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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guise (Henri I., dritter Hcrzog von) - Guiteau
Hebung des Vertrags von Vaucelles (f. Heinrich II.)
und einen Zug zur Unterstützung des Papstes
Paul IV. gegen die Spanier nach Italien, den er
selbst 1557 mit Unglück leitete. Nach Frankreich
zurückberufen, zum königl. Generalstatthalter er-
boben, nahm er 1558 das wichtige Calais, dann
Diedenhofen ein; zuletzt wurde er dem Könige un-
bequem, brachte aber 1559-60 unter seinem Neffen
Franz II. die gesamte Regierung Frankreichs in
seine und seines Bruders Hände. Heftig bekämpft,
hielt sich der hochstrebende und gewaltthätige Mann
durch straffstes bewaffnetes kath. Parteiregiment.
Unter Karl IX. verdrängten ihn Katharina von
Medici und Coligny aus der Macht; er entfesselte,
mit Montmorency und St. Andrs 1561 das "Trium-
virat" bildend, auf Philipp II. von Spanien ge-
stützt, durch das Blutbad von Vassy (1. März 1562)
den von ihm gewollten Bürgerkrieg. Er nahm
Ronen, gewann die Schlacht bei Dreux und war
im Begriff, Orleans zu erobern, als er 18. Febr.
1563 von einem Fanatiker der prot. Partei, Poltrot,
die Wunden erhielt, denen er am 24. erlag. Die
"N6inojr68 ä6 6-.", von 1547 bis 1563, in der von
Michaud und Poujoulat herausgegebenen "^oi-
loction ä68 ni6in0ir63 poui' 86i'vir 3. I'distoirs 60
I^-Hnck" (Bd. 6,1839), sind eine brauchbare Samm-
lung von Akten. - Vgl. Bouillö, Ili^oire 668 äuc8
ä6 (^., Bd. 1 u. 2 (Par. 1849); Brisset, ^1^018
äe (I. (2 Bde., ebd. 1840); Valincourt, Vie äe 5>mi-
<^>i8 äu" äß tt. (ebd. 1881); Cauvin, Vi6 äo ^i-an-
<.'oi8 äß I^0i'i'ain6 (Tours 1878).
Guise (spr. güihs'), Henri I., dritter Herzog von,
ältester Sohn des vorigen, ebenfalls mit dem Bei-
namen le I^afi-6, die bedeutendste Persönlichkeit
der kath. Partei in den spätern Hugenottenkricgen,
geb. 31. Dez. 1550, zeichnete sich schon 1566 gegen
die Türken in Ungarn aus, nahm dann an den in-
nern Kriegen (s. Hugenotten) seit 1567 teil, wurde
1570 durch die Vorherrschaft der prot. Partei zurück-
gedrängt, konnte aber 1572 handelnd an der Bar-
tholomäusnacht (s. d. und Coligny) teilnehmen.
Er selbst führte die Mörder gegen den von ihm
für den Mörder feines Vaters gehaltenen Coligny
und stand in den neuen Kriegen an der Spitze der
kath. Heere. 1575 siegte er bei Chäteau-Thierry
und wurde durch einen Schuß im Gesicht verwun-
det, woher er den Beinamen "lo Zalatre" erhielt.
1584 vereinigten sich unter ihm die franz. Katholiken
und Spanien gegen die Thronfolge Heinrichs von
Navarra in der Liga (s. d.). Als ehrgeiziges, nach
der höchsten Gewalt strebendes Parteihaupt schlug
er die Hugenotten, brachte den König Heinrich III.
durch den Varrikadenaufftand der Parifer (Mai
l588) ganz in feine Gewalt und zwang denfelben,
ihn zum Generallieutenant des Königreichs zu er-
nennen, Heinrich von Navarra aber vom Thron
auszufchließen. In Vlois auf den Reichsstünden
trieb er den widerstrebenden König immer ärger in
die Enge und schien allmächtig zu werden, als ihn
23. Dez. 1588 die Rache Heinrichs III. traf. Er
wurde von einer Schar von Mördern überfallen
und nach heftigem Kampfe niedergestoßen. - Vgl.
Mnauld, Henri äs I^oiiaine, änc ä6 O. (Par. 1879).
Guise (spr. güihf'), Henri II., fünfter Herzog von,
Enkel des vorigen, geb. 1614, ward zur kirchlichen
Laufbahn bestimmt und schon früh Erzbischof von
Reims. Dann durch den Tod feines Vaters und
seines ältern Bruders Oberhaupt der Familie ge-
worden, verließ er den geistlichen Stand, geriet mit
Richelieu in Zwist und schloß sich an den Aufstand
des Grafen von Soiffons (s. d.) an. Der Nttter-
gang des Rebellen ward auch G. verhängnisvoll:
er entkam nach Brüssel und durfte erst 1644 heim-
kehren, worauf er die Feldzüge gegen die Habsburg.
Mächte mitmachte. 1646 reiste er nach Rom. Hier
erregte der Aufstand in Neapel (f. Masanielloj in
ihm den Wunfch, die alten Rechte des Hauses Anjou,
von dem er abstammte, geltend zu machen. Er stellte
sich Ende 1647 an die Spitze der Aufrührer; aber
innerer Zwist zersetzte die Bewegung, und G. selbst
wurde bald von den Spaniern gefangen genommen
und erst im Aug. 1652 wieder freigelassen. In Frank-
reich ergriffen ihn die Wechselfällc der Fronde (s. d.).
Noch einmal wagte er Herbst 1654 das neapolit.
Abenteuer. Glücklich erreichte er Castellamare; allein
die Spanier waren seiner Macht so überlegen, daß
er sich wieder einschiffen mußte. Er lebte fortan als
Großkammerherr am Hofe Ludwigs XIV. und starb
1664 zu Paris ohne Nachkommen. Seine "Ne-
inoii'63" (2 Bde., Par. 1668) wurden von seinem
Sekretär Saint-Uon, der vielleicht ihr Verfasser ist,
herausgegeben. - Vgl. Loiseleur, I^'expeäitioii äli
äuc äs^. 3. NHi)i63 (Par. 1875); L. von Rankes
Werke, Bd. 12 (4. Aufl., Lpz. 1876).
Guitarre (spr. gi>; vom griech.-lat. citiiara; ital.
cliitari-N; span. Fuitarra.; frz. Siiitai'o, früher ^ui-
tern6), ein Saiteninstrument, dessen Saiten durch
Reißen oder Schnellen mit den Fingern zum Klingen
gebracht werden. Der der Größe nach zwischen
Viola und Violoncello die Mitte haltende Schall-
körper hat flachen Boden und flache Decke, in der
Mitte ein rundes Schallloch. Die Zargen (s. d.)
sind im Verhältnis zur Größe von Decke und Boden
höher als bei den Geigenarten. Der Hals ist breit,
das Griffbrett (s. d.) mit Bünden oder schmalen
Querleisten von Metall oder Elfenbein verfehen.
Am obern Ende des Halses befindet sich, statt des
Wirbelkastens der Geige (s. d.), ein rückwärts ge-
neigtes Brettchen, in dem die Wirbel stecken. Der
breite und starke, aber sehr niedrige Steg, in dem
die Saiten eingehängt sind, ist nicht beweglich,
sondern fest auf den Resonanzboden aufgeleimt.
Von den sechs Saiten des Instruments sind die
vier höhern gewöhnlich Darmfaitcn, die beiden
tiefern aus (^chlußfeide verfertigt und mit Draht
übersponnen. Gestimmt sind sie in N, ^, ä, ß, k, e.
Früher hatte man auch fünf Saiten, in ^, d, F, k, 6.
Mittels einer die klingenden Teile aller Saiten zu-
gleich verkürzenden Klammer, Capotasto genannt,
kann die Stimmung erhöht werden. Die G. ist zur
harmonischen Begleitung eines einstimmigen Ge-
sanges mehr geeignet als zu Solovorträgen, für die
ihr Ton zu kurz und trocken ist; dennoch hat sie Vir-
tuosen aufzuweisen, z. B. Carulli, Giuliani, Doisn,
Bartolazzi, Sor u. s. w., die auch Guitarreschulen
verfaßt haben. Die G. kam durch die Mauren nach
Spanien, welches ihre eigentliche Heimat blieb. Ura
1600 war sie auch in Deutschland bekannt, geriet
aber so vollständig in Vergessenheit, daß die Herzogin
Amalia von Weimar sie um 1788 als ein vermeint-
lich neues Instrument aus Italien mitbrachte. Eine
moderne Bearbeitung der Guitarreschule von Carulli
hat O. Schick (Lpz. 1890) herausgegeben. - Vgl.
Echrön, Die G. und ihre Geschichte (Lpz. 1879). -
Deutsche G., s. Cister.
Guiteau (spr. gitoh), Charles, der Mörder des
amerik. Präsidenten Garfield, geb. um 1840, franz.-
canad. Abkunft, war beschäftigungsloser Advokat
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