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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Haemulon; Hamster; Hamulae; Hamun; Hämus; Hämus; Hämushalbinsel; Han; Hanau; Han (Ulrich)

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Hamster – Hanau (Stadt)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Hampton-Court'

Königin Victoria dem Publikum geöffnet. Es enthält zahlreiche Herrscherporträts, die sog. Hampton-Court Beauties von G. Kellner und die Windsor Beauties von P. Lely, sowie Gemälde aus der Venetianischen Schule (Tizian), ferner von van Dyck, Claude Lorrain, Dürer, Cranach u.a. sowie neun Kartons, den Triumphzug Cäsars darstellend, von Mantegna (gemalt 1485–92). Die heutige Anlage des Schlosses stammt vom Baumeister Wren aus Wilhelms IV. Zeit. – Vgl. E. Law, Historical guide to the pictures at H. (1877); ders., H. in Tudor and Stuart times (1885–89).

Hamster (Cricetus), eine zu den Nagetieren und zwar zur Familie der Mäuse gehörende Säugetiergattung, welche den eigentlichen Mäusen zunächst verwandt, aber durch sehr große, bis auf die Seiten des Leibes verlängerte Backentaschen und kurzen Schwanz unterschieden ist. Die Nagezähne sind meißelförmig, der Backenzähne sind überall drei, sodaß die H. im ganzen 16 Zähne besitzen. Zu dieser Gattung gehört der gemeine H. (Cricetus vulgaris Desm.; s. Tafel: Nagetiere III, Fig. 3), welcher sich vom Obi und Kaukasus bis zum Rhein und zum 60.° nördl. Br., am häufigsten in Thüringen, findet und wahrscheinlich erst mit dem Getreidebau in Europa eingewandert ist; in England, der Schweiz, Dänemark und Schweden, in Oberbayern und südlich von den Alpen hat man ihn noch niemals angetroffen. Er wird, den Schwanz ungerechnet, bis 30 cm lang, ist oberseits rostbraun und unterseits schwarz, in manchen Gegenden ganz schwarz, und legt sich auf den Feldern 1 m unter der Oberfläche einen aus 3 bis 5 geräumigen Kammern bestehenden Bau an, in welchem er einen bedeutenden Wintervorrat an Getreide, auch an Erbsen, Wicken, Bohnen und Linsen sammelt und seinen Winterschlaf hält. Da nun alte H. bis zu einem Centner Getreide eintragen und das Weibchen zweimal im Jahre 4–13, ja 16 Junge wirft, so ist in manchen Gegenden der durch die H. angerichtete Schaden sehr bedeutend, und es haben deshalb die Behörden auf die Einlieferung von H. öfter Prämien ausgesetzt. So wurden 1816 in der Stadtflur von Gotha 111817 H. gefangen. Der H. ist sehr wild und zornig und setzt sich selbst gegen den Menschen heftig zur Wehr, indem er sich auf den Hinterbeinen aufrichtet, Kopf und Hals aufbläht und grimmige Bisse austeilt. Man gräbt die H. aus, tötet sie mit Gift oder fängt sie in Fallen. Die Felle der H. werden meist zu Mantelfutter verarbeitet, wozu sie sich wegen ihrer Leichtigkeit besonders gut eignen. Das Schock bezahlt man (1893) mit 5–6 M. Das Fleisch wird nur selten gegessen. Es giebt noch mehrere Arten H., die alle viel kleiner als unsere europäischen H. und in Asien und Ägypten einheimisch sind. Hierzu gehört u.a. der 9,5 cm lange hellgraue, am Bauche weiße Reishamster (Cricetus phlaeus Pallas), der in Persien gelegentlich den Reisfeldern schädlich wird.

Hamŭlae, s. Ampulla.

Haemūlon, Fischgattung aus der Familie der Großzahnbarsche (Pristipomatidae, s. d.), aus 15 Arten bestehend, welche beide Küsten des tropischen Amerika bewohnen.

Hamun, großer Salzsumpf, ein Teil der unter dem Namen Darja-i-Seistan bekannten Sumpf- und Seebildung, an der Grenze von Afghanistan, Persien und Belutschistan, zu der auch im Süden der God-i-Sirreh (Aria palus der Alten, Zareh der ↔ Araber) gehört. In ihn ergießen sich der Harud und Farrah-rud, während der Hilmend (s. d.) sich vor Erreichung des H. im Sande verliert. Die Ausdehnung schwankt je nach dem Wasserstande.

Hämus, Gebirgssystem, s. Balkan.

Hämus (mytholog.), s. Haimos.

Hämushalbinsel, s. Balkanhalbinsel.

Han, Gebäude, s. Chan.

Han, Ulrich, latinisiert Gallus, auch Barbatus genannt, zweiter, vielleicht sogar erster Buchdrucker in Rom, wurde geboren in Ingolstadt; da er sich civis Wiennensis nannte, wird er früher in Wien gelebt haben. Sein erster datierter Druck vom 31. Dez. 1467 (1466?) sind die «Meditationes» des Kardinals Torquemada (Turrecremata). Dieser Druck hat got. Typen; meist bediente er sich der Antiquaschrift, jedoch mit kräftigen got. Majuskeln. Interessant ist, daß in seinem Missale Romanum von 1476 zum erstenmale gedruckte Noten vorkommen.

Hanau. 1) Landkreis, ohne die Stadt H., im preuß. Reg.-Bez. Cassel, hat 297,84 qkm, (1890) 39457 (20035 männl., 19422 weibl.) E., 1 Stadt, 31 Landgemeinden und 11 Gutsbezirke. –


Textfigur:

2) Stadtkreis (11,40 qkm) und Kreisstadt im Landkreis H., 1 km von der hessischen und 7 km von der bayr. Grenze, liegt in sandiger, aber gut angebauter Gegend, an der Mündung der Kinzig in den Main und an den Linien Frankfurt-Aschaffenburg und H.-Eberbach (88,2 km) der Hess. Ludwigsbahn und Bebra-Frankfurt und H.-Friedberg (32,8 km) der Preuß. Staatsbahnen und ist Sitz des Landratsamtes des Landkreises, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Cassel) mit 22 Amtsgerichten (Bergen, Bieber, Birstein, Burghaun, Eiterfeld, Fulda, Gelnhausen, Großenlüder, H., Hilders, Hünfeld, Langenselbold, Meerholz, Neuhof, Orb, Salmünster, Schlüchtern, Schwarzenfels, Steinau, Wächtersbach, Weyhers, Windecken), eines Amtsgerichts, Hauptsteueramtes, Domänenrentamtes, einer Landes- und Kreis-Bauinspektion, Reichsbanknebenstelle, Handelskammer sowie je zweier Katasterämter und Steuerkassen. Von den nach 1806 abgetragenen Befestigungswerken sind nur wenige Reste erhalten. H. besteht aus der im 13. Jahrh. erbauten Altstadt und der 1597 durch eingewanderte Wallonen und Niederländer mit geraden und breiten Straßen angelegten Neustadt und hat (1890) 25029 (12277 männl., 12752 weibl.) E., darunter 4871 Katholiken und 608 Israeliten, in Garnison (564 Mann) das 2. Bataillon des 80. Füsilierregiments von Gersdorff, Postamt erster Klasse und Telegraph. Von den Gebäuden sind zu nennen: zwei unierte evang. Kirchen in der Altstadt, die alte Marienkirche, bereits 1322 erwähnt, mit der Gruft der Grafen von Hanau-Münzenberg und die 1658 gebaute Johanniskirche mit der Gruft der Grafen von Hanau-Lichtenberg, die 1600 erbaute Kirche der wallon. und der niederländ. Gemeinde in der Neustadt, die kath. Kirche, Synagoge, das seit 1891 der Stadt gehörige Schloß, früher Wohnsitz der landgräfl. Familie von Hessen-Philippsthal, die beiden Rathäuser in der Altstadt, 1484 und 1537 erbaut, jetzt nicht mehr als solche benutzt, und das in der Neustadt, 1633 vollendet, sowie das Geburtshaus der Brüder Grimm, jetzt Landratsamt, mit

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 727.