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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heil; Heiland; Heilanzeige; Heilbronn

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Heil – Heilbronn

zinischen) «Wenken en Meeningen», 1840‒45 des «Archief voor Geneeskunde», wurde 1847 Mitglied der vom Staate ernannten Kommission für den Entwurf eines Medizinalgesetzes und 1847 Präsident der Gesellschaft zur Beförderung der Heilkunde. 1853 erschien sein bestes poet. Werk: «Kinderen. En dichterlijke Krans», eine Sammlung Kinderlieder von großer Tiefe und Wärme des Gefühls. Nachdem 1861 H. «Alde Kinderliederen» herausgegeben, erschienen 1870 seine «Volksdichten» in einer Gesamtausgabe (4. Aufl., Rotterd. 1883).

Heil, eigentlich alles, was zur Verwirklichung der menschlichen Lebensbestimmung oder zur religiösen und sittlichen Vollkommenheit des Menschen gehört, bezeichnet in der Dogmatik namentlich im Gegensatz zu der Gottesferne des natürlichen und der Gottentfremdung des sündigen Menschen den wiederhergestellten Zustand normaler Gottesgemeinschaft, der die sittliche Lebensvollendung und zugleich die ewige Teilnahme am Reiche Gottes verbürgt. Das Wort H. dient zur Übersetzung des neutestamentlichen griech. Ausdrucks soterīa, d. i. Errettung (nämlich von Sünde und Tod als Strafe der Sünde), lat. salus.

Heiland, Übersetzung des griech. sōtēr (lat. salvator, d. h. Erretter oder Erlöser, eigentlich der Heilende (alte Form des Participiums), in der kirchlichen Sprache stehendes Prädikat Christi. Selten findet sich dasselbe im Neuen Testament von Gott selbst gebraucht. – In den spätern Zeiten des griech. Heidentums findet sich häufig die Verwendung desselben Namens für den Gott Asklepios (Äsculapius). Der altsächs. Name für H. ist Hêliand (s. d.).

Heiland, Marianne Theodore Charlotte, mediz. Schriftstellerin, genannt von Siebold (s. d.).

Heilanzeige, s. Indikation.

Heilbronn. 1) Oberamt im württemb. Neckarkreis, hat 189,39 qkm, (1890) 53972 (26670 männl., 27302 weibl.) E., 1 Stadt und 16 Landgemeinden. – 2) Oberamtsstadt im Oberamt H., in einem fruchtbaren Thale, in 155 m Höhe, an dem hier schiffbaren und von mehrern Brücken überspannten Neckar und den Linien Bietigheim-H. (29,2 km), Jagstfeld-H. (11,2 km), H.-Crailsheim (88,1 km, Kocherbahn) und H.-Eppingen (24,1 km, Kraichgaubahn) der Württemb. Staatsbahnen, ist Sitz des Oberamtes, eines Generalsuperintendenten, eines Landgerichts mit 9 Amtsgerichten (Backnang, Besigheim, Brackenheim, H., Marbach am Neckar, Maulbronn, Neckarsulm, Vaihingen a. d. Enz, Weinsberg), eines Amtsgerichts, Kameral-, Forst-, Hauptzollamtes, einer Reichsbanknebenstelle, Handels- und Gewerbekammer und hat (1890) 29941 (14862 männl., 15079 weibl.) E., darunter 3774 Katholiken und 838 Israeliten, in Garnison (598 Mann) das 1. Bataillon des 122. Infanterieregiments Kaiser Franz Josef von Österreich, König von Ungarn, Postamt erster Klasse, Fernsprecheinrichtung; vier große Hafenanlagen für Schiffe und Floßholz, Maria Theresia- und Kaiser Wilhelm-Denkmal, Denkmal des Naturforschers Robert von Mayer, ein histor. Museum, ein Theater, das königl. Karls-Gymnasium, 1620 organisiert (Rektor Dr. Pressel, 33 Lehrer, 14 Gymnasial- und 4 Realklassen, 557 Schüler), mit königl. Pensionat (27 Zöglinge) verbunden, eine königl. Realanstalt (Rektor Widmann, 24 Lehrer, 10 Klassen, 488 Schüler), höhere Mädchen-, Frauenarbeits-, Musikschule, landwirtschaftliche Winterschule, vier wissenschaftliche und andere Vereine; ferner ein Zellengefängnis, Hospital, Hochdruckwasserleitung, städtisches Gaswerk und eine elektrische Licht- und Kraftleitung von dem 12 km entfernten Lauffen am Neckar her. Von den Befestigungen des Mittelalters, an deren Stelle meist Anlagen entstanden sind, ist u. a. der viereckige oder Götzenturm erhalten, der aus den Steinen einer 1361 zerstörten Raubritterburg gebaut ist; er trägt seinen Namen von Götz von Berlichingen, der darin gefangen saß. Von Gebäuden sind zu erwähnen die Kilianskirche, 1013‒1529 als Kathedrale in got. Stil erbaut, neuerdings restauriert, mit einem Holzschnitzaltar von Tilmann Riemenschneider (1498), die gotische evang. Nikolaikirche (14. Jahrh.), die Synagoge, das Deutschordenshaus mit der kath. Kirche, zuerst kaiserl. Pfalz, wo Oxenstierna 1633 den Heilbronner Vertrag abschloß, jetzt Sitz von Behörden, das Rathaus (1535) mit kunstreicher Uhr von Habrecht (1580), das städtische Archiv im Zopfstil, mit zahlreichen Briefen und Inschriften (von Gustav Adolf, Karl ⅩⅡ., Herzog Alba, Tilly, Prinz Eugen u. s. w.), die neue Kaserne (1880‒83), der neue Schlachthof, der alte Friedhof und ein Stadtbad mit Schwimmhalle. Das Haus, in welchem Schiller 1793‒94 wohnte, liegt gegenüber der Nikolaikirche, in welcher 1525 in H. der erste evang. Gottesdienst gehalten wurde. Neben der Kilianskirche der Heilbrunnen, dem die Stadt ihren Namen verdankt und dessen Wiederherstellung geplant ist.

^[Abb. Wappen]

Die bedeutende Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von silbernen Geräten und Bestecken (P. Bruckmann & Söhne, 1805 gegründet, mit 400 Arbeitern, jährlicher Verbrauch etwa 15000 kg Silber), Soda (die chem. Fabrik, Zweiganstalt des Vereins chem. Fabriken in Mannheim, stellt täglich etwa 50 t Soda dar), Lokomotiven, Dampfkesseln und Maschinen, Papier (Gebrüder von Rauch mit 330 und Gust. Schaeuffelen mit 400 Arbeitern), Zucker (Zuckerfabrik H. mit großer Landwirtschaft), Konserven und Präserven (C. H. Knorr, 300 Arbeiter mit Filialen in Bregenz und St. Margarethen), Briefumschlägen (200 Arbeiter), Seife, Lichten, Weinsteinsäure u. a. Chemikalien, Cigarren (250 Arbeiter), Cichorien und Kaffee (200 Arbeiter), Messerwaren, Klavieren u. a. Das Salzwerk (10 Mill. M. Aktienkapital) hat eine Mutungsfläche von 16 Mill. qm, einen Schacht von 217 m Tiefe und ein 41 m mächtiges Salzlager, welches täglich 750 t Salz liefert; die Saline hat 14 Siedepfannen und liefert jährlich 20000 t Siedesalz. Das Salzwerk hat einen eigenen Hafen und Bahnanschluß. Der Weinbau ist sehr bedeutend; die bebaute Fläche ist im Durchschnitt 500 ha. groß und liefert etwa 20‒25 hl auf 1 ha. Der ausgedehnte Handel erstreckt sich vornehmlich auf Kolonialwaren, Landesprodukte, Holz und Kohlen und wird unterstützt durch eine Handels- und Gewerbekammer, einen Handelsverein, eine Transport-Versicherungsgesellschaft; ferner durch Kram- und Vieh-, Schaf-, Leder-, Rinden- und Wollmärkte. Den Geldverkehr vermittelt eine Reichsbanknebenstelle, Filiale der Württembergischen Vereinsbank, Oberamtssparkasse, Gewerbebank, Landwirtschaftliche Kredit- und mehrere Privatbanken. Die Ketten-Schleppschiffahrtsgesellschaft, 1878 gegründet, befördert Fracht- ^[folgende Seite]