Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich V. (römisch-deutscher Kaiser)'
Fürsten Schwabens überlassend, aufs neue nach Italien zu eilen, wo er nach Besitzergreifung der Mathildischen Erbschaft Paschalis II. aus Rom vertrieb und nach
dessen Tode Gregor VIII. zum Papst wählen ließ. Der Gegenpapst Gelasius II. sprach aufs neue den Bann über den Kaiser aus und entfloh dann nach Frankreich. Nach
Gelasius' Tode (1119) wurde der Erzbischof von Vienne unter dem Namen Calixtus II. zum Papst erwählt.
Unterdes hatte der Bürgerkrieg in Deutschland mit wechselndem Glück fortgedauert, und die Fürsten bedrohten den Kaiser mit Absetzung. H. eilte daher nach
Deutschland, legte auf dem Reichstage zu Tribur die Zwistigkeiten mit den Fürsten durch Festsetzung eines Landfriedens und das Versprechen, jedem Beraubten sein
Eigentum wiederzuerstatten, bei und erneuerte beides nach abermaligem zweijährigem Bürgerkriege auf dem Reichstage zu Würzburg (1121). Hier vereinigten sich die
Fürsten mit ihm zur Herstellung auch des kirchlichen Friedens; der Kaiser, hieß es, solle behalten, was ihm gehöre, der Papst, was dem Papst gehöre. Calixtus, der
auch seinerseits über den Kaiser noch einmal den Bann ausgesprochen hatte, bequemte sich nunmehr zu dem sog. Wormser Konkordat
(1122). Darin wird dem Kaiser zugestanden, daß er den erwählten Bischof mit allen fürstl. Rechten belehne, und zwar soll in Deutschland die kaiserl. Belehnung
stets der päpstl. Weihe vorangehen, während in Italien und Burgund zuerst die Weihe, dann die Belehnung erfolgt. Hier wie dort hat auch der Kaiser das Recht, bei
der Wahl entweder selbst zugegen zu sein oder sich durch Boten vertreten zu lassen. Damit blieb also wenigstens in Deutschland der vorwiegende Einfluß bei der
Besetzung der Bistümer in der Hand des Kaisers. H. starb 23. Mai 1125 zu Nimwegen und wurde zu Speyer beigesetzt. Da seine Ehe mit Adelheid (Mathilde), der
Tochter Heinrichs I. von England, kinderlos war, erlosch mit seinem Tode das salische oder fränk. Kaisergeschlecht. Sein Nachfolger war Lothar der Sachse. – Vgl.
Gervais, Geschichte Deutschlands unter der Regierung H.s V. und Lothars (2 Tle., Lpz. 1841–42); Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 3, Tl. 2
(5. Aufl., ebd. 1890); Bernheim, Zur Geschichte des Wormser Konkordats (Gott. 1878).
Heinrich VI., römisch-deutscher Kaiser (1190–97), der
Sohn Kaiser Friedrichs I. (s. d.) und der Beatrix von Burgund, geb. im Herbste 1165 zu
Nimwegen, wurde schon 15. Aug. 1169 zum deutschen König gekrönt, vertrat seit dem berühmten Pfingstfeste zu Mainz 1184, wo er das Schwert empfangen hatte, seinen
Vater erst in Deutschland, dann seit seiner Hochzeit mit Konstanze, der Erbin Siciliens, und nach seiner Krönung zum Könige Italiens 1186 auch in diesem Lande und
übernahm die Regierung des Kaisers überhaupt, als der Vater im Mai 1189 den Kreuzzug unternahm, auf dem er den Tod fand. Zunächst mußte H. gegen
Heinrich den Löwen (s. d.) Krieg führen, weil dieser eigenmächtig aus der Verbannung zurückkam. Indessen sah H.
sich bald zu friedlicher Ausgleichung mit diesem genötigt, da 1189 durch den Tod König Wilhelms II. die Erledigung des sicil. Königsthrons eintrat, worauf ihm
durch seine Gemahlin das Recht der Nachfolge zustand. Auf die Nachricht, daß die sicil. Barone den Grafen Tancred von Lecce, einen unehelichen Sohn von Konstanzes
Bruder Wilhelm, auf den Thron gehoben hätten, eilte H. nach Italien. Er brachte ↔ die lombard. Stände auf seine Seite, gewann die Römer durch
treulose Auslieferung der ihnen verhaßten Nachbarstadt Tusculum, ließ sich vom Papst Cölestin III. zu Ostern (15. April) 1191 zum Kaiser krönen und drang nun
siegreich ins Königreich Sicilien ein. Aber die Stadt Neapel widerstand und eine im Lager ausgebrochene Pest zwang den Kaiser zum Abzuge. Nach Deutschland
zurückgekehrt, empfing H. die durch den Tod Herzog Welfs VI. ihm zugefallene reiche Erbschaft, übertrug das durch Herzog Friedrichs Ableben erledigte Schwaben
seinem Bruder Konrad, brachte den vom Kreuzzuge heimkehrenden engl. König Richard Löwenherz in seine Gewalt, sprengte ein Bündnis feindlicher Fürsten, versöhnte
sich mit Heinrich dem Löwen, dessen Sohn seine Nichte, die Pfalzgräfin Agnes, heiratete, und zog jetzt, gefördert durch das Richard abgepreßte Lösegeld, aufs neue
nach Italien, um die feste Vereinigung der sicil. Krone mit der deutschen zu erreichen. Tancred war 1194 gestorben und sein junger Sohn Wilhelm III. unter
Vormundschaft der Königin Sibylle zum König ausgerufen worden. Neapel öffnete diesmal die Thore, Salerno wurde gestürmt, auch Sicilien unterwarf sich, und 20.
Nov. 1194 hielt der Kaiser seinen feierlichen Einzug in Palermo, wo er am Weihnachtstage sich zum Könige Siciliens krönen ließ.
Jetzt entsagten Sibylle und Wilhelm gegen das Versprechen, die Grafschaften Lecce und Tarent behalten zu dürfen, der Krone Siciliens. Aber H. ließ unter dem
Vorwande einer Verschwörung bald darauf die Königin Sibylle und ihre Tochter verhaften und nach dem Kloster Hohenburg im Elsaß bringen, Wilhelm blenden und
entmannen, selbst Tancreds Leichnam mißhandeln und alle Anhänger des normann. Königshauses ergreifen und ohne Untersuchung hinrichten. Zwar schleuderte der Papst
seinen Bannfluch gegen den Kaiser; aber die Furcht vor der Grausamkeit H.s sicherten seine Herrschaft so, daß er ohne Besorgnisse nach Deutschland zurückkehren
konnte. Hier hatte H. einzelne in seiner Abwesenheit entstandene Fehden beizulegen. Alsdann trat er auf den Reichstagen zu Würzburg und Mainz 1196 mit dem großen
polit. Plane hervor, in seinem Hause die deutsche Königskrone für immer erblich zu machen. Er konnte jedoch bei dem Widerspruche der geistlichen Fürsten und der
Gegenwirkung des Papstes für jetzt nur die Wahl seines zweijährigen Sohnes Friedrich zum deutschen Könige erlangen. Dann brach er wieder nach Italien auf und
gedachte mit Hilfe eines deutschen Kreuzzugs seine Herrschaft auch über den Osten auszudehnen. Schon zahlten die maur. Fürsten Nordafrikas und auch der griech.
Kaiser Alexios, der seinen Bruder Isaak vom Throne gestoßen hatte, ihm Tribut. Nachdem ein Aufstand in Sicilien mit blutiger Strenge unterdrückt war, wollte H.
dem Kreuzheere nachfolgen. Da starb er 28. Sept. 1197 zu Messina und wurde zu Palermo begraben. – Vgl. Th. Toeche, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter H. VI.
(Lpz. 1867); Bloch, Forschungen zur Politik Kaiser H.s VI. In den J. 1191–94 (Berl. 1892).
Heinrich (VII.), römisch-deutscher König (1220–35),
der 1211 in Sicilien geborene, 1212 bereits zum König von Sicilien gekrönte Sohn Kaiser Friedrichs II. und seiner Gemahlin Konstanze von Aragonien. Friedrich ließ
ihn, als er selbst 1220 nach Rom zog, auf dem Frankfurter Reichstage zum röm. Könige erwählen und stellte
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 983.