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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heinrich

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Heinrich (von dem Türlin) - Heinrich (von Melk)

es aber während des Dankbesuchs bei Etzel immer wieder verliert. Den dritten Sieg Dietrichs schildert dann die "Rabenschlacht", die in den Handschriften, wohl von H. überarbeitet, stets auf H.s Gedicht folgt. Ausgabe von Martin im "Deutschen Heldenbuch", Bd. 2 (Berl. 1860).

Heinrich von dem Türlin (da portula), Dichter aus Kärnten, verfaßte um 1215 eine poet. Bearbeitung der Sage vom Zaubermantel, der nur einer keuschen Frau paßt (zuletzt hg. und als H. von dem Türlin angehörig erwiesen von Warnatsch, Bresl. 1883), vielleicht ein Stück aus einer Lanzelot-Bearbeitung, nach dem franz. Fabliau "Du mantel mautaillié". Wichtiger ist sein ungeheuerliches Gedicht "Der âventiure krône" (hg. von Scholl, Stuttg. 1852), deren eigentlicher Held Gawan, das Ideal höfischen Rittertums, schließlich zum Gral gelangt. H. beruft sich auf Chrétien de Troyes; thatsächlich aber hat er Motive aus verschiedenen franz. und deutschen Quellen mit eigener Erfindung zusammengeschweißt. Er ist schlüpfrig und langweilig. - Vgl. Martin, Zur Gralsage (Straßb. 1880).

Heinrich von Diessenhoven, Truchseß, geb. um 1300, verfaßte als Domherr zu Konstanz (seit 1338) eine lat. Chronik, anknüpfend an die 24 Bücher der Kirchengeschichte des Ptolemäus von Lucca. H. ergänzte dieses Werk, fügte ein 25. Buch fast ganz selbständig hinzu, welches vornehmlich das Pontifikat Johanns XXII. beschreibt, an dessen Hofe in Avignon er früher gelebt hatte, und sammelte zahlreiche weitere Notizen bis 1361, die er anscheinend jedoch nicht mehr verarbeitet hat. Er starb 22. Dez. 1376. Sein Werk ist zuletzt veröffentlicht von Böhmer in den "Fontes rerum Germanicarum", Bd. 4 (Stuttg. 1868). - Vgl. O. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jahrh., Bd. 2 (3. Aufl., Verl. 1887).

Heinrich von Freiberg, Dichter bürgerlichen Standes aus Freiberg in Meißen, dichtete um 1300 in mitteldeutscher Sprache, aber mit oberdeutschen Elementen die wohlgelungene, den Stil Gottfrieds ausgezeichnet treffende Fortsetzung des "Tristan" (hg. von Bechstein, Lpz. 1877), der aber eine andere roman. Quelle zu Grunde liegt als Gottfrieds Epos; ein kleines trocknes geistliches Gedicht "Vom heiligen Kreuze" nach lat. Quelle (hg. von Fietz, Programm von Cilli, 1881) ist wohl ein Jugendwerk. Auch den hübschen Schwank "Vom Schrätel und vom Wasserbär" (in von der Hagens "Gesamtabenteuern", 3 Bde., Stuttg. 1850, Nr. 65) hat R. Bechstein ihm neuerdings beigelegt (vgl. Wiggers, H. von Freiberg als Verfasser des Schwankes vom Schrätel und vom Wasserbären, Rost. 1877). Ferner schrieb er die Wappendichtung über die Ritterfahrt (um 1295) des Böhmen Johann von Michalovic (Michelsberg) nach Paris (kurz vor 1305 verfaßt; abgedruckt im "Jahrbuch der Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache", hg. von von der Hagen, Bd. 2, Berl. 1837, und von Kraus, Prag 1888).

Heinrich von Herford, Dominikanermönch zu Minden, gest. daselbst 9. Okt. 1370, verfaßte außer vielen theol. und philos. Traktaten, die ihn so berühmt machten, daß Kaiser Karl IV. bei seiner Anwesenheit in Minden die Leiche H.s wieder ausgraben und an einer ehrenvollen Stätte begraben ließ, eine sehr umfassende Weltchronik: "Liber de rebus memorabilibus", welche für das 13. und besonders das 14. Jahrh, eine Fülle von Nachrichten enthält und außerordentlich viel benutzt wurde. Das

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Werk wurde mit Auslassung der ältesten Teile von A. Potthast (Gott. 1859) mustergültig herausgegeben. - Vgl. O. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit Mitte des 13. Jahrh., Bd. 2 (3. Aufl., Berl. 1887).

Heinrich von Laufenberg, Dichter, wohl aus Laufenburg am Rhein, ward 1429 Priester, 1441 Dekan zu Freiburg i. Br., trat 1445 in das Johanniterkloster zu Straßburg, wo er 1460 starb. Neben zwei beim Straßburger Brande 1870 vernichteten größern Dichtungen, die auf lat. Quellen beruhten, und neben der Übersetzung des "Regimen sanitatis" (1429) hat er 1413-58 zahlreiche geistliche Lieder verfaßt (hg. von Ph. Wackernagel im 2. Bde. seines "Deutschen Kirchenliedes", Lpz. 1867), teils in verkünstelten Formen, akrostichisch, oft mit einzelnen lat. Worten, teils aus weltlichen Volksliedern umgedichtet. - Vgl. Ed. Rich. Müller, H. Loufenberg (Berl. 1888).

Heinrich von Lausanne, oder Heinrich von Cluny, Begründer der ketzerischen Sekte der Heinrizianerin der ersten Hälfte des 12. Jahrh, in Südfrankreich. Aus der Schweiz oder aus Italien stammend, als Kind dem Orden der Cluniacenser übergeben, verlieh H. nach seiner Weihe zum Diakon das Kloster, zog im Büßergewand von Ort zu Ort und predigte gegen die Verweltlichung der Kirche, die Überschätzung äußerer Ceremonien, die Geldgier und Unsittlichkeit der Geistlichen u. dgl. Er vereinigte sich mit Peter de Bruys (s. Petrobrusianer), wurde bald nach dessen Tode gefangen genommen und 1135 vor das Konzil von Pisa gestellt. Hier soll H. widerrufen haben. Bald nachher war er in der Gegend von Toulouse thätig. Papst Eugen III. sandte den Kardinalbischof Alberich und Bernhard von Clairvaux gegen H.s Anhänger aus. H. ward gefangen genommen und starb bald nachher um 1149.

Heinrich von Lettland, balt. Chronist. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Vielleicht war er ein Lette, der mit andern Volksgenossen in Deutschland erzogen wurde. Mit Alobrand, dem Lettenpriester, kam H. 1208 in die lett. Provinz Tolowa. Seit 1212 war er dem Bischof Philipp von Ratzeburg während seines mehrjährigen Aufenthalts in Livland als Dolmetscher beigegeben und begleitete ihn auch im Sommer 1215 zum Laterankonzil nach Rom. 1216 schloß er sich als Missionar dem Esthen-Bekehrungszuge an. In dem Streite zwischen den Dänen und Deutschen um den Besitz von Esthland vertrat H. in Reval 1220 dem Erzbischof Andreas von Lund gegenüber die Ansprüche seines Bischofs Albert von Riga. Bei Erstürmung der esthn.-russ. Zinsburg Tarbata (d. i. Dorpat) 1223 war er zugegen und wurde 1225 dem päpstl. Legaten Wilhelm von Modena auf seiner balt. Rundreise als Dolmetscher mitgegeben. Im Winter 1225-26 schrieb H. sein "Chronicon Livoniae", das von 1184 bis 1227 reicht. Es wurde zuerst von Gruber (Frankf. a. M. und Lpz. 1740) veröffentlicht. Die beste deutsche Übersetzung stammt von E. Papst (Reval 1867), welche Arbeit Wilh. Arndt in seiner Ausgabe der Chronik für die "Monumenta Germaniae historica", Bd. 23 (Hannov. 1874) benutzte. - Vgl. Hildebrand, Die Chronik H.s von Lettland (Berl. 1865).

Heinrich von Meißen, s. Frauenlob und Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen.

Heinrich von Melk, Satiriker des 12. Jahrh., wahrscheinlich Mönch des Klosters Melk in Österreich, verfaßte hier um 1150 sein Gedicht "Von des