zwischen Gott und den Menschen. Zunächst unterscheidet man den Bund der Werke (foedus naturae seu operum), d. i. das Verhältnis des Menschen zu Gott abgesehen von der erlösenden Offenbarung und Gnade, verwirklicht vor dem Sündenfall, und den Bund der Gnade (foedus gratiae), d. i. das auf Offenbarung beruhende Verhältnis des Menschen zu Gott seit dem Sündenfall. Letzteres durchläuft drei Stadien der Entwicklung: vor dem Gesetz, unter dem Gesetz und nach dem Gesetz oder unter dem Evangelium, als foedus gratiae ante legem, sub lege, post legem sive sub evangelio. Die F. ist schon von Calvin angedeutet, von Hyperius ausgeführt und von Coccejus (s. d.) in einseitiger Strenge angewandt.

Föderation (lat., «Bündnis»), im weitern Sinne jede Art von Verbindung zweier oder mehrerer Staaten, wobei die Verbündeten ihre Souveränität behalten. Unter den Begriff der F. gehört also auch die zu einem vorübergehenden polit. Zweck, insbesondere zur gemeinsamen Führung eines Krieges abgeschlossene Allianz. Namentlich in der frühern Zeit pflegte man die Ausdrücke Föderierte und Alliierte als ganz gleichbedeutend und zwar im Sinne von Kriegsverbündeten zu bezeichnen. Aber auch Vertragsverhältnisse zu friedlichen Zwecken werden als F. bezeichnet. Im engern Sinne bezeichnet F. oder häufiger noch Konföderation einen Staatenbund im Gegensatze zur bundesstaatlichen Einigung