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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Habsburg

nahm den erzherzogl. Titel an, den 1453 Kaiser Friedrich Ⅲ. bestätigte. Nach seinem kinderlosen Tode (1365) übernahmen seine Brüder Albrecht Ⅲ. und Leopold Ⅲ. die Regierung, die sie anfangs gemeinschaftlich führten. 1379 einigten sie sich entgegen dem Hausgesetz ihres Vaters über eine Teilung ihrer Länder, in der Albrecht Ⅲ. das eigentliche Österreich erhielt, das seine Nachkommen bis zu ihrem Aussterben 1457 beherrschten, während Leopold Ⅲ. alle übrigen Habsburg. Länder zufielen. Die Nachkommen Albrechts Ⅲ. waren: sein Sohn Albrecht Ⅳ. (gest. 1404), dessen Sohn Albrecht Ⅴ., König von Böhmen und Ungarn, als deutscher König (seit 1438) Albrecht Ⅱ. (gest. 1439). Diesem gebar seine Gemahlin, Kaiser Sigismunds Tochter Elisabeth, den spätern König von Böhmen und Ungarn, Ladislaus Posthumus, der 1457 kinderlos starb. – Leopold Ⅲ., der jüngste Sohn Albrechts Ⅱ., hatte vier Söhne: Wilhelm (gest. 1406), Leopold Ⅳ. (gest. 1411), Ernst (gest. 1424) und Friedrich Ⅳ. mit der leeren Tasche (gest. 1439). Von diesen anfangs gemeinschaftlich regierenden Brüdern starben Wilhelm und Leopold unbeerbt. Ernst und Friedrich teilten die Länder der Leopoldinischen Linie unter sich, sodaß Ernst über Steiermark, Kärnten und Krain, Friedrich über Tirol und die Hausgüter im Elsaß, Helvetien und Schwaben regierte. Friedrichs Sohn Sigismund starb 1496 ohne Nachkommen. Ernsts Söhne waren: der deutsche Kaiser Friedrich Ⅲ. (als Erzherzog von Österreich Friedrich Ⅴ., gest. 1493) und Albrecht Ⅵ. (gest. 1463). Friedrich vereinigte nach Ladislaus Posthumus’ Tod Nieder-, nach Albrechts Ⅵ. Ableben auch Oberösterreich wieder mit seinen Ländern, und da der kinderlose Sigismund 1490 Tirol und Vorderösterreich an Friedrichs Sohn Maximilian Ⅰ. abtrat, waren alle habsburg. Besitzungen wieder in einer Hand beisammen. Maximilian Ⅰ., deutscher Kaiser seit 1493, brachte durch Heirat mit Maria von Burgund (1477) die reiche burgund. Erbschaft an sein Haus. Er starb 1519. – Sein Sohn Philipp der Schöne gewann seinem Hause durch Heirat mit Johanna der Wahnsinnigen Spanien und starb 1506. Doch trat nun eine Teilung der Familie und der Hausbesitzungen ein, indem Philipps ältester Sohn als Karl Ⅰ. Spanien und Burgund erhielt und 1519 als Karl Ⅴ. deutscher Kaiser ward, während Ferdinand Ⅰ., der zweite Sohn Philipps, die österr.-deutschen Länder bekam, denen er durch seine Heirat mit Anna (1521), der Schwester Ludwigs Ⅱ., des letzten Königs von Ungarn und Böhmen aus dem Hause der Jagellonen (gest. 1526 in der Schlacht bei Mohacs), noch diese Königreiche, nebst Mähren, Schlesien und der Lausitz hinzufügte. Die Spanische Linie setzte Karls Ⅴ. Sohn Philipp Ⅱ. (gest. 1598) fort, dessen ältester Sohn Don Carlos schon 1568 vor ihm starb, während Philipp Ⅲ. (gest. 1621) sein Nachfolger wurde. Diesem folgte sein Sohn Philipp Ⅳ. (gest. 1665), mit dessen Sohn Karl Ⅱ. 1700 die Spanische Linie ausstarb. Die Deutsche Linie der Habsburger erlosch 1740 mit Karl Ⅵ., doch wurde sie durch die Linie Habsburg-Lothringen (s. unten) fortgesetzt. – Ferdinand Ⅰ., der Bruder Kaiser Karls Ⅴ., wurde 1556 deutscher Kaiser und hatte 15 Kinder, darunter Maximilian Ⅱ., 1564 deutscher Kaiser (gest. 1576); Ferdinand, Regent von Tirol und Vorderösterreich (gest. 1595), dessen Söhne von Philippine Welser als unebenbürtig von der Nachfolge ausgeschlossen waren; Karl, Regent von Steiermark, Kärnten, Krain und Görz (gest. 1590). Maximilian Ⅱ. hatte fünf Söhne: Rudolf Ⅱ., Kaiser (gest. 1612); Ernst (gest. 1595); Mathias, Kaiser (gest. 1619); Max, Deutschmeister (gest. 1618) und Albrecht (gest. 1621), von denen keiner männliche Nachkommen hinterließ. Karls von Steiermark (gest. 1590) Söhne waren Leopold, der die jüngere habsburg.-tirol. Linie begründete, die 1665 erlosch, und Kaiser Ferdinand Ⅱ. (gest. 1637), der alle österr. Länder wieder vereinigte. Sein Sohn Ferdinand Ⅲ., Kaiser seit 1637, hatte sechs Söhne, darunter: Ferdinand Franz (gest. 1654) und Leopold Ⅰ., Kaiser seit 1658. Letztern überlebten zwei Söhne: Joseph Ⅰ., Kaiser seit 1705, und Karl Ⅵ., Kaiser seit 1711, der bei der Teilung der span. Monarchie im Frieden zu Rastatt die Niederlande, Neapel, Sicilien und Mailand erhielt und mit dem 1740 der Mannsstamm des Hauses H. ausstarb.

Karl Ⅵ. hinterließ kraft der Pragmatischen Sanktion (s. d.) seine Staaten seiner ältesten Tochter Maria Theresia (gest. 1780), in der das Haus H. durch ihre Verbindung mit dem Herzog Franz Ⅰ. Stephan (seit 1737 Großherzog von Toscana, seit 1745 deutscher Kaiser) aus dein Hause Lothringen als Habsburg-Lothringen wieder aufblühte, und die ihrem Erbe noch Galizien und die Bukowina hinzufügte. Sie gebar ihrem Gemahl 15 Kinder, von denen folgende von geschichtlicher Bedeutung sind: a. Joseph Ⅱ. (gest. 1790), Kaiser seit 1765, dessen beide Töchter früh starben; b. Maria Christine (gest. 1798), vermählt mit Albrecht von Sachsen-Teschen, Statthalter in den Niederlanden; c. Maria Amalie (gest. 1804), vermählt mit Ferdinand von Parma; d. Leopold Ⅱ., Kaiser seit 1790 (gest. 1792); e. Karoline Maria (gest. 1814), Gemahlin des Königs Ferdinand Ⅳ. von Neapel; f. Ferdinand, Herzog von Modena (gest. 1806), wurde durch seine Vermählung mit Maria Beatrice, Tochter und Erbin Hercules’ Ⅲ., des letzten Herzogs von Modena aus dem Hause Este, Begründer der Linie Österreich-Este oder Modena, die mit seinem Enkel Franz Ⅴ. 1859 ihren Thron verlor und mit diesem 1875 im Mannsstamm ausstarb; jetzt führt der Erzherzog Franz Ferdinand den Namen Österreich-Este; g. Marie Antoinette (gest. 1793), Gemahlin Ludwigs ⅩⅥ. von Frankreich; h. Maximilian, Erzbischof von Köln und Kurfürst, Bischof zu Münster, Hoch- und Deutschmeister (gest. 1801). – Kaiser Leopold Ⅱ. hinterließ eine zahlreiche Familie. Zu nennen sind: 1) Maria Theresia (gest. 1827), vermählt mit dem König Anton von Sachsen; 2) Franz Ⅱ., deutscher Kaiser 1792‒1806 (gest. 1835), der sich seit 1804 als Kaiser von Österreich Franz Ⅰ. nannte; 3) Ferdinand Ⅲ., Großherzog von Toscana (gest. 1824), dessen Sohn Leopold Ⅱ. (gest. 1870) 1859 aus seinem Lande vertrieben wurde. Er hatte sechs Kinder, darunter Ferdinand Ⅳ., Großherzog von Toscana; 4) Karl, der, als Feldherr berühmt, 1847 starb und vier Söhne, darunter den Feldmarschall Erzherzog Albrecht (s. d., geb. 1817), und zwei Töchter hinterließ; 5) Joseph, gest. 1847 als Palatin von Ungarn, der zwei Söhne und zwei Töchter hinterließ; 6) Marie Clementine (gest. 1801), vermählt mit Franz Ⅰ. von Sicilien; 7) Johann, der 1848 deutscher Reichsverweser ward und 1859 starb; 8) Rainer, bis 1848 Vicekönig von Mailand, gest. 1853 mit Hinterlassung von fünf Söhnen und einer Tochter; 9) Rudolf,