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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Itacolumi; Itaconsäure; Itajahy; Itak; Itakolumit; Itala; Italer; Italia; Italica; Italicus; Italien

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Itacolumi - Italien (Lage, Grenzen und Größe. Küsten)

diese wie andere Eigentümlichkeiten der heutigen Aussprache (z. B. der des Diphthongen ai, αι wie ä) schon in der Blüteperiode des Altgriechischen bestanden hätten, obwohl längst nachgewiesen ist, daß sie in alter Zeit nicht stattfand, wenn auch ihre Anfänge zum Teil in die vorchristl. Zeit zurückgehen. Die nicht itacistische Aussprache nennt man Etacismus, vom Buchstaben e (η), der danach wie langes 6 auszusprechen ist. Die etacistische Aussprache ist in Deutschland durch Erasmus eingeführt, daher auch Erasmische Aussprache genannt, während der I. von Reuchlin verteidigt wurde, daher auch Reuchlinische Aussprache genannt. - Vgl. Blaß, über die Aussprache des Griechischen (3. Aufl., Berl. 1888).

Itacolumi, Berggipfel in Brasilien, s. Espinhaço.

Itaconsäure, ungesättigte, zweibasische organische Säure von der Zusammensetzung C<sub>5</sub>H<sub>6</sub>O<sub>4</sub>, die beim Erhitzen aus Aconitsäure (s. d.) unter Kohlensäureabspaltung entsteht. Sie ist der Citraconsäure und Mesaconsäure isomer.

Itajahy (spr.-schai), Fluß im brasil. Staate Santa Catharina, entsteht aus zwei Quellflüssen (I. do Norte und I. do Sul), nimmt von rechts den I. mirim auf und mündet im Süden der Infel São Francisco. Das Thal enthält die deutsche Kolonie Blumenau (s. d.), deren Ausfuhrhafen der Ort I. an der Mündung bildet.

Itak, Waffe, s. Igorroten.

Itakolumit, ein schieferiger hellfarbiger Sandstein, bestehend aus kleinen und feinen Quarzkörnchen und Blättchen von Glimmer, Talk und Chlorit. Von accessorischen Mineralien finden sich Eisenglanz, Eisenglimmer, Magneteisen, auch gediegen Gold; die brasilianischen I. gelten als das eigentliche Muttergestein der dortigen im Schuttlande sich findenden Diamanten. Die ausgedehnteste Verbreitung besitzt der I. in Brasilien, wo er, verknüpft mit alten krystallinischen Schiefern und meistens auf Gneis lagernd, sich durch 17 Breitegrade hindurch in zwei mächtigen, deutlich getrennten Schichtenzonen verfolgen läßt, die nach Hartt wahrscheinlich untersilurischen Alters sind (Berg Itacolumi, Serra do Carrassa, do Itambé, do Canastra u. a. O.). In diesem I. kommen (schon seit 1780 bekannte) Lagen vor, die in dünnen Platten eine sehr deutliche Biegsamkeit zeigen, was zu dem Namen Gelenkquarz, elastischer Sandstein, elastischer Quarz Veranlassung gab (letztere Bezeichnungen sind insofern unrichtig, als die Platten keine elastische Biegsamkeit besitzen). Große Platten schwanken bei aufrechter Stellung mit Geräusch wie dickes Sohlleder hin und her; in horizontaler Lage lassen sie sich in der Mitte mehrere Zoll hoch emporheben, wobei die Enden die Unterlage noch berühren. Die Eigenschaft der Biegsamkeit kommt nicht, wie man früher wohl geglaubt hat, davon her, daß die Quarzkörnchen innerhalb der sich um sie herumschmiegenden Glimmerhäute eine gewisse Verschiebbarkeit besitzen (denn es giebt auch völlig glimmerfreie biegsame Platten), sondern die Quarzkörnchen selbst sind vielfach mit bizarr ein- und ausspringenden Rändern versehen, die bei den Nachbarn gelenkartig ineinander greifen. Übrigens sind biegsame Itacolumitplatten sehr selten. Andere Vorkommnisse von ähnlich sich verhaltendem Sandstein sind später aus Pennsylvanien, aus Nordcarolina, Südcarolina, Georgia, neuerdings aus der Gegend von Dehli in Ostindien bekannt geworden.

Itala, die älteste lat. Bibelübersetzung, der für das Alte Testament die Septuaginta (s. d.) zu Grunde lag. Die I. wurde von Augustinus vor den vielen umlaufenden Bibelübersetzungen bevorzugt (vgl. De doctina christiana, 2, 11, 15). Papst Damasus ließ sie durch Hieronymus (s. d.) berichtigen. Daraus entstand die Vulgata (s. d.), die bald die I. verdrängte. - Vgl. Rönsch, I. und Vulgata (2. Aufl., Marb. 1875).

Italer, s. Italien (S. 742 a).

Italia, s. Italien.

Italia irredenta, s. Irredentisten.

Italica (Italique), die liegende lat. Druckschrift (Kursivschrift, s. d.), zu Anfang des 16. Jahrh. von Aldus Manutius zu Venedig erfunden.

Italica. 1) Röm. Kolonie in der span. Provinz Bätica, 207 v. Chr. von Scipio gegründet, die Heimat der röm. Kaiser Trajan, Hadrian und Theodosius. - 2) Hauptstadt der aufständischen Italer im Bundesgenossenkrieg, s. Corsinium.

Italicus, Sohn des Flavus (s. d.).

Italien (lat. und ital. Italia; frz. L'Italie; engl. Italy), die mittlere der drei südeurop. Halbinseln (Apenninhalbinsel).

Lage, Grenzen und Größe. I. liegt zwischen 37° 55' (Kap Spartivento) und 46° 40' (Monte Trugnone) nördl. Br. sowie zwischen 6° 34' (Monte Tabor bei Bardonnèche) und 18° 26' Kap Otranto) östl. L. von Greenwich, trennt das Mittelmeerbecken in zwei Hälften und bildet nach S. die Brücke von Europa nach Afrika, dem es sich auf 150 km nähert. Viele Jahrhunderte hindurch vermittelte die Halbinsel auch den Verkehr von Mittel- und Westeuropa mit dem Orient. Das schmale Adriatische Meer (s. d.) im O. (im Mittel 180, bei Otranto nur 66 km breit) begünstigt, wenn auch insellos, die Verbindung mit der Balkanhalbinsel, im W. öffnen sich Ebenen zu dem buchten- und inselreichen Tyrrhenischen Meere, während im N. die Alpenmauer einen Abschluß bildet. Die Länge von NW. nach SO. beträgt etwa 1200, die Breite von W. nach O. 35-105 km. In polit. Hinsicht besteht die Halbinsel aus dem festländischen Teil des Königreichs I. (s. S. 742 b), dessen einstiger, jetzt zu Frankreich gehöriger Landschaft Nizza, dem Fürstentum Monaco, Teilen der schweiz. Kantone Tessin und Graubünden, dem Tiroler Trentino und der Republik San Marino. Außerdem sind noch geographisch dazu zu rechnen die großen Inseln Sicilien und Sardinien sowie das franz. Corsica, ferner Elba, die Liparen, Tremiti-Inseln, das engl. Malta u. s. w. In diesem Umfange beträgt der Flächeninhalt etwa 301500 qkm. (Hierzu zwei Karten: Ober- und Mittelitalien und Unteritalien.)

Die natürlichen Grenzen der Halbinsel fallen im allgemeinen mit den politischen des Königreichs I. zusammen. Einige Abweichungen zeigt nur die durch die Alpen gebildete Landgrenze im N.

Küsten. Die ital. Küsten sind jungen Alters und großenteils noch jetzt in Umbildung begriffen. Am ungünstigsten gestaltet ist die Ostküste, die in eine nördl. Schwemmlandküste von der österr. Grenze bis Rimini und eine südl. Längsküste zerfällt. Erstere wird durch Versandung immer unzugänglicher, letztere war dem Verkehr von vornherein nicht günstig (s. Adriatisches Meer). Die Küste des Meerbusens von Tarent, meist steil, nur im N. und an der Cratimündung flach, bietet zwei Naturhäfen: Gallipoli und Tarent. Von der Punta dell' Alice bis Reggio, wo im Altertum zahlreiche bedeutende