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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hypersthenit - Hypnal

rern hat man auch einen Gehalt an Thonerde gefunden. Säuren greifen ihn nicht an; vor dem Lötrohr schmilzt er mehr oder weniger leicht. Der H. bildet einen wesentlichen Gemengteil des Hypersthenits (s. d.) und mancher Andesite, auch einen accessorischen in manchen Gabbros, und findet sich z. B., außer den erwähnten Vorkommnissen, namentlich schön mit farbenspielendem Labradorit zusammen auf der Paulsinsel (daher auch Paulit genannt) an der Küste von Labrador.

Hypersthenit, ein Gestein, das in erster Linie aus Plagioklas und Hypersthen (s. d.) besteht, wozu sich noch Titaneisen und Magneteisen, ab und zu auch Diallag, Augit und Olivin gesellen können. Die Struktur ist oft sehr grobkörnig, der Kieselsäuregehalt verhältnismäßig gering. Diese Felsart, die dem Gabbro am nächsten verwandt erscheint, auch insofern, als sie zum Teil geologisch zu den krystallinischen Schiefern gehört, besitzt in ihrer typischen Ausbildung keine sonderliche Verbreitung; man kennt sie z. B. von der Paulsinsel an der Küste von Labrador, aus dem laurentischen Schichtenkomplex in Canada, an der Westküste von Neufundland und an der Mündung des St. Lorenzstroms, von Hitteröe in Norwegen, von Arvieu im Depart. Aveyron. (S. auch Norit.)

Hypertrichiasis, s. Hypertrichosis.

Hypertrichosis, Hypertrichiasis (grch.), übermäßiger Haarwuchs an Stellen, die überhaupt nicht oder nicht in dem betreffenden Lebensalter oder bei dem betreffenden Geschlecht eine Behaarung zu tragen pflegen. Die H. kann eine allgemeine sein (Hypertrichosis universalis, s. Haarmenschen) oder eine partielle, sie kann eine in Wirklichkeit angeborene (schon bei der Geburt vorhandene), oder eine in der Anlage angeborene, erst in den Pubertätsjahren auftretende, oder endlich eine im spätern Leben erworbene sein. Zur H. gehören u. a. die verschiedenen Formen des Weiberbartes.

Hypertrophie (grch., d. i. Übernährung), die Massen- und Gewichtszunahme eines Organs, die entweder, wie bei der echten oder wahren H., auf einer Vermehrung der ursprünglichen Gewebselemente (z. B. Muskelgewebe, Fett, Drüsengewebe) beruht oder, wie bei der falschen H., durch eine Neubildung fremdartiger Gewebe (z. B. Fett, Bindegewebe) zu stande kommt. In letzterm Falle geht dabei häufig das Organ (z. B. der Muskel) zu Grunde. Bei der echten H. sind entweder die Gewebsteile in normaler Menge vorhanden, aber vergrößert (sog. einfache H.), oder es haben alle oder die wesentlichen Gewebselemente an Zahl zugenommen (sog. numerische H., Hyperplasie). Beide Arten gehen vielfach ineinander über. Die H. betreffen bald das ganze Organ, bald nur einen Teil desselben, und dann ist es unentschieden, ob man das Gebilde H. oder Geschwulst (s. d.) nennt. Die Wachstums-, Cirkulations- und Ernährungsgesetze der H. sind ganz dieselben wie die der normalen Gewebe. Die echte H. bewirkt in der Regel eine Steigerung, die falsche dagegen eine Vernichtung der Funktionen des betreffenden Organs. Die Ursachen der H. sind vermehrte Funktionierung (z. B. Herzhypertrophie durch anhaltende Steigerung der Herzthätigkeit), chem. und mechan. Reize aller Art, vikariierende Verrichtung (z. B. H. der einen Niere bei Untergang der andern), erbliche Anlage, epidemische und endemische Verhältnisse (wie z. B. beim Kropf) u. dgl. Die meisten Formen der wahren H. erweisen sich einer erfolgreichen Behandlung unzugänglich; nur in vereinzelten Fällen gelingt es, durch andauernde Ruhe und Unthätigkeit des hypertrophischen Organs sowie durch den Gebrauch gewisser den Stoffansatz und die Gewebsbildung erschwerender Medikamente (Jod, Quecksilber, Arsenik u. a.) das übermäßige Wachstum zu beschränken. - Vgl. Virchow, Cellularpathologie (4. Aufl., Berl. 1871).

In der Botanik nennt man H. eine übermäßige Anschwellung einzelner Pflanzenteile, die verschiedene Ursachen haben kann. Am häufigsten wird H. wohl durch Einwirkung von tierischen oder pflanzlichen Parasiten hervorgerufen; dahin gehören z.B. die Gallenbildungen (s. Gallen). Außerdem kann H. erzeugt werden durch Eingriffe in die normale Ernährung der Pflanzen, durch starke Zufuhr von Nährstoffen, z. B. durch starke Düngung, oder auch durch Entfernung von einzelnen Zweigen oder Früchten, wodurch den zurückbleibenden Partien reichlichere Nahrung zu teil wird. Nicht selten treten hyperthropische Erscheinungen auch an sonst ganz normalen unverletzten Pflanzen auf; die Ursache derselben ist dann gewöhnlich nicht mit Sicherheit anzugeben, meist ist sie aber in den vorhandenen Bodenverhältnissen zu suchen.

Hyph..., s. Hypo...

Hyphaene Gaertn., Pflanzengattung aus der Familie der Palmen (s. d.) mit neun Arten im tropischen Afrika, in Arabien und auf Madagaskar. Die bekannteste Art ist die in Oberägypten einheimische Ast- oder Dumpalme, H. thebaica Mart. oder crinita Gaertn. (Cocifera thebaica L.; s. Tafel: Palmen I, Fig. 1), die für jene Gegend ihrer eßbaren Früchte halber eine wichtige Nahrungspflanze bildet; die Blätter benutzt man zur Herstellung von verschiedenem Flechtwerk. Der Stamm erreicht eine Höhe von etwa 9 m, er unterscheidet sich von den andern Palmen dadurch, daß er nicht unverzweigt bleibt, sondern sich mehrfach gabelig teilt; jeder dieser Zweige endigt mit einer Krone gefächerter Blätter, sodaß der Wipfel dieser Palme aus einer Anzahl mehr oder weniger großer Einzelkronen zusammengesetzt ist.

Hyphasis, Fluß. s. Hydaspes.

Hyphe (grch.), die Zellen oder Zellenfäden der Pilze; ihre Gestalt ist meist eine schlauch- oder fadenförmige. Entweder sind die H. frei, d. h. nicht zu einem Geflecht vereinigt, wie bei vielen Schimmelpilzen, oder sie sind zu einem verfilzten Gewebe verflochten, wie bei sämtlichen Hymenomyceten, bei den Pilzen, die an der Bildung der Flechten Anteil nehmen, und bei vielen andern. Man erkennt in diesem Falle den Verlauf der einzelnen H. gewöhnlich nicht mehr deutlich, und der ganze Gewebekörper bekommt, hauptsächlich auf dem Querschnitte, das Ansehen eines echten Parenchyms, da die H. dicht nebeneinander liegen und auch verwachsen. Solches Gewebe heißt auch Pseudoparenchym (s. d.).

Hyphen (grch., "in eins"), das Zusammenziehen zweier Wörter in eins und das Zeichen dafür (Bindestrich).

Hyphomycetes, s. Fadenpilze.

Hypinose (grch.), verminderter Faserstoffgehalt des Blutes.

Hypnal, Trichloracetyldimethylphenylpyrazolon, eine durch Mischen konzentrierter Lösungen gleicher Teile von Chloralhydrat und Antipyrin sich bildende Verbindung; H. wird neuerdings als Schlafmittel empfohlen.