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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Fröbel; Froben

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Fröbel (Jul.) - Froben

leben" (Blankenb. 1844), für die Unterweisung kleiner Kinder bestimmt, hat vielen Beifall gefunden, wogegen seine "Mutter- und Koselieder" (4. Aufl., Berl. 1862 - 74) neben guten Bemerkungen viele leere Reimereien enthalten. F.s "Gesammelte pädagogische Schriften" hat Lange (2 Bde. in 3 Abteil., Berl. 1862 - 74), "Pädagogische Schriften" hat Seidel (3 Bde., Wien 1883), seine "Kindergartenbriefe" Pösche (ebd. 1887) herausgegeben. - Vgl. Bühlmann, Friedrich F. und der Kindergarten (Frauenfeld 1871); Hanschmann, Friedrich F., die Entwicklung seiner Erziehungsidee in seinem Leben (2. Aufl., Eisenach 1875); Goldammer, Friedrich F. (Berl. 1880); Reinecke, F.s Leben und Lehre (1. Bd., ebd. 1885); von Marenholtz-Bülow, Theoretisches und praktisches Handbuch der Fröbelschen Erziehungslehre (2 Tle., Cass. 1886); Bowen, F. and education by self-activity (Lond. 1892); Pappenheim, Friedrich F. (Berl. 1893).

Fröbel, Jul., Publizist und Politiker, ein Neffe des vorigen, geb. 16. Juli 1805 zu Griesheim bei Stadt-Ilm, studierte in München, Jena und Berlin und ging 1833 nach Zürich als Lehrer an der Industrieschule und Professor der Mineralogie an der Hochschule. Hier veröffentlichte er die "Grundzüge eines Systems der Krystallologie" (Zür. 1843; 2.Aufl., Lpz. 1847). Gegen 1844 gab F. seine Professur auf, um sich dem Betriebe des einige Jahre vorher von ihm gegen die deutsche Censur begründeten Litterarischen Comptoir zu Zürich und Winterthur zu widmen, siedelte aber 1846 nach Deutschland über und lebte bis zur Februarrevolution in Dresden. In den Fürstentümern Reuß für die Nationalversammlung gewählt, schloß er sich dem demokratischen Klub des Donnersbergs an und ging als Abgeordneter desselben mit Robert Blum im Okt. 1848 nach Wien, wo er nach der Occupation der Stadt verhaftet und, vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurteilt, jedoch vom Fürsten Windischgrätz begnadigt und aus Österreich ausgewiesen wurde. Nach seiner Rückkehr nach Frankfurt veröffentlichte er "Briefe über die Wiener Oktoberrevolution" (Frankf. 1849). 1849 floh er nach Nordamerika, wo er sich anfangs in Neuyork industriellen Unternehmungen widmete. Von 1850 bis 1857 bereiste er Nord-und Mittelamerika, verheiratete sich 1856 mit der Gräfin Karoline von Armansperg, der Tochter des bayr. Ministers und griech. Erzkanzlers, kehrte 1857 nach Europa zurück und wandte sich 1862 nach Wien. Hier entwickelte F. im Vertrauen der österr. Regierung eine lebendige polit.-litterar. Thätigkeit, die auf die Förderung der großdeutschen Politik berechnet war. 1866 verließ er Wien und gründete 1867 zu München die "Süddeutsche Presse", die er bis 1873 in gemäßigt liberaler Tendenz leitete. In letzterm Jahre wurde F. zum Konsul des Deutschen Reichs in Smyrna ernannt; in gleicher Eigenschaft fungierte er 1876 - 89 in Algier. Er starb 6. Nov. 1893 in Zürich. Er veröffentlichte ferner "System der socialen Politik" (2 Bde., Mannh. 1847), "Theorie der Politik" (2 Bde., Wien 1861 - 64), "Die Gesichtspunkte und Aufgaben der Politik" (Lpz. 1878), "Aus Amerika. Erfahrungen, Reisen und Studien" (2 Bde., ebd. 1857 - 58; englisch von F. selbst, Lond. 1859), "Kleine polit. Schriften" (2 Bde., Stuttg. 1866), "Die Wirtschaft des Menschengeschlechts auf dem Standpunkte der Einheit idealer und realer Interessen" (3 Bde., Lpz. 1870 - 76), "Die realistische Weltansicht und die utilitarische Civilisation" (ebd. ^[Spaltenwechsel] 1881), "Ein Lebenslauf" (Selbstbiographie, 2 Bde., Stuttg. 1890 - 91).

Fröbel, Karl, Pädagog und Litterat, Bruder des vorigen, geb. 29. Okt. 1807 in Griesheim bei Stadt-Ilm, studierte 1827 - 28 in Jena Naturwissenschaften, erhielt darauf eine Anstellung an einer Knaben-Erziehungsanstalt in Stanmore bei London, ging jedoch bald zur Vollendung seiner Studien nach Zürich, wo er zugleich Lehrer an der Kantonsschule wurde; 1845 gründete er eine eigene Privatschule. Später errichtete er zu Hamburg eine Hochschule für erwachsene Mädchen, die er 1851 aufgeben mußte. Er begab sich 1852 nach Schottland und wurde Lehrer der neuern Sprachen an der Akademie zu Inverneß, später Lehrer und Erzieher in Edinburgh, wo auch seine Frau eine Mädchenschule einrichtete. Von 1882 ab brachte er mehrere Jahre in Deutschland zu; seit 1886 lebt er wieder in Edinburgh, wo die Schule seiner 1886 verstorbenen Frau von seinen Töchtern fortgesetzt wird. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Zeitgemäße Betrachtungen für das gebildete Europa" (anonym, Zür. 1840) und "Definitions and axioms of a future science of existence" (Lond. 1881).

Froben, Emanuel, Stallmeister Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten, fiel durch eine schwed. Stückkugel in der Schlacht bei Fehrbellin 18. (28.) Juni 1675. Es geht die Sage, daß F., als er bemerkte, daß die schwed. Artillerie ihr Feuer gerade auf den Schimmel richtete, welchen der Kurfürst ritt, diesen veranlaßt habe, mit ihm das Pferd zu tauschen, worauf er selbst den Schimmel bestiegen habe und bald darauf getötet worden sei. Diese auch in Gedichten verherrlichte Sage ist jedoch historisch unbegründet; der Kurfürst hat am Schlachttage keinen Schimmel geritten, doch fand F. allerdings unmittelbar neben ihm den Tod. - Vgl. Brecht, E. F. und seine Familie (in der Zeitschrift "Der Bär", Berl. 1875).

Froben, Johs., gelehrter Buchdrucker, geb. um 1460 zu Hammelsburg (in Franken), ging nach Basel, wo er humanistischen Studien oblag und später dem Buchdrucker Joh. Amerbach als Korrektor zur Seite stand. Er wurde dann Bürger von Basel und begann 1491 seine selbständige Wirksamkeit durch den Druck einer handlichen lat. Bibel in Oktavformat. 1500 heiratete F. die Tochter des Buchhändlers Wolfgang Lachner; seitdem arbeiteten beide gemeinsam. Praktisches Geschick, Geschmack und Gelehrsamkeit vereinigten sich bei ihm in seltener Weise. Gute und korrekte Ausgaben der Klassiker und Kirchenväter zu liefern war er vor allem bedacht. Seine persönlichen Beziehungen zu den Humanisten, besonders seine lange Freundschaft mit Erasmus, dessen Schriften alle in seinem Verlage erschienen, waren ihm dabei sehr förderlich. Als wissenschaftliche Mitarbeiter (Korrektoren) unterstützten ihn auch Wolfg. Musculus, Joh. Ökolampadius und Sigismund Gelenius. Die von ihnen besorgten Ausgaben gelten zum Teil auch wegen der dafür benutzten Handschriften noch jetzt als sehr beachtenswert. Das Neue Testament in griech. Sprache (2 Tle., 1516) und die Werke des Hieronymus (9 Tle., 1516) schafften seinem Verlage besondern Ruhm; ersteres diente Luther als Grundlage für seine Übersetzung. Die Bedeutung Hans Holbeins erkannte F. früh und beschäftigte ihn viel für die Ausschmückung seiner Drucke. Auch ahmte er zuerst die von Aldus Manutius dem Ältern ein-^[folgende Seite]