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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Iman - Imbibition
forterben lassen: dessen Sohn Mohammed, der
12. Imäm, verschwand noch als Knabe vor der Ver-
folgung der Abbäsiden, und die I. glauben, daß
er sich seither in einer Cisterne in Hilleh bei Bagdad
verborgen hält und von dort, wenn die Zeit erfüllt
sein wnd, als Mahdi (s. d.) wieder zurückkehren
wird; daher heißen die I., zu welchen sich der über-
wiegende Teil der Schi'iten bekennt, auch Ithna-
'ascharijja, d. h. Zwölfer. Von ihnen unterscheiden
sich andere schi'itische Fraktionen, z. V. die Zeidi-
ten, welche in der Reihenfolge der Imame beim
5. Imäm von denI. abzweigen, die Ismailiten,
welche vom 7< Imäm andere Imame rechnen als
die meisten schi'itischen Mohammedaner.
Iman, ein aus dem Arabischen in die übrigen
islamit. Sprachen übergegangenes Wort, bedeutet
den Glauben und zwar vorzugsweise den wahren
Glauben, d. h. des Islam. Erbabi-Iman,
Glaubensleute, sind demnach Mohammedaner.
Imandra, See auf der Halbinsel Kola, im
Kreis Kola des russ. Gouvernements Archangelsk,
südlich der Stadt Kola, 70 km lang, über 30 km
breit, 852 hkm groß, hat echte Perlmuscheln. Er ent-
wässert sich zurKantalachtibucht des Weißen Meers.
Imaos, im Altertum Name des Himalaja.
Imaret (arab.), Wohlthätigkeitsanstalt (Hospi-
tal, Armenküche u. s. w.), besonders jede Speise-
anstalt für arme Schüler und Studenten. Im türk.
Reiche errichtete zuerst Urchan I. (1336) solche An-
stalten in Nicäa.
IlNHtopkMniu luiniHtnin Iloo^., s. Olivia
Imatra, malerischer Wasserfall in Finland, etwa
65 km nördlich von Wiborg, an der Linie Wiborg-
I. der Finnischen Eisenbahn, wird gebildet vom
Wuoxen, 6 km nach seinem Ausfluß aus dem Sai-
masee. Der Strom, am obern Teil 405 m breit,
verengt sich auf 46 m und stürzt sich mit furchtbarem
oben in einer engen Rinne durch Granitfelfen.
Er fällt dabei auf 325 iu um 20 m.
Imatrasteine, eigentümliche Konkretionen von
fandigem und thonigem kohlensaurem Kalk, die sich
m einem grauen sandigen Glacialmergel bei dem
Wasserfall Imatra (s. d.) in Finland finden; sie sind
von rundlicher, abgeplatteter oder scheibenförmiger
Gestalt und auf der Oberstäche mit parallel ver-
laufenden ringartigen Rippen und Furchen versehen,
auch wohl zu zweien oder dreien seitlich miteinander
verwachsen, wodurch brillenähnliche Formen ent-
stehen. Manchmal enthalten sie im Innern ein
Aetrefakt. Es sind den Septanen zu vergleichende
Zufammenballungen des kohlenfauren Kalks inner-
halb des Mergels; mit Unrecht hielt man sie früher
für Versteinerungen unbekannter Weichtiere oder
sonderbar abgeschliffene Gerölle. ^f. d.).
Imäus, griech. und lat. Name des Himalaja
Imbabüra, nordöstlichste Provinz von Ecuador,
grenzt im W. an Esmeraldas, im O. und N. an
Columbia, im S. an die Provinz Pichincha, hat
16 256 ykm und 68000 E. I. enthält den gleich-
namigen Vulkan (4582 m), ferner den etwa 5000 m
hohen Cotacachi und an der Südgrenze den Cayambe.
Hauptstadt heißt ebenfalls I. oder Ibarra (s. d.).
Viehzucht und Landbau sind die Haupterwerbs-
Imbaubabaum, s. (^ci-opia. Zweige.
Imbecill (lat.), schwach, blödsinnig; Imbe-
cillität, Schwäche, namentlich Geistesschwäche,
Stumpfsinnigkeit.
Imbibition (lat., "Einsaugung", "Durchfeuch-
tung"), das Vermögen der tierischen und pflanzlichen
Gewebe, Flüssigkeiten zwischen den kleinsten Teilchen^
den Micellen, in sich aufzunehmen und dadurch eine
Form- und Volumveränderung (Aufquellung) zu
erfahren. Häusig verbindet sich mit der I. eine be-
trächtliche Kraftentwicklung; fo beträgt nach Iamin
die Imbibitionskraft der Stärke und des Holzes
5-6 Atmosphären Druck, und bei trocknen orga-
nischen Substanzen kann die Wärmeerzeugung in-
folge der I. 2-3° c. betragen.
Die Imbibitionsflüssigkeit bewirkt je nach ihrem
Volumen eine Vergrößerung des wasseraufnehmen-
den Körpers. Die Veränderung der Gestalt desselben
kann bei diesem Vorgang, den man allgemein als
Quellung bezeichnet, sehr verschiedenartig sein.
Ein kugeliger Körper kann nach stattgefundener
Quellung ebenfalls noch Kugelform zeigen; er kann
aber auch je nach der Verteilung der Imbibitions-
flüfsigkeit zwifchen den Micellen eine andere Gestalt,
etwa die eines Ellipsoids annehmen. Da die pflanz-
lichen organisierten Gebilde nicht homogen sind,
sondern meist aus Schichten verschieden gestalteter
und mit verschieden großen Wasserhüllen versehener
Micellen bestehen, so müssen, da hierdurch bel Quel-
lung die Verteilung der Imbibitionsflüssigkeit keine
gleichmäßige sein kann, innere Spannungen ent-
stehen, die beim überwinden der Kohäsion einzelner
Schichten zu Rissen führen können. Sind z. B. in
einem kugeligen Körper die abwechselnd wasser-
reichern und wasserärmern Schichten konzentrisch
gelagert, so werden bei Quellung sowohl wie beim
Austrocknen, sobald die Kohäsion überwunden wird,
radiale Risse auftreten. Solches findet an Stärke-
törnern immer statt. Diefe Spannungen können
eine ganz bedeutende Höhe erreichen, da die An-
ziehungskraft zwifchen den Micellen und der ein-
dringenden Flüssigkeit in vielen Fällen eine fehr
große ist. So findet z. B. in dem Thallus von I^a-
unuHria noch Quellung statt, wenn derselbe einem
Druck von 40 Atmosphären ausgesetzt rst. Jeden-
falls gehört aber ein noch viel höherer Druck dazu,
um die Wasseraufnahme und die dadurch bedingte
Vergrößerung überhaupt zu verhindern.
Das Verhalten verschiedenartiger Flüssigkeiten zu
den organischen Gebilden ist natürlich auch verschie-
den. Während dieselben in Alkohol, Äther u. s. w.
gar nicht quellen, tritt bei Wasser oder schwachen
Säuren und verdünnten alkalischen Lösungen eine
Quellung ein, und zwar ist diese bei den letztern
stärker als bei reinem Wasser. Aber in beiden
Fällen geht nach Anwendung wasserentziehender
Mittel, wie Alkohol, Glycerin u. dgl., der gequollene
Körper wieder auf fein früheres Volumen zurück.
Dies findet jedoch nicht statt, wenn starke Säuren
oder Alkalien die Quellung hervorrufen. In diefem
Falle wird die Micellarstruktur jedenfalls derart
geändert, daß die frühere Anordnung der Micelle
nicht wieder erreicht werden kann. Manche Bota-
niker glauben, daß die I. bei der Leitung des Wassers
in der Pflanze eine wichtige Rolle fpielt.
Durch Aufnahme von Wasser oder von Wasser-
dämpfen - denn auch hierdurch kann bei Konden-
sation der Gase in der Membran eine Quellung
hervorgerufen werden - werden mancherlei Be-
wegungen erzeugt, die sich beim Aufspringen von
Früchten, Antheren, Sporenfchläuchen u. s. w.
finden. So treten z. V. an den Teilfrüchtchen der
Erodium-Arten starke Torsionen bei Quellung, be-
ziehentlich Austrocknen auf und bewirken ein Ein-
bohren derselben in den Boden. Ahnliche Erschei-