Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 1)
ses Verhältnis auf die Dauer unhaltbar. Es wurde daher 1836 von der reform. Bevölkerung eine neue Verfassung angenommen, der sich nach heftigem
Widerstände endlich auch die Katholiken fügten. Durch diese Verfassung, die 1842, 1851, 1866, 1873 und 1880 teilweise, 1887 vollständig revidiert
wurde, wurde zwar jeder Konfession die Besorgung ihrer konfessionellen Angelegenheiten unter Aufsicht des Staates überlassen, die polit. Trennung
der Konfessionen jedoch aufgehoben. Zugleich entwickelte G. ein musterhaftes Schulwesen. Im Sonderbundskriege stand G. auf eidgenössischer Seite.
Bei den Abstimmungen über die Revision der eidgenössischen Verfassung 1872 und 1874 stimmte es beidemal mit starker Majorität für die Revision.
Vgl. Heer, Der Kanton G. (St. Gallen 1846); Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons G. (Glarus 1865-93); G. Heer, Schulgesetz des Kantons
G. (ebd. 1882); ders., Bibliographie des Kantons G. in der «Bibliographie der Schweiz. Landeskunde» (Bern 1893 fg.).
2) Flecken und Hauptort des Kantons G., in 481 m Höhe, in lieblichem
Thalkessel, am Ausgange des Klönthals, am nordöstl. Fuß des Vorder-Glärnisch
(2331 m), am westl. Fuß des Schild (2286 m) und am südöstl. Fuß des Wiggis (2284 m) sowie an den Linien Linththal-Zürich der Schweiz.
Nordostbahn und G.-Weesen (8 km) der Vereinigten Schweizerbahnen, auf dem linken Ufer der Linth, über welche, einschließlich der Eisenbahnbrücke,
drei eiserne Brücken führen, hat mit dem dazugehörigen Dorfe Niedern (1888) 6045 E., darunter 1720 Katholiken und 11 Israeliten, Post, Telegraph,
Fernsprecheinrichtung, Gas- und elektrische Beleuchtung, Wasserleitung; seit dem Brande (10.–11. Mai 1861), der den Ort zum großen Teil zerstörte,
breite, schöne Straßen und zahlreiche Neubauten, unter denen zu erwähnen sind die dreitürmige roman. Kirche für beide Konfessionen, das
Regierungs- und das Postgebäude, die höhere Stadtschule, das Kantonsspital, das Waisenhaus und das Zeughaus. Im Gerichtshaus befinden sich das
Kantonsarchiv, die Landesbibliothek, ein Naturalienkabinett mit Sammlung schöner Versteinerungen, besonders aus den Schieferbrüchen des
Plattenberg; im Kunstkabinett eine Sammlung von Gemälden, vor dem Glarnerhof der Volksgarten mit Denkmal. Die
Industrie erstreckt sich auf Kattundruckerei, Weberei, Bleicherei, Cigarrenfabrikation, Buchdruckerei und
Bierbrauerei. Als natürlicher Mittelpunkt des industriellen Kantons hat G. einen sehr lebhaften Handelsverkehr, der durch drei Bankinstitute und
eine Börse befördert wird. Die Umgebung ist ungemein großartig durch die umgebenden Berge. Die ungeheuern
Wände des Glärnisch, Schild und Wiggis steigen grau und kahl aus dem frischen Grün des Thalgrundes und der Vorberge auf. Den südl. Hintergrund
bilden der vergletscherte Hausstock (3156 m), die Freiberge mit dem Kärpf (2797 m) und der Ruchi (3106 m).
Glas, ein durch Schmelzung entstandenes amorphes Gemenge von Verbindungen der Kieselsäure mit Metalloxyden, das bei
Weißglut dünnflüssig wird, beim Erkalten wieder allmählich erhärtet und dann durchsichtig, durchscheinend oder undurchsichtig sein kann, jedoch
immer, sowohl an der Oberfläche als auf Bruchflächen, einen eigentümlichen Glanz (Glasglanz) besitzt. Der Übergang von dem flüssigen zum festen
Zustande erfolgt allmählich; das flüssige G. wird mit abnehmender Temperatur ↔ immer dickflüssiger, zähe und plastisch, läßt
sich zu Faden ziehen und biegen, nimmt immer mehr an Festigkeit zu, bis es schließlich erstarrt. Diese Eigenschaft des G. ermöglicht es, dasselbe
in der verschiedenartigsten Weise in heißem Zustande zu verarbeiten (Glasbläserei); sie bedingt auch, gepaart mit der Eigenschaft der
Durchsichtigkeit reinerer Glassorten, die Sonderstellung, welche dem G. und seinen Produkten in der Industrie zukommt.
I. Chemische Zusammensetzung. Diese kann sich zwischen sehr weiten Grenzen
bewegen, ohne daß das geschmolzene Material seine wesentliche Eigenschaft, die Formbarkeit in der Hitze, verliert. Trotz der Möglichkeit,
Silikate und selbst Borate aller Art wie G. verarbeiten zu können, schwankt die Zusammensetzung von gutem, weißem Hohl-, Spiegel- und Tafelglas
nur zwischen engen Grenzen, auf deren Umfang zwei Anforderungen bestimmend wirken: Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische Einflüsse
einerseits, vollkommene Farblosigkeit oder Beherrschung der Farbe andererseits. Es hat sich ergeben, daß gutes wetterbeständiges G. neben
Kieselsäure als Hauptbestandteil mindestens zwei Metalloxyde und zwar das Oxyd eines Alkalimetalls und das eines Erdalkalimetalls enthalten
müsse. Das letztere kann aber auch durch Bleioxyd, Zinkoxyd, Wismutoxyd, unter Umständen auch durch Thonerde ersetzt werden. Die chem.
Zusammensetzung von wetterbeständigem G. kann annähernd durch die Formel
R2O[I], RO[II], 6SiO2 ausgedrückt werden, worin
R2O[I] das Oxyd eines einwertigen, RO[II] das
eines zweiwertigen Metalls bedeuten. G. dieser Zusammensetzung heißt Normalglas. Die Menge der Kieselsäure
kann ohne Beeinträchtigung der Eigenschaften nur dann von 6 auf 5 oder 4,7 Moleküle für 2 Moleküle Base
herabgehen, wenn gleichzeitig das Verhältnis von Kalk zu Natron sich so ändert, das 6 Moleküle Natron auf 10 Moleküle Kalk kommen. Je mehr
Kieselsäure G. enthält, um so schwerer schmelzbar, aber auch um so widerstandsfähiger wird es. Das Gleiche läßt sich vom Kalk sagen. Ersetzt man
den Kalk durch eine äquivalente Menge Bleioxyd, so wird das G. viel leichter schmelzbar
(Flintglas, s. d.), behält aber seine Widerstandsfähigkeit gegen Flüssigkeiten. Würde man
aber nur Kali (oder Natron) mit Kieselsäure zusammenschmelzen, so erhielte man ein Produkt, das zwar immer noch glasig erscheint, aber in Wasser
vollständig löslich ist (Wasserglas, s. d.). Durch Zusatz von Borsäure oder eines
Überschusses von Alkalien (meist bei Anwesenheit von Thonerde) können Kalk-Alkali-Gläser ebenso leicht schmelzbar gemacht werden, wie Bleigläser.
Ein Beispiel hierfür sind die Thüringer Glasröhren, die vor der Lampe verarbeitet werden und kein Blei, wohl
aber einen Überschuß von Alkali enthalten; Venetianer G. enthält ebenfalls viel Alkali neben Kalk, häufig
auch Bleioxyd. Die Menge der Kieselsäure kann unbeschadet der Widerstandsfähigkeit gegen die Metalloxyde bedeutend zurücktreten, wenn sich
gleichzeitig bedeutende Mengen Thonerde und Eisenoxyd in Lösung befinden. Solche Verhältnisse treten ein bei Verwendung von Felsarten zur
Erschmelzung von gemeinem Flaschenglas. – Ein geringer Gehalt an Thonerde findet sich in den meisten
Glasarten und gelangt in dieselben durch Einwirkung des schmelzenden G. auf die Schmelzgefäße. Schlechtes, alkalireiches G.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 38.