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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Galvanographie; Galvanokaustik; Galvanokauter; Galvanolyse; Galvanometer

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Galvanographie – Galvanometer

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Galvanoglyphie'

schem Wege erzeugten Kopie tief genug unter der eigentlichen Zeichnung liegen, um sich beim Druck nicht zu schmieren.

Galvanogrăphie, das von Franz von Kobell in München 1842 erfundene Verfahren, auf Platten mit einer etwas körperlichen und erhaben stehenden Farbe zu malen und dann die Platte galvanoplastisch zu kopieren, wodurch die Platte die Zeichnung vertieft enthält, also weiter abgedruckt werden kann. Die große Schwierigkeit im Gebrauch von Pinsel und Farbe ließ zwei Münchener Künstler, Schönniger und Freimann, zur chem. Kreide greifen, wobei sie eine Kupferplatte gleichmäßig roulettierten; die galvanoplastische Kopie der nur für Kreidezeichnungen benutzbaren Platte zeigte die Punkte erhaben. Je tiefer man in den Schatten geht, eine um so größere Kreideschicht lagert sich auf der rauhen Platte ab und eine um so stärkere Vertiefung erhält die galvanoplastische Kopie, die wie ein Kupferstich beim Druck zu behandeln ist. Die einige Zeit beliebte Methode wurde durch die photomechan. Druckmethode (s. Photogalvanographie) verdrängt. Jetzt versteht man unter G. meist die Anfertigung galvanoplastischer Kopien von Kupferstichplatten. – Vgl. Hartleben, Die Galvanoplastik (3. Aufl., Wien 1887).

Galvanokaustik, in der Chirurgie die Anwendung der durch den galvanischen Strom erzeugten Glühhitze zu Heilzwecken. Dieselbe beruht darauf, daß ein dünner Platindraht, den man in eine hinreichend starke galvanische Kette einschaltet, im Moment des Schließens der Kette in Glühhitze gerät und so lange glühend bleibt, als die Kette geschlossen ist. Auf die Benutzung dieser Hitzequelle für chirurg. Zwecke wurde durch Steinheil zuerst Heider in Wien (1843) aufmerksam gemacht, und wenige Jahre später wandte Crusell in Petersburg einen glühenden Platindraht wiederholt zur Abtragung größerer Geschwülste an. Man kann hierzu nur einen Platindraht benutzen, weil alle übrigen Metalle bei dem erzeugten hohen Hitzegrade schmelzen. Ihre Einführung in die Praxis verdankt die G. aber erst Middeldorpf in Breslau (1853), der sie durch Erfindung zweckmäßiger Instrumente als eine allgemein verwendbare Operationsmethode in den Heilapparat eingeführt hat. Unter den letztern finden der Galvanokauter oder das galvanokaustische Messer, ein glatt gehämmerter, messerförmiger Platindraht zur Spaltung von Fistelgängen und Durchtrennung von Weichteilen, der Porzellanbrenner, ein von dem Platindraht spiralförmig umwundener Porzellankolben, der nach Art eines gewöhnlichen Glüheisens benutzt wird, und die galvanokaustische Schneideschlinge, ein dünner Platindraht, der in Form einer Schlinge um den zu durchtrennenden Körper herumgeführt und nach dem Schließen der Kette zusammengezogen wird, die ausgedehnteste Anwendung. Die Vorzüge der G. bestehen vor allem darin, daß man die höchsten überhaupt noch als Heilmittel anwendbaren Wärmegrade auf eine genau bestimmte und begrenzte Gewebsstelle von geringem Umfange einwirken lassen kann, ohne die benachbarten Teile zu verletzen, daß man vermittelst der galvanokaustischen Schneideschlinge im stande ist, an sonst sehr schwer zugänglichen Stellen, wie in der Tiefe der Nasen-, Mund- und Rachenhöhle, im Kehlkopf, im Mastdarm u.s.w. zu operieren, und daß endlich die eintretende Blutung in der Regel außerordentlich gering ist. In neuester Zeit sind die zur G. erforderlichen physik. ↔ Apparate außerordentlich vervollkommnet worden, sodaß die G. nicht mehr, wie vordem, nur in den größern Hospitälern, sondern vielfach auch von den praktischen Ärzten mit großem Vorteil angewandt und gehandhabt wird. Gegenwärtig wird statt der G. vielfach der Thermokauter (s. d. und Glüheisen) angewandt. – Vgl. Middeldorpf, Die G. (Bresl. 1854); Bruns, Galvanochirurgie (Tüb. 1870); ders., Die galvanokaustischen Apparate und Instrumente, ihre Handhabung und Anwendung (ebd. 1878); Amussat, Mémoires sur la galvanocaustique thermique (Par. 1876); Hedinger, Die G. seit Middeldorpf (Stuttg. 1878).

In der Technik nennt man G. ein vereinfachtes Verfahren, radierte Kupferplatten durch den galvanischen Strom vertieft zu ätzen, also eine vertiefte (galvanische) Gravierung zu erzeugen, statt nach der gewöhnlichen Radiermanier durch direktes Aufgießen von verdünnter Salpetersäure zu ätzen. Die erste und hauptsächlichste Arbeit fällt dem Kupferstecher zu; er überzieht die polierte Platte mit einem von der Radiermanier abweichenden Deckgrunde, der aus 1 Teil Wachs, 1 Teil pulverisiertem Mastix und 2 Teilen Asphalt zusammengeschmolzen ist. Diesen trägt er mit einem Bällchen in einer dünnen, gleichmäßigen Schicht auf die Oberfläche auf, während er die Rückseite und den vorher durch die Platte gezogenen Leitungsdraht mit Schellackfirnis oder Wachs überzieht. In den Deckgrund radiert er die aufgepauste Zeichnung bis auf den Kupfergrund ein, sodaß sie auf dem blanken Kupfergrunde bloßgelegt ist. Nun beginnt die Arbeit des Galvanoplastikers. Entgegengesetzt dem Galvanotypieren (der Erzeugung von Hochdruckplatten) wird die Platte, statt mit dem negativen, mit dem positiven Pole (der Anode) verbunden, sodaß die erregende Flüssigkeit sie angreift. Der elektrische Strom kann jedoch nur auf die bloßgelegten Stellen, die Radierung, wirken, nicht auf die vom Deckgrund bedeckten. Um eine möglichst gleichmäßige Ätzung zu erhalten, bringt man der positiven Kupferplatte parallel gegenüber eine ein wenig größere negative Polplatte an. Das Ätzen im galvanischen Bade unterscheidet sich von dem der Kupferstecher dadurch, daß das Metall nur der Tiefe nach angegriffen wird, während bei dem Ätzen mit verdünnter Salpetersäure diese auch nach der Seite hin frißt, wodurch die Schärfe der Zeichnung leicht beeinträchtigt wird. Bei dunklern, nur seicht zu ätzenden Schattenpartien nimmt man nach kurzem Ätzen die Kupferplatte aus dem Bade, spült sie mit reinem Wasser gut ab und trocknet sie durch Aufdrücken von dünnem, nicht leicht faserndem Fließpapier. Hierauf überzieht man jene Stellen, welche nur eine erste schwache Ätzung erfahren sollen, mit Deckgrund und bringt die Platte wieder an ihren Platz im Bade. Um eine Radierung zur gewünschten Vollendung zu bringen, sind drei, vier und in manchen Fällen noch mehr aufeinander folgende Ätzungen erforderlich. Da zur G. eine genaue Bekanntschaft mit der Kupferstecherkunst gehört, so läßt sie sich nur unter Mitwirkung eines Kupferstechers mit Erfolg anwenden.

Galvanokauter, s. Galvanokaustik.

Galvanolyse, soviel wie Elektrolyse (s. d.).

Galvanomēter oder Rheometer heißen die Instrumente znr Messung der Stärke eines Galvanischen Stroms (s. d.). Dieselben beruhen auf der Ablenkung, die eine Magnetnadel durch einen Strom erfährt. (S. Elektromagnetismus.) Steigert

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 512.