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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heinrich I. (König von Castilien) – Heinrich II. (König von England)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich Julius'

«Kaiser und Abt»; «Vincentius Ladislaus» ist der ital. Capitano, der röm. Miles gloriosus und ein Vorläufer Münchhausens.

Heinrich I., König von Castilien (1214–17), folgte als zehnjähriger Knabe seinem Vater Alfons VIII. Die Vormundschaft wurde zuerst von seiner Mutter Eleonore, Tochter Heinrichs II. von England, und als diese schon Okt. 1214 starb, von seiner ältern Schwester Berengaria geführt. Letztere wurde nach H.s Tode, 6. Juni 1217, da mit ihm der Mannsstamm des castil. Hauses zu Ende ging, selbst zur Königin ausgerufen, entsagte aber im August zu Gunsten ihres Sohnes Ferdinand III., aus ihrer 1204 geschiedenen Ehe mit Alfons IX. von Leon, sodaß Ferdinand nach dem Tode des Vaters (1230) die Kronen von Castilien und Leon für immer vereinigte.

Heinrich II., Graf von Trastamara, König von Castilien (1369–79), ein Sohn Alfons' XI. von dessen Geliebten Eleonore Guzman, trat schon 1356 als Prätendent gegen seinen regierenden Bruder Peter den Grausamen auf. Damals mißlang der Anschlag und H. mußte nach Aragonien fliehen. Zehn Jahre später, als er im Bunde mit den Königen von Aragonien und Navarra und dem berühmten Ritter Bertrand du Guesclin in Castilien erschien, fielen alle von Peter ab, der nach der Gascogne zu dem Schwarzen Prinzen, dem Sohne Eduards III., flüchtete. Durch große Versprechungen wurde dieser bestimmt, nun auch seinerseits in Spanien einzugreifen. Er gewann 3. April 1367 die Schlacht bei Najera (s. d.), sodaß H. wieder flüchten und Castilien seinem Bruder überlassen mußte. Peter war aber nicht im stande, das den Engländern gegebene Versprechen zu erfüllen, weshalb diese abzogen, H. aber wieder mit Hilfe Guesclins in Castilien Fuß faßte. Die Schlacht bei Montiel (März 1369) entschied gegen Peter, der sich in das Castell rettete, gegen hohe Zusagen von du Guesclin das eidliche Versprechen erhielt, ihn entkommen zu lassen, jedoch von ihm verraten und bei dem Fluchtversuch von seinem Bastardbruder 23. März getötet wurde. Obwohl dieser den größten Teil des Adels durch Verschwendung der Krongüter auf seiner Seite hatte, stand ihm doch noch ein langjähriger Kampf gegen die Anhänger des Ermordeten bevor. Sicher fühlte er sich auf dem usurpierten Throne nicht, solange er regierte. Was ihn erhielt, war die enge Verbindung mit Frankreich. – Vgl. Schirrmacher, Geschichte von Spanien, Bd. 5 (Gotha 1890).

Heinrich III., der Kränkliche, König von Castilien (1390-1406), Sohn Johanns I. und ein Enkel des vorigen. Gegen die Thronfolge H.s machte der Herzog Johann von Lancaster, als Gemahl einer Tochter Peters des Grausamen, Ansprüche geltend. Diese wurden dadurch ausgeglichen, daß H. als Kind 1388 sich mit der Tochter des Herzogs vermählte. Bei dieser Gelegenheit erhielt er den Titel eines Prinzen von Asturien, welcher seitdem den span. Thronfolgern geblieben ist.

Heinrich IV., der Ohnmächtige, König von Castilien (1454–74), ließ sich wie sein Vater Johann II. von Günstlingen leiten, sodaß schon 1464 seine Absetzung zu Gunsten seines jüngern Bruders Alfons erfolgte. Dessen Tod 1465 führte H. auf den Thron zurück, doch entstanden neue Unruhen, als H., welcher keinen Sohn hatte, mit Übergehung seiner Schwester Isabella, die sich gegen seinen Willen (1469) mit dem Erben von Aragonien, ↔ Ferdinand dem Katholischen, vermählt hatte, die Nachfolge seiner Tochter Johanna zuzuwenden versuchte und dieselbe mit dem Herzog Karl I. von Berry,dem Bruder Ludwigs XI. von Frankreich, verlobte. Diese Heirat wurde durch den Anhang Isabellas verhindert; aber bevor eine Entscheidung über die Nachfolge getroffen war, starb H. 12. Dez. 1474. Es bedurfte eines mehrjährigen Bürgerkrieges, ehe das Erbrecht Isabellas zur Anerkennung gelangte. – Vgl. Prescott, Geschichte Ferdinands und Isabella der Katholischen, Bd. 1 (Lpz. 1842); Schirrmacher, Geschichte von Spanien, Bd. 6 (Gotha 1893).

Heinrich, Graf von Champagne (seit 1180), König von Jerusalem, zog beim dritten Kreuzzug ins Heilige Land, heiratete im Mai 1192 Isabella, die Witwe des den Monat zuvor ermordeten Königs von Jerusalem, Konrad von Monferrat, und wurde daraufhin selbst zum Könige erwählt. Von dem kleinen noch übrigen Reste des Königreichs, der hauptsächlich aus Tyrus, Akka und einigen Küstenstädten bestand, verlor er im Aug. 1197 noch Joppe und starb kurz darauf durch Sturz aus dem Fenster. Seine Tochter Alix, 1208 mit Hugo, dem Sohne seines Nachfolgers Amalrich von Cypern, vermählt, wurde die Stammmutter der spätern Könige von Cypern aus dem Hause Lusignan.

Heinrich I. (der Beiname «Beauclerc» ist eine Erfindung späterer Chronisten), König von England (1100–35), geb. 1068, jüngster Sohn Wilhelms des Eroberers, bemächtigte sich nach dem plötzlichen Tode seines Bruders, Wilhelms II. Rufus, sofort der Herrschaft, und zwar gleich diesem gestützt auf die angelsächs. Bevölkerung, im Gegensatz zu den Baronen, die des Eroberers ältesten Sohn Robert von der Normandie begünstigten. Nach kurzen Feindseligkeiten kam es zu einem Vertrage, in dem Robert H. als König anerkannte. Gleich nach seiner Thronbesteigung gewährte H. seinen Unterthanen eine Charte, die zwar keine Einschränkungen königl. Befugnis, aber die Versicherung enthielt, Ausschreitungen, wie sie Wilhelm II. geübt hatte, zu meiden; diese Charte ist später als Grundlage der Magna Charta (s. d.) benutzt worden. 1105 kam es zu neuen Feindseligkeiten zwischen den Brüdern. H. besiegte seine Gegner und entriß sogar Robert die Normandie, die er unter schweren Kämpfen behauptete. Im Innern führte H. eine kraftvolle Regierung, die Macht der Barone wurde gemindert, die Verwaltung in monarchisch-centralistischem Sinne ausgebaut und trefflich geordnet, die Städte, wie z.B. London, zum Teil mit Freibriefen begabt, hoben sich unter ihm. H. war vermählt mit Mathilde, einer Tochter König Malcolms III. von Schottland. Sein einziger legitimer Sohn Wilhelm starb 1120, und H. bestimmte seine Tochter Mathilde,die Witwe Kaiser Heinrichs V. und Gemahlin Geoffreys von Anjou, zu seiner Nachfolgerin. Nach H.s Tode (1. Dez. 1135) erhob jedoch sein Schwestersohn Stephan von Blois Ansprüche auf den Thron und behauptete sich. Erst Mathildes Sohn bestieg 1154 als H. II. den engl. Thron. – Vgl. Freeman, The reign of William Rufus and the accession of Henry I. (2 Bde., Lond. 1882).

Heinrich II., König von England (1154–89), geb. 1133, bestieg den engl. Thron kraft Rechts seiner Mutter Mathilde (s. d.), der Tochter Heinrichs I. von England, der gegenüber ihr Vetter Stephan von Blois den Thron usurpiert hatte. Erst nach langen Kämpfen konnte dieser gezwungen werden, im Vertrag von Wallingford (Nov. 1153) H. als

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 987.