Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Griechische Liebe; Griechische Litteratur

357

Griechische Liebe - Griechische Litteratur

seiner Kunst gewinnen, als man sie von irgend einem der andern griech. Maler hat. (Vgl. Robert, Die Nekyia des Polygnot, Halle 1892.) Er stellte die Figuren reihenweise übereinander und verstand es, durch geschickte Anordnung und indem er die einzelnen Gruppen in strenge Entsprechung zueinander setzte, die Masse des Stoffes zusammenzuhalten. Sein Versuch, das Landschaftliche im Bilde mit darzustellen, kann wohl nur auf eine zeichnerische Andeutung beschränkt gewesen sein, wie denn überhaupt eine eigentlich malerische Wirkung von ihm ebensowenig erreicht sein wird, wie etwa von Giotto, den man passend mit Polygnot verglichen hat. In der stilistischen Darstellungsweise scheint er bei einer noch altertümlichen Formenbehandlung denselben herben und strengen Naturalismus vertreten zu haben, der gleichzeitig in der Plastik vorherrschte. Aber alles Einzelne trat zurück gegen den Gesamteindruck seiner Kompositionen, der so erhaben war, daß ihren Anblick vor allem Aristoteles der heranwachsenden Jugend gewünscht hat. Polygnot war hauptsächlich in Athen thätig. Hier hatte er in Mikon und Panänus Genossen, die gemeinsam die Schlacht von Marathon malten. Aus der Perikleischen Zeit werden Pauson, der sich in einer rücksichtslosen Wiedergabe des Wirklichen, selbst des Häßlichen gefiel, und Agatharchos genannt.

Dem 5. Jahrh. v. Chr. gehört auch noch Apollodorus an, den Plinius als den ersten bedeutenden Maler ausführt. Sein Verdienst scheint in der Begründung einer eigentlich malerischen Kunstrichtung im Gegensatz zu der namentlich durch Polygnot vertretenen mehr zeichnerischen bestanden zu haben. An die Stelle des Wandgemäldes tritt nun das Tafelbild, bei dem alles auf die Feinheit der Einzelausführung ankommt. An ihn schließen sich die großen Meister des 4. Jahrh. v. Chr. an, Zeuxis von Heraklea, Parrhasius von Ephesus, Timanthes, Pamphilus, Pausias, Nikias, Euphranor, über deren Kunst aus den erhaltenen Nachrichten wenig zu entnehmen ist. Nur von Timanthes läßt sich eine bestimmte Vorstellung aus einem pompejanischen Wandbilde gewinnen, welches die Opferung der Iphigenia darstellt und wahrscheinlich dem berühmten Iphigenienbilde des Timanthes nachgebildet ist. Luft und Landschaft sind in sehr hellen Tönen gemalt, sodaß sich die Figuren scharf abheben. Bei diesen fällt die flächenhafte Behandlung auf. Die Schatten sind mit dunkelbrauner, die Lichter mit weißlichgelber Farbe aufgesetzt und die Einzelheiten, wie Gewandfalten, Haar, Augen u. dgl. mit spitzem Pinsel in Strichmanier ausgeführt, ohne daß die einzelnen Farbentöne ineinander vertrieben wären. Eine ähnliche Technik zeigen polychrome Vasen des 4. Jahrh. v. Chr.; sie scheint also wirklich dieser Zeit eigentümlich gewesen zu sein. Ein weiteres Hilfsmittel, um von der Malerei eine Vorstellung zu gewinnen, bieten die erhaltenen Marmorskulpturen, vor allem der sog. Alexandersarkophag von Sidon in seinem leuchtenden, wohlerhaltenen Farbenschmuck, und die bemalten Terrakotten. Von Zeuxis wird berichtet, daß er auch in Thon gebildet habe, und von manchen der gefundenen anmutigen Tanagrafiguren (s. Tanagra) möchte man geradezu annehmen, daß sie aus der Hand eines solchen Meisters hervorgegangen sind. Es treten im 4. Jahrh. v. Chr. zwei Malerschulen hervor, die eine ist die sikyonische, an deren Spitze Eupompos stand und zu der die erwähnten Maler Pamphilus und Pausias gehörten, die andere die thebanisch-attische, die in Nikomachus, Aristides, Euphranor und Nikias ihre bedeutendsten Vertreter hat. Die Bestrebungen waren im wesentlichen auf Verfeinerung der Zeichnung und des Kolorits gerichtet. Aber so Großes auch hierin, namentlich von Parrhasius, geleistet wurde, so trat doch alles gegen die Kunst des Apelles (s. d.) zurück. Er malte eine Allegorie der Verleumdung, eine jagende Artemis, dann Aphrodite, aus dem Meer aufsteigend, an welch letzterm Bilde man bewunderte, wie das allmähliche Verschwinden des Unterkörpers im Wasser dargestellt war. Einer Erzählung zufolge wollte Alexander d. Gr. nur von ihm gemalt sein, wie er nur von Lysippus plastisch dargestellt sein wollte. Unter den übrigen Malern aus dem Ende des 4. Jahrh. traten Aetion (s. d.) und Timomachus hervor. Jener malte die Hochzeit Alexanders d. Gr. und der Roxane, aus deren Beschreibung Sodoma den Stoff zu seinem Gemälde in der Farnesina schöpfte; von dem Bilde des Timomachus: Medea auf den Tod ihrer Kinder sinnend, sind Nachbildungen in Herculanum und Pompeji erhalten.

Wie für die Plastik, so bietet auch für die Malerei der hellenistischen Zeit die litterar. Überlieferung des Altertums nur ein dürftiges Material; Ersatz gewähren die in Rom, Herculanum, Pompeji und Stabiä gefundenen Wandmalereien sowie die neuerdings in Ägypten, in den Gräbern von Fajum, gefundenen Mumienporträte (s. Alexandrinische Kunst und die daselbst beigefügte Tafel).

Griechische Liebe, euphemistische Bezeichnung für Päderastie (s. d.).

Griechische Litteratur. I. Periode. Die Geschichte der vorhomerischen Litteratur liegt für uns in tiefem Dunkel; die Gestalten eines Orpheus, Musäus, Eumolpus, Thamyris u. a., welche das Altertum als Vorläufer Homers bezeichnete, sind durchaus mystisch und die unter ihrem Namen laufenden teilweise noch erhaltenen Gedichte Fälschungen. Sicher ist nur, daß schon sehr früh, lange vor Homer, von griech. Stämmen die Poesie, namentlich im Dienste der Religion (Hymnen, Päane) und bei den mit ihr verbundenen ernsten und heitern Anlässen - Todtenklage, Hochzeitslied - gepflegt wurde. Auch die daneben bestehende erzählende Poesie - Sagenpoesie - giebt durch ihre Helden, die ja Götter und Göttersöhne sind, ihren religiösen Ursprung zu erkennen. Aber auch Ansätze zu einem frühen weltlichen Volkslied und einer volkstümlichen Spruchweisheit sind schon bei Homer erkennbar, wie auch die Orakel bereits vor Homer in metrischer Form erklungen sein mögen. Aus solchen Anfängen entwickelte sich dann nach den Stürmen der Wanderzeit, zunächst bei den Griechen in Kleinasien, die große nationale, an den Namen Homers geknüpfte Heldendichtung (s. Epos), die durch fortgesetzte Geiste verschiedener Stämme vermehrt, durch wandernde "Sänger" (Aöden, wie Phemios und Temodokos in der Odyssee) verbreitet und von Nachdichtern nach einheitlichem Princip gestaltet, endlich ihren Abschluß fanden.

Dieser Heldendichtung gegenüber steht, wenn auch nicht ganz gleichzeitig, die formell gleiche, nach Inhalt und Heimat verschiedene Gattung der (besonders in Böotien geübten) religiös-lehrhaften Poesie, als deren hauptsächlicher Vertreter Hesiod erscheint. Beim Vortrag dieser Gedichte ist, im Gegensatz zu den Homerischen, die musikalische Zuthat auf ein Minimum beschränkt gewesen.